Eichstätt
Virtuose Cello-Klänge

Anja Lechner musizierte in der Galerie "Bildfläche"

30.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:24 Uhr

Eichstätt (EK) Neben den Kirchen, dem Asthe und dem Spiegelsaal gibt es in unserer Stadt neuerdings einen weiteren Rahmen für Kammerkonzerte: die kleine Galerie „Bildfläche“ am Bahnhofsplatz. Mit etwa 30 Zuhörern war das intime Studio bis zum letzten Platz ausgebucht.

War es kürzlich mit Sylvia Gottstein eine junge Harfenistin, die munter plaudernd ihr Instrument vorstellte, stand diesmal die Cellistin Anja Lechner im Zentrum des Geschehens.

Ungewöhnlich war nicht nur die fast private Atmosphäre, sondern auch das Programm: erst der Erzvater der Musik, Johann Sebastian Bach, dann mit dem englischen Offizier und Gambenisten Tobias Hume (1569–1645) ein seinerzeit viel gerühmter Künstler der englischen Renaissance. Auch der Dritte im Bunde der alten Meister, Carl Friedrich Abel (1723–1787), war seinerzeit hochberühmt, sein Vater hatte noch unter Bach in der Köthener Hofkapelle musiziert. Klassik und Romantik wurden von der Cellistin übersprungen, dafür durfte man – abgesehen vom „modernen“ Klassiker Luciano Berio (er starb vor zehn Jahren) – eine Reihe von Komponisten der Gegenwart hören, wobei ein Teil der Werke sogar eigens für Anja Lechner und ihr Cello geschrieben worden war.

Bachs sechs Solosuiten für Cello gibt’s laut Schallplattenkatalog in den unterschiedlichsten Bearbeitungen zu hören, für Blockflöte, Gitarre, Marimbaphon, Saxophon und Klavier für die linke Hand, am bekanntesten sind die Interpretationen durch den „Pionier“ für werkgetreues Musizieren, Jordi Saval.

Mit geschlossenen Augen spielend blieb dem wie aus einer anderen Welt stammenden Werk Anja Lechner nichts schuldig. Eine Entdeckung waren die etwa 100 Jahre älteren knappen Gambenkompositionen des englischen Captains Hume, lebendig und werkgetreu interpretiert. Die Gambe ist ja heute längst durch das Cello verdrängt. Abels kleines Präludium gab der Cellistin Gelegenheit, ihre Virtuosität hören zu lassen. Ähnliches gilt für Berios knappes Stück „Les mots sont alleés“, gar nicht wehtuend klingend, wie so manches Stück der Moderne. Auch die übrigen Werke von Gegenwartskleinmeistern waren melodiebestimmt, etwa Valentin Silvestrovs „Augenblicke der Stille und Traurigkeit“ oder die „Canzion para violoncello solo“ des 1935 geborenen Argentiniers Dino Saluzzi. Gleiches gilt für das heiter gelöste „Capriccio“ des Armeniers Tigran Mansurian. Mit den „Bells“ des Bulgaren Gheorgi Arnaoudov (geboren 1957) ließ die Cellistin mit Streichen und Klopfen, ergänzt durch ein Glöckchen-Armband, nochmals ihre ganze Kunst aufklingen. Der Beifall des Auditoriums war herzlich und lang andauernd.

Hawe