Eichstätt
"Sechs tragische Einzelfälle"

Im Gebiet der Polizeiinspektion gab es 2016 insgesamt weniger Unfälle, aber mehr Tote als im Vorjahr

08.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:32 Uhr

15 Unfälle führte die Polizei 2016 auf "winterliche Straßenverhältnisse" zurück (Vorjahr: 20), wie hier am 5. Januar 2016 auf der Bundesstraße 13 zwischen Tauberfelder Grund und Eitensheim, bei der eine 61-Jährige schwerste Verletzungen erlitten hat. ‹ŒArch - foto: Chloupek

Eichstätt (EK) Ein Blick in die Verkehrsstatistik der Polizeiinspektion Eichstätt bietet keinen Grund zur Freude. Die Zahl der Verkehrsunfälle war zwar 2016 niedriger als im Vorjahr. Allerdings gab es sechs Verkehrstote zu beklagen, "sechs tragische Einzelfälle" wie Polizeichef Heinz Rindlbacher sagt.

Ein Muster lasse sich bei den tödlichen Unfällen keines erkennen, erklären Rindlbacher und der Verkehrssachbearbeiter der PI, Matthias Glück. "Das sind wirklich alles Einzelfälle, tragische Einzelfälle", so Rindlbacher: Am 29. Januar 2016 kam ein 20-jähriger Mitfahrer bei einem wohl "typischen Fahranfängerunfall" in einem voll besetzten Auto bei Schernfeld zu Tode. Am 3. Februar ist ein 79-jähriger Fußgänger in Adelschlag von einem Auto erfasst und getötet worden. Am 8. Juni schleuderte eine 37-Jährige mit ihrem Auto in einer Linkskurve an der Gabel gegen einen Baum und erlitt dabei tödliche Verletzungen. Am 24. Juli verunglückte eine 41-Jährige tödlich, die als Sozia auf einem Motorrad gesessen hatte, das auf der Jurahochstraße von einem Auto erfasst worden war. Am 20. September wurde eine 65-Jährige in Titting von ihrem eigenen, an einem Hang abgestellten Auto überrollt und getötet und am 16. Oktober kam eine 44-jährige Motorradfahrerin zu Tode, die bei Mörnsheim gestürzt ist.

Die Zahl der Motorradunfälle an sich ist deutlich, nämlich um knapp 24 Prozent, gesunken: 2016 verunglückten 40 Biker, 2015 waren es 52. 26 der Motorradunfälle, also 65 Prozent, wurden von den Bikern selbst verursacht, und zwar meist wegen nicht angepasster Geschwindigkeit und fehlendem Sicherheitsabstand.

Insgesamt hatten die Polizeibeamten 2016 im Eichstätter Inspektionsgebiet 1238 Verkehrsunfälle aufzunehmen, das sind 51 (3,95 Prozent) weniger als im Vorjahr. Dabei wurden 217 Menschen verletzt (Vorjahr 248), 70 davon schwer. Dazu kamen 419 Wildunfälle (Vorjahr 459), bei denen allerdings keine Personen Schaden genommen haben.

Bemerkenswert ist, dass sich fast 43 Prozent aller Unfälle, nämlich 526, im Stadtgebiet Eichstätt ereignet haben. Bei 54 davon wurden Menschen verletzt, bei 156 gab es schwerwiegenden Materialschaden und 316 waren sogenannte Kleinunfälle.

Als häufigste Unfallursache nennen Rindlbacher und Glück Fehler beim Abbiegen beziehungsweise Wenden - 15 Prozent aller Unfälle des vergangenen Jahres führen sie darauf zurück. Auf Platz zwei mit jeweils 13 Prozent folgen "ungenügender Sicherheitsabstand" und "Nichtbeachten der Vorfahrt", gefolgt von "falscher Fahrbahnbenutzung" (elf Prozent) auf Platz drei. "Nicht angepasste Geschwindigkeit" und "Fehler beim Überholen" werden bei jeweils sechs Prozent der Unfälle als Ursache genannt, "Alkohol am Steuer" bei drei Prozent der Unfälle.

Konkret gab es 2016 14 Unfälle, die die Polizei auf "Alkohol am Steuer" zurückführt; sieben mehr als 2015, also eine Steigerung um 100 Prozent. Tragisch ist, dass Alkohol auch bei einem der tödlichen Verkehrsunfälle eine Rolle gespielt hat. Außerdem gab es zwei Unfälle aufgrund von Drogenkonsum.

Positiv bewerten die Polizisten, dass es den "typischen nächtlichen Discounfall" kaum mehr gibt. Bei Veranstaltungen würden meist Fahrer eingeteilt, die tatsächlich nüchtern bleiben, "da sind die jungen Leute zum Glück heutzutage vernünftiger als früher". Allerdings waren 2016 Fahranfänger (18 bis 24 Jahre) an 215 Unfällen beteiligt, das sind rund zehn Prozent mehr als 2015 (117). 74 dieser Unfälle wurden von den jungen Fahranfängern verursacht, eine Person wurde dadurch getötet und 57 Menschen verletzt. "Da wird deutlich, dass die jungen Fahrer, die selbst nur etwa acht Prozent der Bevölkerung ausmachen, überproportional an schweren Verkehrsunfällen beteiligt sind", so Glück.

Auf der anderen Seite waren an 90 Unfällen Senioren über 65 Jahren beteiligt, das sind über 7 Prozent mehr als 2015 (59). Die Hauptunfallursache ist sowohl bei den Jungen als auch bei den Senioren dieselbe, nämlich "Nichtbeachten der Vorfahrt" mit 22 und 20 Prozent.

Die Senioren spielen auch bei der deutlichen Zunahme von Fahrradunfällen eine Rolle: Nach 43 Radunfällen 2015 gab es 2016 nun 55, das ist ein Plus von knapp 22 Prozent. Dabei wurden 18 Radler schwer und 33 leicht verletzt. Und 14 der verunglückten Radler waren über 61 Jahre alt. 2015 waren nur zwei Senioren in dieser Statistik vertreten. Die Polizei führt das auf die vermehrte Nutzung von E-Bikes und Pedelecs zurück: Räder, die verstärkt von Senioren genutzt werden, ein höheres Tempo erreichen und schwerer zu lenken sind. "Das Thema wird uns künftig sicher noch mehr beschäftigen."

Ein anderes Thema, das die Polizei sehr beschäftigt, ist die Schulwegsicherheit. Da hatte es 2016 leider gleich zwei Unfälle gegeben: Am 14. Januar wurde ein Zehnjähriger in Rebdorf und am 20. Januar wurde eine Zwölfjährige in Böhmfeld jeweils von einem Auto erfasst und verletzt. Rindlbacher mahnt deshalb immer wieder zu besonderer Vorsicht und Rücksicht vor Schulen und Kindergärten, lobt die ehrenamtlichen Schulweghelfer und nimmt besonders die Eltern in die Pflicht: "Was da oft an Unvernunft herrscht, ist unglaublich."