Eichstätt
Waffenstillstand in einem harten Kampf

Die heftige Borkenkäfer-Saison 2017 ist zu Ende - Es hätte noch schlimmer kommen können

12.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr
Ein riesiges Zwischenlager für Käferholz haben die Bayerischen Staatsforsten, Forstbetrieb Kipfenberg, auf dem Gelände des ehemaligen Natursteinbetriebs Niefnecker bei Workerszell angelegt. Erklärtes Ziel ist es, durch die Verzögerung des Verkaufs den leicht überhitzten Holzmarkt zu stabilisieren und den Privatwaldbesitzern dadurch zu helfen. −Foto: Spreng

Eichstätt/Kipfenberg (EK) Das ist schon eine Menge Holz, die sich da auf dem Gelände des stillgelegten Natursteinwerks Niefnecker bei Workerszell türmt. Es sind Stämme, die dem Borkenkäfer in diesem Sommer zum Opfer gefallen sind. Doch jetzt ist die Käfersaison zu Ende. Alle atmen auf.

Sie hatten ein riesiges Problem in diesem Sommer, die Waldbesitzer im Raum Eichstätt. Die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Eichstätt hatte schon im Frühsommer Alarm geschlagen und die hiesigen Jurawälder zum bayerischen "Epizentrum" der Borkenkäferplage erklärt (bereits im Bereich der Waldbauernvereinigung Altmannstein sah es deutlich besser aus). Rund um Eichstätt aber hatte der dritte warme Sommer in Folge der massenhaften Verbreitung der Schädlinge auf den wasserarmen Juraböden Vorschub geleistet, und es war rasch klar, dass sämtliche Eigentümer von Fichtenbeständen in den folgenden Monaten höllisch aufpassen mussten. Für die großen Staatswälder im Landkreis Eichstätt, bewirtschaftet vom Forstbetrieb Kipfenberg der Bayerischen Staatsforsten, galt das natürlich genauso.

Den ganzen Sommer über standen die Wälder unter scharfer Beobachtung, wurden die vom "Buchdrucker" befallenen Stämme so schnell wie möglich gefällt und weggeschafft, um eine geradezu virusartige Verbreitung der Käfer zu verhindern.

Und dennoch fielen massenhaft die Fichten den Schädlingen zum Opfer. FBG-Vorsitzender Hans Stadler als Vertreter von 2300 Waldbesitzern im Raum Eichstätt berichtet, dass er in diesem Jahr rund 150 000 Festmeter Holz zu vermarkten hat. Die übliche Jahresmenge liege deutlich unter 100 000. Da weiß man, was der Käfer anrichtet. "Und trotzdem sind wir insgesamt noch mit einem blauen Auge davongekommen", sagt Stadler. "Es hätte noch schlimmer kommen können." Das größte "Käferloch" im FBG-Gebiet war übrigens ein Wald bei Dunsdorf (Markt Kipfenberg): Da mussten auf einem Fleck 1500 Festmeter Fichtenstämme gefällt werden. Das bedeutete konkret etwa drei Hektar Kahlschlag, sagt Hans Stadler und mahnt alle Waldbauern, den Klimawandel bei der Aufforstung und der Wahl der Baumarten zu berücksichtigen: "Das sollte jedem zu denken geben." Zumal auch die Holzpreise mindestens ab August gesunken sind. Absetzen ließ sich das frisch geschlagene Holz glücklicherweise gut: "Was uns wirklich positiv geholfen hat, ist, dass die Wirtschaft auf vollen Touren läuft."

Was ebenfalls hilfreich war und wofür Stadler im Namen der Waldbauern ausdrücklich dankt, ist die Strategie der Bayerischen Staatsforsten: Die haben konsequent einen beträchtlichen Teil des Käferholzes aus ihren Wäldern langfristig in Nass- und Trockenlagern zwischendeponiert, um eine fatale Überhitzung des bayerischen Holzmarktes zu verhindern. Dazu gehört auch das Depot auf dem ehemaligen Niefnecker-Gelände bei Workerszell mit mehreren Tausend Festmetern Holz. Nasslager waren allerdings im Landkreis Eichstätt nicht möglich - da stellte sich das Wasserwirtschaftsamt quer, sodass der Forstbetrieb Kipfenberg mit einem sehr großen Lager in den Kreis Dillingen auswich, auf halbem Weg zu möglichen großen Abnehmern. Und zudem erließen die Staatsforsten schon vor Monaten einen Einschlagstopp bis Ende November für gesundes Fichtenholz. Der stellvertretende Leiter des Forstbetriebs Kipfenberg, Ernst Geyer, erklärt das Konzept. "Das ist ein Beitrag der Bayerischen Staatsforsten, um den Markt zu stabilisieren und den Preis zu sichern." Dazu gehört auch, dass die Staatsforsten Fichtenholz auf ihrem eigenen Bahngleis in Eichstätt-Bahnhof per Güterzug zu Sägewerken fernab von Bayern schicken.

Die Rechnung, so scheint es, ist aufgegangen, und für das nächste Jahr werden die Karten ohnehin neu gemischt. "Wir werden im Jahr 2018 wieder Käfer kriegen", weiß FBG-Chef Hans Stadler. Und die einzige richtige Hilfe könne da nur von der Natur selbst kommen, in Gestalt von viel, viel Regen. Die meisten Menschen, grade in der Stadt, werden das nicht gerne hören, was Stadler sich wünscht: "Wir hoffen, dass wir mal einen richtig miserablen Sommer kriegen."