Eichstätt
Für Essen reicht es oft nicht mehr

Im Vergleich zum Vorjahr wurden 6000 Euro mehr aus dem Sozialfonds der Stadt ausgegeben

22.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:53 Uhr

Heike Oehlke unterstützt als Mitarbeiterin des Sozialfonds der Stadt Eichstätt Menschen, die sich in einer finanziellen Notlage befinden. - Foto: Kretzmann

Eichstätt (EK) Das Jahr 2016 geht dem Ende zu und der Stapel an Unterlagen auf dem Schreibtisch von Heike Oehlke, Mitarbeiterin des Sozialfonds der Stadt Eichstätt, wird allmählich auch kleiner. Rund 18 000 Euro wurden in diesem Jahr an Bürgerinnen und Bürger der Stadt ausgezahlt.

Für Menschen, die sich in einer finanziellen Notlage befinden, wurden damit heuer knapp 6000 Euro mehr als im Vorjahr ausgegeben. Insgesamt hat Oehlke 56 Anträge bearbeitet, ein paar mehr als im Vorjahr. "Eine Handvoll wird bis Jahresende, denke ich, noch dazukommen, aber pro Jahr kann man im Schnitt mit rund 60 Anträgen rechnen", fügt sie hinzu. Den größten Posten nimmt heuer der Bereich Wohnen ein. "Über 12 000 Euro sind dabei beispielsweise für Möbel ausgezahlt worden", berichtet sie.

Ein Schicksal hat die Mitarbeiterin des Sozialfonds dabei besonders berührt. Eine junge Mutter wurde von ihrem Mann bedroht und verließ aus ihrer Notlage heraus mit ihrem Kind die Wohnung. Zwar hat sie eine neue Bleibe gefunden, doch für das nötige Mobiliar hat das Geld nicht mehr gereicht. Schließlich bekam die junge Frau Unterstützung vom Sozialfonds, und so konnte ihre Wohnung mit Möbeln ausgestattet werden. "Eine solche Geschichte berührt einen wirklich sehr und da hilft man auch gerne", sagt Oehlke. Die junge Mutter erhielt mit einer Unterstützung von 2000 Euro zudem die höchste Auszahlung des Fonds.

Im Schnitt beläuft sich der durchschnittliche Zuschussbetrag auf etwa 250 Euro pro Person. Aber es wurden auch kleinere Summen ausgezahlt. "Der kleinste Betrag lag in diesem Jahr bei 15 Euro, öfter wurden auch 20 Euro ausgezahlt", sagt Oehlke.

Doch die junge Frau ist kein Einzelfall. "In diesem Jahr sind viele junge Erwachsene, insbesondere alleinerziehende Mütter, zu uns gekommen", erzählt Oehlke. "Vor ein paar Jahren waren es eher ältere Menschen, die sich an uns gewandt haben", fügt sie hinzu. In diesem Jahr konnte ein besonders trauriger Trend in Eichstätt festgestellt werden: "Viele Menschen beantragen Hilfe, weil sie sich am Ende des Monats den allgemeinen Lebensunterhalt nicht mehr leisten können", erzählt sie. So gab es im Verlauf des Jahres auch Fälle, wo mit Geldern des Sozialfonds Menschen der Kühlschrank gefüllt wurde, wie die Rathausmitarbeiterin berichtet. "Es kommt auch vor, dass jemand an meine Türe klopft, weil er kein Geld mehr für Benzin hat, um in die Arbeit zu fahren", fügt sie hinzu. Ein weiteres Beispiel, das Oehlke nennt, ist eine junge Frau, deren Kind an vielen Unverträglichkeiten leidet und deshalb teure Spezialnahrung braucht. "Da wird es für eine alleinerziehende Mutter natürlich finanziell schwierig", sagt sie, "es ist wirklich ein trauriger Trend, dass viele am Monatsende sich und ihre Familie kaum noch ernähren können."

Dennoch gibt es auch Positives zu berichten: Der Bedarf an Kleidung, Schulmaterialien und Unterstützung in Sachen Gesundheit, wie beispielsweise Kosten für Medikamente, ist deutlich zurückgegangen. Auch die Zahl der Menschen, die finanzielle Engpässe aufgrund von zu hohen Mieten und Nebenkosten hatten, ist nicht weiter angestiegen.

Neben einem Grundstock von 4000 Euro, den die Stadt stellt, wird der Sozialfonds durch Spenden finanziert. In diesem Jahr waren es rund 13 000 Euro - 10 000 Euro weniger als im vergangenen Jahr. "Hier war aber eine zweckgebundene Einzelspende, nur für alleinerziehende Mütter, in Höhe von 10 000 zu verbuchen, so dass ohne diese Spende ungefähr der gleiche Betrag wie 2015 eingegangen ist", erklärt Oehlke. Auch wenn die Zahl der Anträge im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen ist, kann man dennoch keine Prognose für die Zukunft abgeben. "Es ist nicht so, dass die Zahl der Anträge jährlich zunimmt", erklärt sie, "2015 waren es weniger Anträge als in den Jahren 2014 und 2013, die ausbezahlten Beträge waren aber höher." Wie es also 2017 aussehen wird, kann laut Oehlke nicht abgeschätzt werden.