Eichstätt
Satte Verzögerung am Seidlkreuz

Weil neue Trinkwasserleitung nicht keimfrei zu kriegen ist, liegen die Bauarbeiten vier Wochen zurück

02.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:21 Uhr

Die Oberfläche schaut kurz vor der Fertigstellung aus. Das Malheur steckt im Untergrund: Die neu verlegten Trinkwasserleitungen im Joseph-Haas-Weg sind trotzt mehrfacher Desinfektion verunreinigt. Die Arbeiten liegen im Zeitplan um etwa vier Wochen zurück. - Foto: Redl

Eichstätt (EK) Der Start war gelungen, die Bauarbeiten schritten rasch voran. Doch knapp zwei Monate später ist die Baumaßnahme Erneuerung der Wasser-, Abwasser- und Gasleitungen am Seidlkreuz ins Stocken geraten. Die neu verlegte Trinkwasserleitung weist nach wie vor eine Verkeimung auf.

Der Zeitplan ist damit heftig durcheinandergekommen. Vier Wochen Verzögerung bislang. Für Stadtwerkeleiter Wolfgang Brandl ein "massives Problem", das aber erst gelöst werden muss, bevor an anderer Stelle weitergemacht werden kann. Betroffen ist der Joseph-Haas-Weg, der Abschnitt A im ersten Bauabschnitt. Dort hat die auf drei Jahre (2016, 2017 und 2018) angelegte Großmaßnahme "Erneuerung der Leitungen und der Straßen" auf dem gesamten sogenannten alten Seidlkreuz begonnen. Eigentlich sollte dieser erste Teilabschnitt im ersten Bauabschnitt längst fertig sein und die Bagger und Bauarbeiter inzwischen an der Richard-Strauß-Straße werkeln.

Und eigentlich sieht die Baustelle am Joseph-Haas-Weg schon recht weit fortgeschritten aus. Sämtliche Leitungen sind verlegt, die Gräben wieder verfüllt und die Hausanschlüsse, die erneuert werden mussten, fertig. Nur: Angeschlossen sind die Trinkwasserleitungen noch nicht. Denn die sind mit Keimen verunreinigt. Mehrmals wurden die Rohre bereits mit Chlor desinfiziert und wieder und wieder gespült. Ein Vorgang, der jedes Mal knapp eine Woche dauert, wie Brandl sagt: Zunächst muss die Leitung gespült, abgedrückt und am Ende desinfiziert werden; dann folgt erneut eine Spülung. Anschließend wird die Leitung mit Trinkwasser gefüllt und nach einer 24-stündigen Stehzeit eine Wasserprobe genommen. Die wiederum wird im Labor dann "bebrütet". Ein Vorgang, der 42 Stunden dauert, bevor das Ergebnis vorliegt. "Insgesamt kommt da knapp eine Woche zusammen", sagt Brandl. Der Vorgang musste bereits mehrmals wiederholt werden. Immer mit dem gleichen Ergebnis: Die Keime waren nicht auszumerzen. Wie es zu der hartnäckigen Verunreinigung gekommen ist, ist noch nicht geklärt. Entweder durch ein Tier (Spinne oder auch Schnecke), das während der Arbeiten in die Leitungen gekommen ist, oder durch die Dichtringe oder das Schmierfett bei den Muffen.

Am kommenden Dienstag nun wird eine Spezialfirma die Sache anpacken. Mit speziellen Desinfektionsmitteln soll der Verunreinigung an den Kragen gegangenen werden. Anschließend, so Brandl, werde erneut gespült und eine Probe genommen. Die Prozedur werde sich dann wieder einige Tage hinziehen, das Ergebnis Samstag oder Sonntag nächster Woche vorliegen. Sollte die Leitung dann keimfrei sein, werde noch einmal eine Referenzprobe gezogen, das Wasser abermals geprüft. "Trinkwasser ist Lebensmittel", sagt Brandl, "deshalb muss alles einwandfrei sein".

Das dürfte auch im Sinne der Anlieger sein, hofft der Stadtwerkechef. Klagen habe es zwar noch nicht gegeben, doch die eine oder andere Anfrage, warum es denn nicht weiter gehe oder die Baustelle relativ spärlich mit Arbeitern besetzt sei. "Die Hygiene steht an oberster Stelle", begründet Brandl die Verzögerungen und bittet um Verständnis. Es mache schließlich keinen Sinn, das neue Netz an das alte in der Richard-Strauß-Straße anzuschließen oder die Hausanschlüsse zu koppeln und dann eine Verkeimung des gesamten Netzes zu haben. Jetzt hoffen sowohl Brandl als auch die den Bau ausführende Firma, dass die Radikalkur Erfolg bringt. Dem jetzt neuen Zeitplan zufolge sollen dann die beiden weiteren Teile im Bauabschnitt I angepackt werden - allerdings mit der Verzögerung im Nacken. Ob die noch aufgeholt werden kann und der erste Abschnitt dann heuer noch fertig wird, muss Brandl offen lassen.

Fest aber steht: Für die Anlieger wird deren finanzieller Anteil für die Gesamtmaßnahme nicht teuerer, und auch die Beeinträchtigungen sollen soweit wie möglich in Grenzen gehalten werden. "Wir machen, soweit wir kommen, und dann die Baustelle dicht. Aufgerissene Straßen wird es in der Winterpause nicht geben," versichert Brandl.