Eichstätt
Von Heimsuchung zu Himmelfahrt

Fachbereich Denkmalpflege der Diözese kürt Kunstwerk des Monats: Der Wechsel der Altarbilder in Seligenporten

16.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr

Das Altarblatt zur Aufnahme Mariens in den Himmel in Seligenporten ist das Kunstwerk des Monats Januar. - Foto: Diözesanmuseum/pde

Eichstätt/Seligenporten (pde) Eine bewegte Geschichte hat ein Gemälde in der ehemaligen Klosterkirche und heutigen Pfarrkirche Seligenporten, das vom Fachbereich Kultur- und Denkmalpflege der Diözese Eichstätt als Kunstwerk des Monats Januar vorgestellt wird.

Das Gemälde, das Zisterzienserpater Bernhard Laurent im Jahr 1940 geschaffen hat und die Aufnahme Mariens thematisiert, war bis 1978 in den Hochaltar der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt eingebaut. Heute hängt es an der Südwand des Chores, weil der Hochaltar inzwischen wieder seine frühere spätbarocke Gestalt zurückbekam.

Der Stil des Altarblattes kann als barockisierend klassifiziert werden, doch tragen die Figuren großenteils realistische Züge, so beschreibt es Dr. Emanuel Braun, Leiter des Eichstätter Diözesanmuseums. Beispielsweise ist eine Apostelfigur eine Porträtstudie nach dem damaligen alten Schreinermeister von Seligenporten. Das Gemälde zeigt im Vordergrund den offenen Steinsarkophag, um den sechs Jünger gruppiert sind. Zwei knien, vier weitere Apostel drücken ihre Überraschung aus, dass das Grab leer ist, und verfolgen überwältigt die Himmelfahrt. Von dieser Gruppe abgerückt bemühen sich zwei andere Apostel, die schwere Deckplatte zu halten. Im Hintergrund eilen zwei männliche Figuren über die Stufen zum Grab, um das Wunder mitzuerleben. Die Muttergottes hat sich bereits über der Schlucht erhoben. Von Engeln getragen, die Blumen verstreuen, breitet sie die Arme aus und taucht in das gleißende Himmelslicht ein. Die Dramatik des Geschehens drückt sich auch in der Gestaltung des Himmels mit feurigen Farbtönen aus.

Seligenporten ist bekannt wegen seines ehemaligen Zisterzienserinnenklosters und wegen des monumentalen Kirchenbaus. Um 1230/1240 bildete sich in der Gegend eine Gemeinschaft frommer Frauen, die in selbst gewählter Armut lebten. Die Gemeinschaft wurde in den Zisterzienserorden aufgenommen. Nach der Reformation blieb wegen der protestantischen Territorien in der Umgebung der Nachwuchs aus, so dass schließlich 1565 das Kloster aufgehoben wurde. 1669 stellte der bayerische Kurfürst die meisten Klöster der Oberpfalz wieder her. Seligenporten wurde dem Kloster der Salesianerinnen in Amberg zugeschlagen, die die Grundherrschaft übernahmen. Sie errichteten auch 1696 die Pfarrei. Nach der Säkularisation wurden die Liegenschaften an Privatpersonen veräußert. Doch 1929/30 kam es zu einem Neubeginn des Klosterlebens. Der Konvent der Zisterzienserabtei Bronnbach siedelte nach Seligenporten um, weil er sich dort günstigere Bedingungen erhoffte, und erwarb die Klostergebäude und Landwirtschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet der Konvent in Schwierigkeiten, so dass er sich 1967 bereits wieder auflöste.

Die Pfarrkirche Seligenporten wurde ursprünglich als Klosterkirche errichtet und geht in ihrer heutigen Gestalt auf die Zeit um 1330/40 zurück. 1728 wurde ein spätbarockes Hochaltarretabel mit Säulen und Gemälden aufgerichtet. Das Altarblatt schuf Wolf Simon Groß aus Landshut. Es hat die Heimsuchung Mariens zum Thema.

Die meisten Kirchen der Zisterzienser, wie auch in Seligenporten, trugen das Patrozinium Mariä Aufnahme in den Himmel (15. August). Deshalb entschied sich der neue Konvent im Jahr 1940 dazu, das Thema des Hochaltars zu ändern und diesen mit einem anderen Gemälde - eben jenem auf dem Foto - auszustatten. Der Künstler Pater Bernhard (Dominik) Laurent, geboren 1893 in Paris, gehörte zu der Zeit dem Konvent an. Er erhielt den Auftrag, das neue Altarbild zu schaffen. Pater Bernhard war eigentlich Mönch der Abtei Stams in Tirol und starb 1975 in Enzenbach/Steiermark. Über seine künstlerische Ausbildung ist nichts überliefert. Werke aus der Zeit um 1940 sind in der Diözese Eichstätt außer in Seligenporten noch nachweisbar in der Filialkirche Altenfelden, Pfarrei Allersberg, wo er den barocken Kreuzwegzyklus kopiert hat. Eine weitere Kopie davon befindet sich in der Pfarrkirche St. Rupert in Gerolfing.

Seit 1983 wird im Bistum Eichstätt der Bestand an Kunstwerken dokumentiert. Bei der Forschung und Erfassung kommt es immer wieder zu überraschenden Erkenntnissen. Mit der Reihe "Kunstwerk des Monats" werden auf der Homepage des Domschatz- und Diözesanmuseums einige dieser in der Öffentlichkeit bisher wenig bekannten Erkenntnisse vorgestellt: www.dioezesanmuseum-eichstaett.de" class="more"%>.