Eichstätt
Viel mehr als "nur" Lehrer

30.08.2011 | Stand 03.12.2020, 2:28 Uhr

Der leidenschaftliche Computertüftler Stefan Hanauska an einem der vielen Rechner im Vereinsheim des Bürgernetzverbands Altmühl.Net in der Römerstraße - Foto:Burgstaller

Eichstätt (EK) Eigentlich wollte er ja nie Lehrer werden. Doch wie sooft, kommt es am Ende ganz anders, als man denkt. Denn heute ist Stefan Hanauska (27) aus Pfünz Lehrer mit Leib und Seele – und nebenbei mit außergewöhnlichem Engagement ehrenamtlich tätig.

Der 27-Jährige hatte schon in seiner Jugend andere Hobbys als andere Jungs in seinem Alter: Statt für Fußball interessiert er sich schon mit elf Jahren viel mehr für Technik. „Zu Hause habe ich einmal einen alten Computer mit Programmierhandbuch im Schrank gefunden. Also habe ich angefangen zu lesen“, erzählt Hanauska. Von diesem Moment an war die Informatik nicht mehr aus seinem Leben wegzudenken.

Jahr des Ehrenamts

Einen „Lehrer“, der ihm etwas beibrachte, brauchte er allerdings nicht: „Ich bin Autodidakt“, grinst er stolz. Als er 15 Jahre alt war, hatte er mit der Schülerzeitung des Willibald-Gymnasiums einen Stand bei den Eichstätter Medientagen. Und wie der Zufall so will, hatte auch der Bürgernetzverein „Altmühl.Net“ in der damaligen Anfangszeit des Internets seinen Stand dort aufgebaut. „Die arbeiteten dort nicht mit dem schnöden Windows, sondern mit Linux, das hat mich total fasziniert“, erinnert sich der Sohn eines Gymnasiallehrers. Der erste Kontakt mit dem Verein, dem er später einen Großteil seiner Freizeit schenken sollte, war geboren. Als man ein Jahr später das Altmühl.Net-Vereinsheim baute, war er bereits festes Mitglied.

Von da an gab er im Rahmen des Vereins, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Bürgern im Landkreis die Chancen der neuen Medien nahezubringen, regelmäßig Kurse und leitete Projekte. Ehrenamtlich in seiner Freizeit versteht sich. Dabei war Hanauska zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 17 Jahre und drückte selbst noch die Schulbank am Willibald-Gymnasium. Mit 18 Jahren, 2001, wurde er schon in den Vorstand gewählt und übernahm auch gleichzeitig die Leitung der Jugendgruppe.

Als er 19 Jahre alt war und mit dem Abitur in der Tasche die Schule verlies, musste er nicht groß nachdenken, wie sein weiterer Lebensweg verlaufen sollte: Informatik sollte es sein. Also zog er vom kleinen Eichstätt hinaus in die Landeshauptstadt München, um dort Diplominformatik zu studieren. Lange ausgehalten hat er es dort aber nicht: Zwei Jahre später schon verschlug es ihn zurück nach Eichstätt. Er wechselte sein Hauptfach in Mathematik und studierte fortan an der Uni in Eichstätt weiter.

Bis dahin schien sein Leben in geordneten Bahnen zu verlaufen. Bis 2007 die Wendung per Anruf kam. „Während eines Jugendprojekts bekam ich den Anruf des Christoph-Schreiner-Gymnasiums in Ingolstadt, und die fragten mich, ob ich Lust hätte, dort als Lehrer zu arbeiten. Ich war baff“, erzählt Hanauska.

Eigentlich hatte er nie Lehrer werden wollen. Als ihn dann aber einer seiner Schützlinge aus der Jugendgruppe fragte, was er denn beim Altmühl.Net ständig mache, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Er war ja gewissermaßen schon seit fast zehn Jahren Lehrer. „Also habe ich zugesagt und noch während meines Studiums acht Stunden pro Woche Informatik- und Matheunterricht gegeben.“

Nach seinem Diplomabschluss 2009 übernahm der damals 24-Jährige bereits 21 Lehrstunden pro Woche. Dass ein Student an einer Schule unterrichtet, war auch gar nicht so unüblich. Gerade in den Naturwissenschaften herrscht an vielen Schulen ein akuter Lehrermangel, weshalb letztlich Studenten dieser Fächer als sogenannte Quereinsteiger einspringen dürfen.

Als Hanauska nach dem Studium ebenfalls den Weg über den Quereinstieg gehen wollte, gab es die Möglichkeit, auf diesem Weg Vollzeitlehrer zu werden, jedoch nicht mehr. Trotzdem entschied er sich dafür, das erste Staatsexamen nachzuholen – und nicht eine weitaus besser bezahlte Position in der Wirtschaft anzustreben.

Also reduzierte er sein Lehrpensum auf „nur“ 17 Wochenstunden, um sich auf die insgesamt 15 Prüfungen vorzubereiten. „Hart war, dass ich auch Prüfungen in Fächern ablegen musste, zu denen ich nie eine einzige Vorlesung gehört habe.“ Doch wieder kam das autodidaktische Genie zum Vorschein, und Hanauska wälzte Buch um Buch in Eigenregie.

Und der Aufwand hatte sich gelohnt. Im Juli erst kam endlich die Bescheinigung: mit einem Notendurchschnitt von 1,8 bestanden. Im September kann er als Referendar in Schwabach anfangen.

Bis dahin waren es vier beschwerliche Jahre, die Hanauska aber keineswegs bereut: „Ich würde diesen Weg immer wieder gehen, die Mühe, bis hierher zu kommen, war es voll und ganz wert.“

Doch trotz der Doppelbelastung als Lehrer und Student hat er seine Ehrenämter nicht vernachlässigt und ist den Jugendlichen im Altmühl.Net- Vereinsheim weiterhin mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Bis 2010 leitete er sogar noch die Jugendgruppe weiter. Im Jahr 2009 wurde er außerdem noch zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.

Heute hat Hanauska nicht nur dieses Amt inne, sondern ist zudem zweiter Vorsitzender im übergeordneten „Bürgernetzverband Deutschland“ und Kassenrevisor beim Kreisjugendring. Im „Bürgernetzverband Deutschland“ ist er zusätzlich für die Bereiche der Jugend- und Bildungsarbeit zuständig, und im Kreisjugendring macht er nebenbei noch Fortbildungen für Jugendliche im Bereich Medienarbeit. Und obwohl er bis zum Hals im Lernstress für sein Staatsexamen steckte, ließ er es sich nicht nehmen, die Jugendredaktion im Rahmen der Eichstätter Kulturtage weit vorher zu planen und anschließend bei der Leitung der 30 Köpfe umfassenden Redaktion aktiv zu sein.

„Zwar weiß ich, dass als Diplommathematiker in der freien Wirtschaft doppelt so hohe Einstiegsgehälter zu verdienen wären, mir ist es aber viel wichtiger, einen Beruf zu haben, in dem ich langfristig glücklich bin“, resümiert Hanauska. Tatsächlich scheint Lehrer für ihn nicht nur sein Traumberuf, sondern schon fast Berufung zu sein. Und dass Stefan Hanauska, „nur wegen der vielen Ferien“ Lehrer werden wollte, wie er scherzhaft behauptet, nimmt ihm bei seinem ehrenamtlichen Engagement sowieso keiner ab.