Eichstätt
"Weitschreien" bis die Puste ausgeht

Der Spielbus des Kreisjugendrings steht auf der Wiese hinterm Hofgarten – Auch die Sommerschule war zu Besuch

26.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Foto: DK

Eichstätt (EK) So schnell sie kann, läuft Maria los. An der rechten Hand zieht sie David hinterher, der fast über seine eigenen Beine stolpert. Ihre blonden Haare werden hochgewirbelt, als sie an dem bunten Bus vorbeirennt und in die Lücke im Kreis hechtet, wo sie die Hand des kleinen Mädchens neben sich packt. „Schneller!“, ruft sie. Der Spielbus des Kreisjugendrings Eichstätt macht gerade Station in Eichstätt auf der Wiese hinter dem Hofgarten.

Mehr als 30 Kinder hat Stefan Sämeier, der den Spielbus leitet, gezählt. Das ist gut, am Montag waren es nur 18. Das Team hat sich als Thema „Dschungel“ ausgesucht. „Regenmacher“ und andere Urwaldinstrumente wollen sie bauen, Dschungelschmuck basteln und Armbänder knüpfen. Auch Gipsmasken und Hennatattoos sind geplant. So ist für jeden etwas da, Kinder wie Betreuer.

Die Betreuer sind zu acht: Neben Stefan sind da Adrian und Rebecca, die inzwischen junge Erwachsene sind und schon auf vielen Touren mit dabei waren. Dazu kommen die „eher bis ganz unerfahrenen“ Jugendlichen Lukas, Robert, Anna und Elisa.

Anna ist in diesem Jahr zum ersten Mal auf Tour. „Ich wollte schon immer was mit Jugendarbeit machen“, sagt sie und stellt den abgespülten Teller auf ein Handtuch. „Mir gefällt es richtig gut, weil man alles so spontan machen kann“, ergänzt sie. Elisa, ebenfalls ein Neuling, steht mit dem Schwamm in der Hand neben Anna. „Ich war vorher schon auf der Spielbusschulung und dann bei der Hofwoche dabei“, erklärt Elisa. „Ich finde es krass, dass hier die Eltern so viel dabei sind.“

Aber es sind wohl nette Eltern. „Wir kriegen immer jede Menge Holz“, freut sich Stefan, da geht der Brennstoff fürs Lagerfeuer nicht aus. Die Eltern scheinen begeistert zu sein: „Die Betreuer sind wirklich genial. Ich habe hier ein Kind, das sich nicht schnell auf etwas einlässt. Die meisten geben irgendwann auf, aber sie nicht – und schließlich hat er wirklich mitgemacht!“, freut sich die Mutter Janina Weigang. „Wichtig ist, dass der Spielbus nächstes Jahr wiederkommt“, stellt auch Anett Sorgalla fest. An diesem Tag bekommen die Spielbusler sogar Besuch von den Kindern der Sommerschule von Tun.Starthilfe. Knapp 20 Mädchen und Buben tauchen in Begleitung ihrer Betreuer auf und werden sofort in die Reihe integriert, in der jetzt ein neues Spiel begonnen wird: „Weitschreien.“ Eine kleine Schwarzhaarige rennt schreiend los und bleibt erst stehen, als ihr die Puste ausgeht. Es ist ein Spiel zum Austoben, und es kann jeder mitmachen. „Wir haben viele Kleine“, erklärt Stefan. „Der Jüngste ist erst drei, das hat er mir mit seinen Fingern gezeigt.“

Später wird gebastelt, Urwaldschmuck und Einladungen für das Grillfest am übernächsten Tag. Bunte Ketten aus vielen kleinen Perlen entstehen, Ringe aus silbernem Draht und Ohrringe mit blauen und rosa Federn. Die stolzen Träger sind zufrieden.

Wer möchte, kann aber auch den „Malwurm“ bemalen. Oder gleich den Spielbus selbst. Denn der hat jetzt eine Tafeloberfläche, mit Kreiden bemalbar. Seit letztem Jahr haben die Betreuer nämlich einen neuen Bus, der alte war nach den 16 Jahren beinahe auseinandergefallen.

Das Spielbusteam hat ihn liebevoll mit Motiven wie dem Räuber Hotzenplotz oder dem Raben Socke bemalt, umgebaut, so dass der Strom nun auch aus den Solarzellen aus dem Dach gewonnen werden kann, und eingerichtet mit großen grauen Boxen voller Material. Die Mühe lohnte sich, denn schließlich leben sie während der Ferienzeit aus dem Bus, der neben viel Stauraum auch eine Küche bietet – wenn nicht gerade über dem Feuer gekocht wird.

„Gestern gab es Bulgur zum Abendessen“, erzählt Stefan. „Wir haben mindestens einen Veganer und zwei Vegetarier, da schauen wir, dass für alle was da ist.“ Deswegen gibt es heute auch Fleisch- und Gemüsepfanne. Nicht selten kommen zum Abendessen oder Lagerfeuer Freunde und Bekannte vorbei, oder die Verantwortlichen im Kreisjugendring erkundigen sich danach, wie es beim Team läuft. Sie setzen sich ans Feuer und reden über den Tag, die Kinder, die Aktionen, naschen und lachen. So können sie ihre freie Zeit genießen, denn schließlich machen sie diese Aktionen ehrenamtlich, manche sind den ganzen Sommer unterwegs.

Im Zirkuszelt ist es inzwischen kunterbunt. Halbfertige Ketten aus Holzperlen und geflochtene Arm- und Haarbänder schmücken die Dschungelkinder. „Alle Kinder herkommen!“, rufen Stefan und Rebecca laut von der Wiese. Und mit einem letzten „Und tschüss“ verabschieden sich die Großen und Kleinen in die Mittagspause, bevor sie am Nachmittag weiter toben und fädeln.