Eichstätt
Versteckte Juwelen

Deutsches Forschungsprojekt "Regionale Baukultur und Tourismus" zu Gast in Eichstätt

24.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

Tauschten sich über die regionale Baukultur aus: Christoph Würflein (Geschäftsführer Naturpark Altmühltal), Stadtplaner Frank Pflüger, Karsten Palme (Compass GmbH), Christine Orth (Projektkoordinatorin Jurahaus) und Laura Dippmann (Informationszentrum Notre Dame). - Foto: pp

Eichstätt (pp) Der Naturpark Altmühltal will nicht mit künstlichen Attraktionen werben, sondern setzt auf Originalität und Authentizität. Ein Beispiel: seine traditionelle Baukultur. Jetzt ist das Altmühltal damit auch in das Blickfeld eines Forschungsvorhabens gerückt.

Die Forschung wird von namhaften Experten derzeit im Auftrag des Bundesbauministeriums und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung deutschlandweit betrieben. Bei einem Ortstermin in Eichstätt waren Stadtplaner und Architekt Frank Pflüger aus Aachen und Geograph Karsten Palme von der Firma Compass GmbH aus Köln zu Gast im Informationszentrum Notre Dame. Sie ließen sich von Christoph Würflein, Geschäftsführer des Naturpark Altmühltal, sowie Christine Orth, Projektkoordinatorin Jurahaus, über die Besonderheiten dieser Baukultur und deren gelungene Vernetzung mit dem Tourismus informieren.

„Das Jurahaus ist etwas, das andere Regionen nicht bieten können“, erklärte Würflein. Diese Bauform sei im Altmühltal noch sehr präsent. „Und darauf sind wir auch sehr stolz.“ Würflein freute sich zusammen mit seinem Team darüber, dass das „Projekt Jurahaus“ als eines von neun gelungenen Beispielen in Deutschland im Rahmen des Forschungsprojektes nun intensiv untersucht wird. „Wir recherchieren, in welchen Regionen, Kommunen oder Gemeinden es schon gute Ansätze zur Zusammenarbeit zwischen den beiden Arbeitsbereichen regionale Baukultur und Tourismus gibt“, sagte Frank Pflüger. Das seien oft zwei Welten, zwischen denen es nur wenig Kommunikation und Austausch gebe. Beide könnten viel mehr von einer strukturierten und zielgerichteten Zusammenarbeit profitieren, meinte der Stadtplaner. Wie diese Zusammenarbeit genau aussehen könnte, ist Gegenstand des aktuellen Forschungsprojektes. Christine Orth gab den Gästen einen Überblick über die bisher erfolgreich angestoßenen Projekte, Kooperationen und Vernetzungen quer über Landkreis- und Gemeindegrenzen hinweg: „Wir haben schon sehr gute Erfolge mit der Denkmalpflege erzielt. Und es gelingt durchaus, Regionalentwicklung und Tourismus besser zu verbinden – wir haben bereits einen spannenden Weg hinter und noch viel vor uns“, unterstrich Orth.

Auch Christoph Würflein plädierte dafür, weiterhin Verständnis für Jurahäuser zu wecken und mit Best-Practice-Beispielen neue Vorhaben anzustoßen. „Uns ist es immer wichtig, bei den Leuten wieder den Sinn für diese Baukultur zu wecken und damit historische Gebäude unserer Heimat zu erhalten. Wir müssen Investoren mit Bauherrn zusammenbringen, die Sensibilität für touristische Inwertsetzung der Häuser beleben. Es gibt quasi viele Rohdiamanten, die man anschleifen muss“, resümierte Würflein. Dies stärke auch die touristische Profilierung der Region, denn man könne mit Authentizität punkten und damit Wettbewerbsvorteile schaffen.

„Wir nehmen aus dem Altmühltal viele Impulse mit“, meinte denn auch Forschungsprojektpartner Karsten Palme. Regionale Baukultur erfülle eine doppelte Funktion, nämlich als „Qualitätslabel“ für den Tourismus einerseits und andererseits, den Nachfragedruck aus dem Tourismus als Impuls zu nutzen, um bauliche Qualität zu erzeugen. Es sollen Erfahrungen in der Zusammenarbeit von Tourismusfachleuten bezieh-ungsweise Baukulturexperten gesammelt und ausgewertet werden, um zu analysieren, was man daraus lernen könne und wie eine gewinnbringende Zusammenarbeit entstehe. Die Forschungsergebnisse sollen insbesondere die Unternehmen der Tourismuswirtschaft animieren, diese qualitätsvoll, mit guter Gestalt und der Region angemessen zu realisieren.