Eichstätt
"Ungeliebt hin und her geschoben"

Volkshochschule in Nöten: Die Uni will beide Obergeschosse im Dom-Augusto-Haus mieten

29.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Ein stattliches Haus im Herzen der Stadt, für dessen beide Obergeschosse sich jetzt die Katholische Universität interessiert. Die VHS, bisher im ersten Stockwerk, müsste umziehen. Im Erdgeschoss, neben der Tourist-Information, wäre Platz für ein Büro - aber nicht für Veranstaltungsräume. - Fotos: Auer

Eichstätt (EK) Die Eichstätter Volkshochschule, die in den vergangenen Jahrzehnten nie eine dauerhafte Bleibe gefunden hat, muss ihre Räume im Dom-Augusto-Haus am Domplatz wohl bald an die Universität abtreten. VHS-Leiterin Eva Eisenkeil will sich aber nicht mit einer Notlösung abspeisen lassen.

Als Eva Eisenkeil (kleines Bild), die ehrenamtlich tätig ist, vor Kurzem das neue Herbst-Winter-Programm vorstellte, da erzählte sie am Rande, dass die VHS-Räume im Dom-Augusto-Haus leider immer am seidenen Faden hingen. Momentan sei es aber zum Glück ruhig. Ein Irrtum, wie sich schnell herausstellte: Am 21. September erhielt Eisenkeil vom Geschäftsleitenden Beamten der Stadt, Hans Bittl, eine Mail. Die Katholische Universität habe nach Mitteilung der städtischen Dom-Augusto-Stiftung Interesse daran, sich großflächig am Domplatz 8 einzumieten, und zwar nicht nur im seit längerer Zeit leer stehenden zweiten Stockwerk, sondern auch im ersten Obergeschoss. "Weniger Flächen sind nicht akzeptabel." Also müsse die VHS ihr dortiges Büro in absehbarer Zeit räumen und auch die beiden Veranstaltungssäle aufgeben. Das Büro ließe sich im Erdgeschoss neben der Tourist-Information unterbringen, für den Seminar- und den Gymnastikraum müsse man irgendwie Ersatz finden. Vielleicht in der Mittelschule Schottenau?

Eva Eisenkeil zeigt die Pläne fürs neue Büro: 30 Quadratmeter seien vorgesehen: "Es ist ein Witz." Viel schwerer wiegt aber der Verzicht auf Veranstaltungsräume Tür an Tür zum Sekretariat. Mit eineinhalb hauptamtlichen Verwaltungskräften sei es schlicht nicht möglich, Veranstaltungen tagsüber an weit über die Stadt verstreuten Orten zu managen. Die Kursräume müssten kontrolliert und umbestuhlt werden, ganz zu schweigen davon, dass es tagsüber definitiv keine Schulräume für VHS-Kurse gebe. In der Art und Weise, wie mit der Eichstätter VHS seit vielen Jahren umgesprungen wird, sieht Eva Eisenkeil Methode: "Ungeliebt hin und her geschoben."

Ans Dom-Augusto-Haus als solches klammert sich Eisenkeil nicht: "Was braucht die VHS Barockräume? Aber wir brauchen angemessene Räume, da lege ich ganz großen Wert drauf. Wir müssen etwas Zusammenhängendes bekommen, wir können uns nicht mehr teilen."

Nach dem ersten Schreck hat Eisenkeil nun eine Alternative gefunden - als ganz großen Wurf, der die Raumnot und die Odyssee der VHS dauerhaft beenden würde: das völlig leer stehende Obergeschoss im großen Postauslieferungszentrum im Gewerbegebiet Sollnau. Etwa 450 Quadratmeter groß, mit jeder Menge Parkplätzen, genug Fläche für Veranstaltungsräume und Verwaltung - und übriger Platz ließe sich weitervermieten. Die Leiterin ist fest überzeugt, dass dieser Standort von den Bürgern angenommen würde. "Die Post wäre für uns tatsächlich eine Option" sagt sie. Für die Stadt allerdings würde das viel teurer. Immerhin: Schon heute zahlt die VHS den normalen Mietpreis an die Dom-Augusto-Stiftung im Rathaus: monatlich 1745 Euro, kalt.

Oberbürgermeister Andreas Steppberger erklärte auf Anfrage, noch sei nichts entschieden. Die Auslagerung der VHS aus dem ersten Stock des Dom-Augusto-Hauses sei nur eine Option. Allerdings sei es die Pflicht der Stiftung, mit dem Haus Einnahmen zu erzielen. Es sei deswegen "kein duldbarer Zustand", dass das zweite Obergeschoss leer stehe. Die Stiftung brauche für die nächsten Jahre einen verlässlichen Mieter. Zur Universität konkret wollte er sich nicht äußern. Aber die Räume seien natürlich attraktiv. "Die standen immer zur Disposition."

Steppberger beteuerte: "Mir ist die VHS wirklich wichtig, wir brauchen einen adäquaten Ersatz, und ich bin überzeugt, dass wir den finden. Ideal wäre natürlich, wenn die VHS alles unter einem Dach hätte." Ziel der Stadt sei es, die VHS "nicht zu schwächen, sondern zu stärken".

Wie so eine Stärkung aussehen könnte, weiß der Direktor des Bayerischen Volkshochschulverbands, Wilhelm F. Lang. Auf Anfrage sagte er: "Bei einer Kreisstadt sehen wir eine hauptamtliche Leitung und auch eine entsprechende Ausstattung sowohl mit Büro- als auch mit Veranstaltungsräumen." Keine VHS in ganz Deutschland komme ohne fremde Klassenzimmer aus, aber zumindest einen Teil ihrer Kurse sollte sie in eigenen Räumen anbieten können. "Es ist ein Bild der Vergangenheit, dass Volkshochschule eine Abendveranstaltung wäre und Schule eine Vormittagsveranstaltung." Wer nur auf die Überlassung von normalen Schulräumen setzte, verfolge ein Modell, "das in der jetzigen Zeit nicht mehr greift".