Eichstätt
Unermüdliche Kämpferin

Solwodi-Gründerin Lea Ackermann sprach über ihre Arbeit

10.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:04 Uhr

Mit großer Überzeugungskraft berichtete Lea Ackermann über ihre Arbeit. - Foto: Kusche

Eichstätt (EK) Seit über 30 Jahren setzt sich die Ordensschwester Lea Ackermann für Frauen in aller Welt ein, deren Leben von Prostitution und Gewalt geprägt sind. Im Rahmen der Vortragsreihe "K´Universale" der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) und der Katholischen Erwachsenenbildung, berichtete die Prostitutionsgegnerin und Gründerin der international tätigen Hilfs- und Lobbyorganisation Solwodi (Solidarity with Women in Distress) vor etwa 250 Zuhörer in der Uni-Aula über ihre Arbeit.

Alles begann Anfang der 1970er-Jahre in Afrika, als Ackermann als Ordensfrau der "Missionsschwestern unser Lieben Frau von Afrika", auch bekannt als "Weiße Schwestern", erstmals nach Mombasa in Kenia reiste. Sie erlebte die Widersprüchlichkeit dieses Ferienparadieses mit seinen Touristen und Luxushotels, der Herzlichkeit und Lebensfreude der Kenianer auf der einen Seite, der Armut und dem Elend, der Ausweglosigkeit vieler Frauen und Mädchen auf der anderen: "Es hat mich unglaublich wütend gemacht, zu sehen, wie Touristen die Notlage dieser Frauen und oftmals auch deren Töchter für ihr billiges Vergnügen ausnutzen", erinnerte sie sich. Diese Erfahrung habe so sehr bewegt, dass sie einen Deal mit Gott gemacht hat: "Ich setze mich für deine chancenlosen Töchter ein - lass du mich aber dabei bloß nicht hängen!"

Ohne Geld, dafür aber mit einer enormen Wut als Antrieb, gelang es der studierten Theologin und Psychologin sowie promovierten Pädagogin dann 1985 die Beratungs- und Hilfsorganisation Solwodi - Solidarität mit Frauen in Not - für kenianische Frauen zu gründen. Aus der einstigen Anlaufstelle ist mittlerweile eine Organisation geworden, die nicht nur in Kenia über Hilfseinrichtungen und zahlreiche weitere Projekte verfügt. Neben Rumänien und Österreich gibt es auch in Deutschland 18 Beratungsstellen sowie neun Schutzwohnungen, die für Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution, Beziehungsgewalt oder Zwangsehen bereitgestellt werden.

"Meine Wut ist bis heute meine Hauptantriebsfeder geblieben", betonte Ackermann, die inzwischen 29 nationalen und internationalen Preisen und Verdienstorden ausgezeichnete wurde. Im Jahre 2010 erhielt sie unter anderem den Eichstätter Shalompreis.

Aus Solwodi entstanden weitere Projekte wie etwa Solwogodi. Junge Mädchen erhalten eine Ausbildung als Bäckerinnen, Friseurinnen, Näherinnen oder Schuhmacherá †innen, während ihre Kinder versorgt werden. Ackermann berichtete auch vom Projekt "Solasa" (Solwodi Frauensportvereinigung), einer großen Frauenfußballvereinigung, die auch vom Deutschen Fußballbund unterstützt werde. Jedes Jahr werden zwei Fußballerinnen aus Kenia zum internationalen Trainerlehrgang eingeladen.

Die Würde und das Recht der Frauen auf ein selbstbestimmtes und gesundes Leben stehen dabei immer im Mittelpunkt ihrer Arbeit, "denn jede einzelne Frau, die in ihrer Not zu Solwodi komme, hat Schreckliches erlebt und braucht dringend neue Perspektiven. Viel Zeit und Geduld, Bemühung und Liebe sind nötig, um diese Wunden zu heilen", betonte die 79-Jährige von ihrer nahezu 50 Jahre währenden Beschäftigung mit diesem Thema.

So stellt sie heute auch eine der konsequentesten Stimmen gegen das System Prostitution als solches dar: "Prostitution ist ein Verbrechen. Keine Frau dieser Welt arbeitet freiwillig als Prostituierte," betont sie ihre klare Position. Das liberale Prostitutionsgesetz aus dem Jahre 2002, das Prostitution als offizielles Gewerbe anerkennt, hält Ackermann darum auch für vollkommen falsch und fordert dringend eine Veränderung. Vorbild ist für sie das schwedische Gesetz, das eine Bestrafung von gekauften sexuellen Handlungen vorsieht.

Im Februar 2017 wird Lea Ackermann ihren 80. Geburtstag feiern. Zur Ruhe will sie sich aber noch nicht setzen, im Gegenteil: Die Biografie, die anlässlich ihres Ehrentags erscheint, trägt den Titel "Der Kampf geht weiter".