Eichstätt
Wenig Geld fürs Getreide

Die Bauern legen witterungsbedingt eine kurze Pause ein – Zeit für eine erste Bilanz

21.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

Christian Hufsky, der Geschäftsführer der Raiffeisen Handels GmbH in Seuversholz, blickt nicht ohne Stolz über sein nagelneues Getreidelager. Die Anlieferungszeiten haben sich für die Landwirte durch die neue Halle mit Annahmestation deutlich verkürzt. - Foto: aur

Eichstätt (EK) Die Bauern legen witterungsbedingt bei der Getreideernte eine kurze Pause ein: In den letzten Tagen war es auf den Äckern im Landkreis rund gegangen. Zeit für eine erste Zwischenbilanz. Der Ertrag ist stark von den Böden abhängig, aber überwiegend gut. Der Preis hingegen ist richtig schlecht.

Die Wintergerste ist inzwischen fast zu 100 Prozent gedroschen, berichtet Christian Hufsky, der Geschäftsführer der Raiffeisen Handels GmbH, bei der ein großer Teil der Bauern auf dem Jura ihre Ernte abliefert. Die Wintergerste, die als Viehfutter verwendet wird, habe trotz des trockenen Frühjahrs sehr gute Erträge. Die letzte Trockenphase habe ihr zum Glück nichts mehr anhaben können. Vom Raps, dessen Körner an große Ölmühlen in Mainz und Mannheim verkauft werden, sind inzwischen rund um Eichstätt etwa 40 Prozent geerntet. Die Erträge sind „zufriedenstellend“, sagt Hufsky: „Eine gute Ernte. Und der Ölgehalt liegt über dem Durchschnitt der letzten Jahre.“

Eben erst begonnen hat auf dem Jura das Dreschen von Sommergerste und Weizen. „Es sieht mengenmäßig gut aus“, meint Hufsky, der vor einigen Wochen bei diesen beiden enorm wichtigen Getreidearten noch große Sorgen hatte. Regional werde die Ernte sehr unterschiedlich ausfallen – auf dem Jura aber sei der Regen gerade noch rechtzeitig gekommen. „Wir sind da nämlich ein paar Tage später dran mit dem Abreifen.“ Richtung Donau aber, auf kiesigem Untergrund, sieht es nicht gut aus. Über die Qualität lässt sich momentan noch nichts sagen, dafür ist zu wenig gedroschen – und zu unsicher ist die Wetterlage. Die „magere“ Sommergerste wird als Braugerste vermarktet. Der Weizen ist das klassische „Brotgetreide“.

Heinz Zacherl, der Pflanzenbauberater im Ingolstädter Landwirtschaftsamt, bestätigt, dass der Raps deutlich besser ausgefallen ist als erwartet. „Der hat die Trockenheit gut weggesteckt.“ Bei der Wintergerste sei der Ertrag je nach Bodenqualität sehr unterschiedlich. Auf „schwächeren Böden“ sei der Ertrag nicht gut. Ein großes Thema sei in diesem Jahr nach dem milden Winter („ein Winter, der keiner war“) der Gelbrost, eine extrem aggressive Pilzerkrankung beim Winterweizen. Der Gelbrost tauche ganz punktuell auf und verursache dann große Schäden, so Zacherl.

Eines lässt sich aber jetzt schon sagen: Weil bundes- und europaweit die Erträge gut sind, sind die Preise im Keller, wie sowohl Zacherl als auch Hufsky feststellen. „Wir haben leider Gottes eventuell noch leicht Luft nach unten“, sagt Hufsky. Der Raps zum Beispiel wird momentan für unter 30 Euro für den Doppelzentner verkauft. Vor zwei Jahren bekam der Bauer knapp 50 Euro für dieselbe Menge. Der Weizen liegt aktuell bei 15 bis 16 Euro je 100 Kilo. „Die Bauern sind natürlich nicht begeistert“, erklärt Hufsky. Ihre Fixkosten seien bei der Produktion schließlich unverändert. Und eine mengenmäßig gute Ernte könne den niedrigen Preis nicht abpuffern.

Wie hart das Geschäft in diesem Jahr ist, wie extrem sich die Bodenqualität auf den Ertrag auswirkt, hat der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands Eichstätt-Ingolstadt, Josef Kroll aus Zuchering, am eigenen Leib erfahren. Gestern Vormittag lieferte er eine erste Ladung Weizen von einem besonders kiesigen Acker ins Lagerhaus. „Ein schlechter Standort, ein schlechter Ertrag“, sagt er. „Der Weizen war notreif“ – was bedeutet, dass sich die kurz vor dem Vertrocknen stehenden Pflanzen mit extrem kleinen Körnern zu retten versuchten. Josef Kroll ist da mit seinem Acker nicht alleine: „Im südlichen Bereich sind die Landwirte nicht mehr mit dem Dreschen nachgekommen, weil überall der Weizen notreif geworden ist.“ Und dann noch die Preise. „Die Stimmung ist getrübt bei denen, die mit der Ernte weit sind“, sagt Kroll. „Mit diesen Preisen kann kein Landwirt was verdienen, schon gar nicht auf schlechten Böden.“

Immerhin können sich die Bauern, die nach Seuversholz liefern, über eine ungewöhnlich zügige Betreuung freuen. Erstmals kommt hier ein riesiger Lager-Neubau zum Einsatz, eine Halle, in der 4500 Tonnen Getreide Platz haben. Christian Hufsky hat nun zwei Annahmestationen und kann 330 Tonnen in der Stunde entgegennehmen, bisher waren es 180 Tonnen. Die Folge: „Es hat auch beim größten Andrang maximal 30 Minuten gedauert, bis die Leute auf der Waage waren.“ In der Vergangenheit hatten sich die Landwirte mit ihren beladenen Fuhrwerken auch mal zweieinhalb Stunden die Beine in den Bauch gestanden, bis sie an die Reihe kamen. Aber das ist natürlich eine Frage der Sichtweise. Hufsky: „Ein Bauer hat gesagt: ,Mensch, bei euch ist’s gar nicht mehr grüabig.‘“