Eichstätt
Verhaltenes Aufatmen bei Osram

Verbot der Halogenlampe soll auf 2018 verschoben werden – "Wir brauchen neue Produkte"

20.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr

Die Ankündigung der EU, das Halogenlampenverbot um zwei Jahre bis zum September 2018 zu verschieben, ist für das Eichstätter Osram-Werk zunächst einmal als Zeitgewinn zu verbuchen. Dieser soll laut Forderung von Betriebsrat und Gewerkschaft dazu genutzt werden, neue Strategien für den Standort zu entwickeln und Investitionen zu generieren - Foto: kno

Eichstätt (EK) Zeitgewinn für das Osram-Werk in Eichstätt: Das Halogenlampenverbot der EU wird um zwei Jahre auf den 1. September 2018 verschoben. Für den Betriebsratsvorsitzenden Hubert Roßkopf ist allerdings nur ein verhaltenes Durchschnaufen angesagt.

Die Ankündigung der EU bedeute nämlich keinesfalls, dass sich das Osram-Werk in Eichstätt zunächst einmal aller Sorgen entledigt hat, so Roßkopf (kleines Bild; Archiv) auf Anfrage unserer Zeitung. Denn der geplante Personalabbau sei von der Konzernleitung „unter anderem auch“ mit dem drohenden Halogenlampenverbot 2016 begründet worden – also nur ein Aspekt von mehreren. Grundsätzlich „gehen traditionelle Lampen zurück“, warnt der Betriebsratschef. Das trifft den Standort Eichstätt besonders, weil dieser im Gesamtunternehmen als Kompetenzzentrum für Halogen gilt. Rund 250 Millionen Halogenlampen werden hier jährlich produziert. Für diese sieht Roßkopf aber dennoch auch über 2018 hinaus eine Zukunft: Man sei hier zu sehr auf Europa fokussiert und müsse daher die Märkte weltweit ins Visier nehmen.

Das allein kann es freilich nicht sein, weiß auch Roßkopf: „Wir brauchen neue Produkte, um das Werk zukunftsfähig zu machen.“ Daher müssten nach wie vor alle Anstrengungen unternommen werden, neue Technologien in Eichstätt anzusiedeln. Zu den Chancen wollte sich Roßkopf nicht äußern, aber immerhin läuft ja bereits seit vergangenem Jahr eine LED-Fertigung in den benachbarten ehemaligen Brönner & Daentler-Hallen.

Das Hin und Her um die angekündigte Stellenstreichung hat bereits seine Spuren hinterlassen: Die Zahl der Beschäftigten in Eichstätt ist von knapp 700 auf aktuell 660 geschrumpft, weil sich doch zahlreiche Mitarbeiter anderweitig orientiert haben. Roßkopf spricht hier von einem punktuellen Aderlass. Es seien nicht so viele Abgänge gewesen, wie anfänglich befürchtet. Konkretes zum künftigen Stellenabbau könne er nicht sagen: „Das ist ein schwebender Prozess.“ Schon allein die Tatsache, dass die ursprünglich vorgesehene Verlagerung der Autolampen-Produktion vom Tisch sei, mache frühere Zahlenspiele hinfällig, wonach im schlimmsten Szenario die Hälfte der Belegschaft betroffen sein könnte. Und zuletzt hatte es die Aussage gegeben, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Oder, wie es die Konzernleitung ausdrückt, den Stellenabbau „so sozialverträglich wie möglich zu gestalten“.

Dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben soll, stehe nach wie vor, so Bernhard Stiedl von der IG Metall Ingolstadt (Foto; Archiv), der den Aufschub des Halogenlampenverbots als „Riesenerfolg“ für Gewerkschaft und Belegschaft wertet. Angefangen hatte es vor Jahren mit einer Postkartenaktion an die Adresse der EU, die zunächst von einigen belächelt worden sei.

Nun verblieben zwei Jahre mehr Zeit, neue Technologien an den Standort Eichstätt zu bekommen – und das müsse sich keineswegs nur auf LED beschränken, es gebe vielschichtige Möglichkeiten: „Der Lichtmarkt ist heutzutage so schnelllebig. Da kann das, was heute modern ist, morgen schon wieder veraltet sein.“ Für Stiedl ist zunächst einmal zumindest ein Etappenziel erreicht: „Andernfalls hätte es nächstes Jahr zappenduster ausgesehen.“

Von Unternehmensseite heißt es: „Wir begrüßen den Entschluss, die Maßnahmen um zwei Jahre zu verschieben, da wir stets für die Wahlfreiheit des Konsumenten eingetreten sind.“ Aufgrund des sehr dynamischen Wandels im Lichtmarkt könne derzeit keine konkrete Aussage zur künftigen Kapazitätsentwicklung gemacht werden, so ein Konzernsprecher: „Vielmehr werden wir die Situation nun nochmals bewerten. Insgesamt dürfte sich der Stellenabbau in Eichstätt bis 2017 aber verlangsamen.“