Eichstätt
Wichtige Handgriffe gelernt

Marcus Kroll zeigt Flüchtlingen, wie man Fahrräder repariert

23.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:44 Uhr

 

Eichstätt (EK) „Shukran“ – „Danke“. Ein 13-jähriger Bub aus Syrien schiebt glücklich sein frisch repariertes Mountainbike durch die Werkstatt. Er ist einer der Asylsuchenden, die jetzt an einem speziellen Kurs im Eichstätter Industriegebiet teilgenommen haben.

„Alles ist hier in Deutschland besser als in meiner Heimat, auch die Fahrräder“, äußert sich der Bub redefreudig in arabisch. Simon Kolbe, hauptamtlicher Caritas-Betreuer für Asylbewerber, übersetzt das ins Deutsche. Er habe bei diesem Kurs doch einiges gelernt, und er freue sich, dass er mit seinem Rad jetzt wieder zum Einkaufen fahren und durch Eichstätt touren könne, sagt der 13-Jährige.

Marcus Kroll, Inhaber des gleichnamigen Fahrradgeschäfts in der Industriestraße und Leiter des Workshops, hört das gerne. Die Idee zu diesem Kurs kam von Marlies Mayer. In einem Gespräch mit Marcus Kroll hatte sie überlegt, wie man den Asylbewerbern praktisch helfen könne. Da war es für Kroll naheliegend, seine Werkstatt und sein Handwerk anzubieten. Gerade die Flüchtlinge sind auf Fahrräder angewiesen, um mobil zu sein. Und es gibt für sie, wie Simon Kolbe bestätigt, auch ausreichend gespendete Fahrräder.

Die werden aber momentan schon bei kleineren Defekten oft nicht mehr genutzt. Und genau hier setzt nun der Reparaturkurs von Marcus Kroll an: Hilfe zur Selbsthilfe.

Mayer hofft, mit dieser Aktion auch andere Personen ermutigen zu können, nachzudenken, mit welchen Fähigkeiten sie helfen können: „Es gibt sicher noch viele, die mit etwas Mut und Fantasie einen temporären Beitrag für ein bisschen mehr Willkommenskultur leisten können.“ Die Kursteilnehmer kommen aus verschiedenen Unterkünften: aus der Erstaufnahmeeinrichtung Maria-Ward, den Wohnmodulen für unbegleitete Minderjährige in der Gemmingenstraße in Eichstätt und aus der dezentralen Unterbringung des ehemaligen Schlosses von Westerhofen in der Gemeinde Stammham. Mit dabei ist auch Robin Baumgartner. Er ist ein Mitarbeiter von der Jugendhilfeeinrichtung ambuflex, die sich um die pädagogische Betreuung der unbegleiteten Minderjährigen im Auftrag des Jugendamtes kümmert.

Die Asylbewerber haben ihre defekten Räder mitgebracht. Kroll zeigt ihnen grundsätzliche Handgriffe der Reparatur. Ihm ist das Prinzip „Learning by Doing“ wichtig. Die Teilnehmer packen auch lernwillig gerne an, bauen Ersatzteile ein, ölen die Kette und achten auf den nötigen Reifendruck.

Ein großes Anliegen ist Kroll auch die Straßentüchtigkeit – die sei in Deutschland sicherlich ganz anders als in den Heimatländern der Flüchtlinge: „Die Beleuchtung am Fahrrad ist unbedingt erforderlich.“

Aus Westerhofen war Samba Kamora mit der ehrenamtlichen Helferin Maria Werner angereist. Der Senegalese, 45 Jahre alt, schiebt zielstrebig sein Fahrrad durch die Werkstatt. Er will, wie er in gutem Deutsch erklärt, diese einmalige Möglichkeit nutzen, sein Fahrrad wieder verkehrstüchtig zu machen und darüber hinaus Hilfe zur eigenständigen Reparatur zu bekommen. Kamora hofft, demnächst seine Arbeitsstelle antreten zu können. Um diese zu erreichen, brauche er das Fahrrad.

Der nächste Reparaturkurs in der Werkstatt Kroll für Asylbewerber und ehrenamtliche Helfer ist am Samstag, 7. Februar, von 14 bis 17 Uhr.