Eichstätt
"Verborgener Garten"

Auf den Spuren des untergegangenen und geheimnisumwitterten Cobenzl-Parks

01.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:46 Uhr

Die Pavillons im Hofgarten korrespondieren mit der Sommerresidenz, stehen aber auch in Beziehung zum ehemaligen Cobenzl-Park. Li Portenlänger und Siegfried Schieweck-Mauk erläuterten etwa 50 Gästen die Zusammenhänge. - Foto: baj

Eichstätt (EK) Eichstätt und seine Gartenanlagen aus den Zeiten des Hochstifts bilden eine enge Symbiose. Der Hofgarten existiert noch heute, der Hortus Eystettensis ist ein Begriff. Es gibt jedoch noch einen Garten, nicht weniger bedeutsam, doch vielfach vergessen: der Cobenzl-Park.

Auf Spurensuche zu diesem „Verborgenen Garten“ begab sich am Sonntag eine Gruppe interessierter Eichstätter unter der Leitung von Li Portenlänger und Siegfried Schieweck-Mauk. Der einstige Park des Eichstätter Dompropsts Ludwig Graf von Cobenzl war schon zu Entstehungszeiten geheimnisumwittert. Cobenzl, sein Schöpfer, war mit dem Illuminatenorden eng verbunden.

Der „Verborgene Garten“, längst zerstört, hat seine Spuren hinterlassen. Seine Lage, seine Dimension und die Absicht, mit der er angelegt wurde, ist immer noch zu erkennen – in historischen Darstellungen, aber auch vor Ort. Gerade vor Beginn der Vegetationsphase tritt die Bodenplastizität recht deutlich hervor.

Li Portenlänger und Siegfried Schieweck-Mauk haben sich zum Ziel gesetzt, den Eichstättern diesen Schatz wieder bewusst zu machen. Zusammen mit der bildenden Künstlerin Carla Neiß gaben sie ein bibliophiles Werk mit dem Titel „Von seinem Freinde“ heraus, das sich ausführlich mit dem Park und seinem Erbauer auseinandersetzt. Der Titel bezieht sich auf eine Erinnerungstafel für Cobenzl, die Johann Wilhelm Freiherr von Hompesch zu Bollheim, eben jener „Freind“, anbringen ließ. Der Weg über das Cobenzl-Schlösschen bis hin zum Park ist denn auch ein Teil des „Goldenen Pfades“ in Eichstätt.

Die Gartenanlage des Dompropstes ist ohne die Sommerresidenz und den Hofgarten nicht zu fassen. Daher begann die Führung auch dort. Den etwa 50 Teilnehmern erklärten Li Portenlänger und Siegfried Schieweck-Mauk die Anlage. Die Gartenpavillons, die den Hofgarten südlich begrenzen, spiegeln genau die Baulinien der Sommerresidenz wider, greifen den Bau auf und spannen den Raum auf. Exakt in der Fluchtlinie des Hofgartens ließ Cobenzl jenseits des Flusses seinen Park nach englischem Muster anlegen. Er griff die Breite des Hofgartens, 100 Meter, wieder auf, so dass sich ein stimmiges Gesamtbild ergab, das sich vom Berg zum Fluss und weiter in den Wald hinein erstreckte. Dieses Erlebnis wollten auch Portenlänger und Schieweck-Mauk wieder erlebbar machen.

Weitere Stationen der Wanderung waren der Rosengarten, die Kegelbahn, die Höhle und das Bienenhaus der Cobenzl’schen Anlage, die sich terrassenförmig nach oben zog. Zu erahnen ist noch viel, erhalten hat sich außer der Höhle wenig. Was aber deutlich wird, ist die Absicht, mit künstlerischen Mitteln einen natürlich wirkenden Raum zu schaffen. Die pittoresken Felsen im Hintergrund sind von Menschenhand bearbeitet. Und auch das Cobenzl-Loch ist zwar natürlichen Ursprungs, doch künstlich und künstlerisch bearbeitet worden. Das stellt ebenfalls eine Korrespondenz zum Hofgarten her: Der große Mittelpavillon soll mit seinen Stalaktiten den Eindruck einer Höhle vermitteln. Solche Parallelen finden sich mehrere.

Gedacht war der Park als Begegnungsstätte zwischen Bürgertum und Adel – ganz im Sinne des aufklärerischen Illuminatengedankens. Der großzügige Garten sagt auch viel über den Charakter Cobenzls aus, der eher ein Leben als Kavalier denn als Geistlicher pflegte. Dieser Lebenswandel war wohl auch ein Grund für die Zerstörung des Gartens, die Bischof von Stubenberg veranlasste, ein erklärter Gegner der Illuminaten. Ein weiterer Grund mag gewesen sein, dass der Park von Liebespaaren gut besucht war und der Bischof dem losen Treiben ein Ende bereiten wollte. Geblieben sind Relikte, die an die einstige Pracht noch erinnern.

Nachzulesen ist alles in dem edel aufgemachten Buch „Von seinem Freinde“, das in jeder Eichstätter Buchhandlung zum Preis von 19,80 Euro erworben werden kann.