Eichstätt
Vorbeugen statt abzocken

Bei der Lasermessung: Die Polizei will mit Geschwindigkeitskontrollen präventiv arbeiten

24.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

Mit einer Laserpistole sind Beamte der Polizeiinspektion Eichstätt immer wieder zur Geschwindigkeitsmessung unterwegs - wie hier an der B 13 in Höhe des Waldgasthofs Geländer. - Foto: ver

Eichstätt (EK) Regelmäßige Kontrollen als Prävention: Dass Geschwindigkeitskontrollen an neuralgischen Stellen helfen, Autofahrer zu sensibilisieren, davon ist der Eichstätter Polizeichef Heinz Rindlbacher überzeugt. Seine Beamten sind deswegen immer wieder mit der Laserpistole unterwegs.

Adolf Heger und Hermann Wein bauen ihre Laserpistole auf einem Dreibeinstativ am Straßenrand auf. Auf der Bundesstraße 13 in Höhe des Waldgasthofs Geländer werden die beiden Polizeibeamten in der kommenden Stunde die Geschwindigkeiten vorbeifahrender Autos messen. Erst jüngst wurde auf dieser Strecke eine 20-jährige Fahrerin aus dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen mit 179 Kilometern pro Stunde gestoppt (wir berichteten). Ob auch an diesem Nachmittag die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h überschritten wird? „Schau mer mal“, meinen die Polizisten.

Drei Lastwagen brummen heran. Der schnellste von ihnen ist mit gerade einmal 80 km/h unterwegs. Es dauert eine Weile, bis sich die nächsten Fahrzeuge nähern – mit gemäßigtem Tempo. Adolf Heger kann sich das gut erklären: „Sobald die Polizei in Sicht kommt, bremsen die meisten Fahrer reflexartig ab.“ Ihm geht es nicht darum, möglichst viele Raser zu blitzen, sondern zu garantieren, dass die Fahrer während der Zeit, die das Radargerät aufgebaut ist und möglichst auch noch danach, angepasst unterwegs sind. „Wir stehen offen da. Wir verstecken uns nicht“, stimmt ihm auch Hermann Wein zu. Die Autofahrer sollen nicht „abgezockt“ werden, sondern unfallbelastete Strecken sicherer gemacht werden.

Überhöhte Geschwindigkeit ist die Hauptursache vieler Unfälle mit schwer verletzten Personen. Und deswegen sind die Beamten auf der Pirsch: „Ziel der Geschwindigkeitsmessung ist, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und schwerere Unfälle zu verhindern“, sagt Heinz Rindlbacher, der Leiter der Polizeiinspektion Eichstätt. „Je nach Einsatzbelastung führen wir Geschwindigkeitsmessungen mehrmals in der Woche durch, damit der Verkehrsteilnehmer weiß: Hier wird geblitzt, und aus diesem Grund besonnener fährt.“ Als Beispiel verweist er auf den Kindinger Berg an der Autobahn A 9. Dort steht bekanntlich regelmäßig ein Geschwindigkeitsmesser (für den aber eine andere Inspektion zuständig ist). Die Eichstätter Beamten wechseln ihre Standorte, nehmen sich aber immer Unfallschwerpunkte vor.

Die Laserpistole wird überwiegend außerorts eingesetzt, wo die schwersten Unfälle passieren. Oft wird auch dort gemessen, wo von Anwohnern oder den Gemeinden Beschwerden eingehen. Für solche Kontrollen stehen der Eichstätter Polizei 17 Beamte zur Verfügung, die an der Handlaserpistole ausgebildet sind und diese einsetzen können.

Und warum eine Laserpistole? Rindlbacher erklärt den Vorteil im Vergleich zu einem herkömmlichen Radargerät: Sie kann Geschwindigkeiten auf einer Entfernung von 1000 Metern messen. Außerdem werden Geschwindigkeitsüberschreitungen sofort geahndet. Fotos kann die Pistole keine schießen und gespeichert werden die Daten auch nicht. „Die Laserkontrolle ist deshalb so nachhaltig, weil die Fahrer gleich gestoppt und belehrt werden. Das führt dazu, dass in den meisten Fällen ein Umdenken stattfindet“, weiß Rindlbacher aus seiner Erfahrung. Zudem könne der Betroffene „das Gerät selbst prüfen und die angezeigte Geschwindigkeit ablesen“, ergänzt Adolf Heger.

Die größte Geschwindigkeitsüberschreitung, die der Polizeibeamte bisher gemessen hat, liegt bei 182 km/h – auch auf der B 13. An diesem Nachmittag ist es etwas ruhiger. Das liegt unter anderem daran, dass viele Lkw unterwegs sind, die den Verkehr abbremsen. Außerdem machen Autofahrer aus dem Gegenverkehr mit kurzem Aufblenden immer wieder auf die Kontrolle aufmerksam – wirksam: Das eine oder andere Auto fährt mit gerade einmal 65 Kilometern pro Stunde vorbei. Dabei werden nur Geschwindigkeiten von über 120 km/h geahndet.

„Wir wollen nur die Raser und nicht die, die ein bisschen zu schnell fahren“, klärt Heger auf. Eine 23-jährige Fahrerin aus dem Landkreis Weißenburg erwischt es dann doch. Auf einer Entfernung von 677 Metern zeigt das Messgerät eine Geschwindigkeit von 128 km/h an. Mit der Warnkelle in der Hand und einer Sicherheitsweste am Oberkörper läuft Hermann Wein auf die gegenüberliegende Fahrbahn und winkt den Pkw heraus. Die junge Fahrerin wird noch an Ort und Stelle von den Beamten belehrt und bekommt die Konsequenzen ihrer Geschwindigkeitsüberschreitung aufgezeigt. Nach Polizeiangaben erwarten sie nun ein Punkt in Flensburg sowie eine Bußgeldzahlung in Höhe von 70 Euro. Die 23-Jährige bleibt an diesem Nachmittag die Einzige. Polizeichef Heinz Rindlbacher ist zufrieden: „Wir haben unser Ziel erreicht“, resümiert er.

Dass die Polizeiarbeit wirkt, soll sich an diesem Nachmittag auch noch zeigen: Kurz vor dem Ende der Messung fährt ein gelber Pkw vorbei. Ein Blick auf das Nummernschild genügt den Beamten, um ihn als den Wagen der kürzlich mit 179 km/h gestoppten 20-Jährigen zu erkennen. Dieses Mal ohne Geschwindigkeitsüberschreitung. Das entlockt Heger ein Lob: „Anständig gefahren.“