Eichstätt
Weiter im Sinkflug

DGB Eichstätt fordert ein Umdenken in der Rentenpolitik

09.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:56 Uhr

Eichstätt (EK) Die Themen Rente und Altersvorsorge sind aktuell. Es zeigt sich, dass Frauen eine deutlich niedrigere gesetzliche Durchschnittsrente bekommen, so auch im Landkreis. Darauf weist Erich Seehars, Vorsitzender des Kreisverbands Eichstätt des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), hin.

"Männer, die 2015 in Eichstätt erstmals eine gesetzliche Altersrente bezogen haben, erhielten im Schnitt 1220 Euro pro Monat, Frauen mussten mit durchschnittlich 556 Euro auskommen." Anlass für den Kreisverband Eichstätt, einen Kurswechsel und mehr Stabilität in der Rentenpolitik zu fordern, um Altersarmut einzudämmen. Dass Frauen eine deutlich niedrigere gesetzliche Durchschnittsrente beziehen als Männer, sei unter anderem auf die geringere Erwerbsbeteiligung zurückzuführen. Zudem seien sie häufiger mit reduzierten Arbeitszeiten und dem größer werdenden Niedriglohnsektor konfrontiert. Im Vergleich zum restlichen Regierungsbezirk Oberbayern beziehen Männer im Landkreis Eichstätt höhere Renten.

Während die Abweichung bei männlichen Neurentnern mit plus 191 Euro deutlich über dem Durschnitt liegt, beziehen Frauen, die 2015 in Oberbayern in Rente gingen, mit durchschnittlich 657 Euro eine deutlich höhere Altersrente als diejenigen im Landkreis Eichstätt. Für den Regionsgeschäftsführer des DGB in Oberbayern, Günter Zellner, gibt das ständig sinkende Rentenniveau Anlass zur Sorge: "Das Rentenniveau sinkt seit Jahrzehnten. Lag es im Jahr 2000 noch bei knapp 53 Prozent, so wird es 2016 nur noch rund 48 Prozent betragen. Ohne neue rentenpolitische Weichenstellungen wird dieser Wert weiter auf 43 Prozent im Jahr 2030 abgesenkt."

Zwei Beispiele verdeutlichen die Auswirkungen des sinkenden Rentenniveaus: Ein bayerischer Koch, der heute nach 40 Arbeitsjahren und Bezahlung nach Tarifvertrag in Rente geht, erhält 830 Euro. Im Vergleich dazu müsste ein Koch mit derselben Erwerbsbiografie, der im Jahr 2030 in Rente geht, mit rund 85 Euro weniger auskommen. Eine Krankenschwester im öffentlichen Dienst müsste sogar auf mehr als 100 Euro verzichten. Sie käme nur noch auf rund 880 Euro durchschnittliche gesetzliche Rente.

Durchschnittsverdiener hätten mit dieser geplanten Absenkung des Rentenniveaus immer größere Schwierigkeiten, ihren Lebensstandard im Alter auch nur annähernd aufrechtzuerhalten. "Besonders hart trifft es Menschen mit kleinen Einkommen. Sie laufen sogar Gefahr, lediglich Rentenansprüche zu erwirtschaften, die unterhalb der Grundsicherung liegen", so Zellner. Bereits heute sind mehr als 122 000 Rentnerinnen und Rentner in Bayern auf Grundsicherung angewiesen - das entspricht ungefähr der Größe von Ingolstadt. Seit 2007 ist das ein Anstieg um rund 36 000 Menschen.

Damit dieser Trend umgekehrt werden kann, fordert der DGB das Rentensystem nachhaltig zu sichern. "Der entscheidende Schritt ist die Stabilisierung des Rentenniveaus und zugleich eine deutliche Erhöhung auf lange Sicht", betont Zellner. Die DGB schlägt vor, den Beitragssatz schrittweise bis 2030 auf 33 Prozent anzuheben. Zudem müssen gesamtgesellschaftliche Aufgaben wie die "Mütterrente" konsequent aus Steuermitteln statt aus Beitragszahlungen der Versicherten finanziert werden.

Laut Zeller ist eine neue Ordnung notwendig, denn gute Arbeit heute ist eine wesentliche Grundlage für gute Renten morgen. Auch der betriebliche Gesundheitsschutz muss ernster genommen werden: "Viel zu viele Menschen schaffen es bereits heute nicht, gesund in Rente zu gehen. Die Folgen sind lebenslange Abschläge und damit niedrigere Renten. Das werden wir nicht hinnehmen", betont der Regionsgeschäftsführer. Der "Rentenreport Bayern 2016" kann unter https:'Bayern.dgb.de/-/hSk heruntergeladen werden.