Eichstätt
"Tricks und Schiebereien"

Gutachten zur Kaufland-Ansiedlung zieht im Stadtrat schwere Vorwürfe nach sich

31.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:24 Uhr

Eichstätt (kno) In scharfer Form haben einige Stadträte in der gestrigen Sitzung des Gremiums auf das erstmals öffentlich präsentierte Gutachten zur geplanten Kaufland-Ansiedlung im Gewerbegebiet Sollnau reagiert: So sprach Horst Bacherle (CSU) unter anderem von „Tricks und Schiebereien“. Oliver Haugg (Grüne) meinte, dass relevante Fakten im Vorfeld nicht vorgelegt worden seien, und zweifelte die Rechtmäßigkeit der bisherigen Beschlüsse an.

Bekanntermaßen will Kaufland auf dem bisherigen Obi-Areal in der Sollnau einen neuen Verbrauchermarkt mit einer Gesamtfläche von 3300 Quadratmetern errichten. Es wird allerdings von verschiedenen Seiten befürchtet, dass sich dies schädigend für den Einzelhandel in der Innenstadt auswirken könnte. Dazu hat die imakomm Akademie (Institut für Marketing und Kommunalentwicklung) aus Aalen nun jenes Gutachten erstellt. Matthias Prüller von imakomm kam darin zum Schluss, dass Kaufland nicht innenstadtschädlich sei. Voraussetzungen dafür war allerdings eine Änderung des sogenannten Flächenlayouts. Das heißt, dass die Verkaufsfläche für Lebensmittel von ursprünglich 2300 auf rund 1700 Quadratmeter gesenkt wurde. Dafür ist der Platz für die Randsortimente wie Haushaltswaren, Spielwaren oder Bekleidung von 1000 auf 1600 Quadratmeter gewachsen.

Dies wiederum bezeichnete Fred Pfaller (SPD) als „Schuss ins Knie“: Gerade diese Sortimente seien doch innenstadtrelevant. Tatsächlich hatte Kaufland in seiner anfänglichen Planung zum Beispiel für Elektrowaren 57 Quadratmeter vorgesehen, nun sind es 185. Auch für Bücher und Spielwaren ist die Fläche von 88 auf 105 Quadratmeter gewachsen – möglich wären sogar 160 Quadratmeter. Dies sei dem Landesentwicklungsplan geschuldet, an dem sich das Gutachten orientiert habe, wie Prüller erklärte. Kaufland würde allerdings zum Großteil die möglichen Kapazitäten nicht ausschöpfen: Bei Bekleidung/Schuhe sind es beispielsweise 260 statt 290 Quadratmeter.

Horst Bacherle bezeichnete all dies als „Milchmädchenrechnung“: Durch „Taktieren“ und „Verschieben von Flächen“ solle die Kaufland-Ansiedlung „durchs Hintertürchen durchgedrückt werden“. Auf den ersten 25 Seiten warne das Gutachten eindeutig vor dieser Ansiedlung, „um auf den letzten zwei Seiten plötzlich dafür zu sein“. Oliver Haugg stieß ins selbe Horn: Das Gutachten zeige auf, dass sich Kaufland nicht ins Standortkonzept einfüge. Matthias Prüller betonte mehrfach, dass dies lediglich für die ursprünglichen Flächenplanungen gegolten habe. Jedenfalls bilanzierte Bacherle: „Der Kuchen wird nicht größer, nur die Stücke werden kleiner.“

Ärger droht noch von einer anderen Seite: Rechtsanwalt Thomas Obermeier verteilte im Auftrag seines Mandaten, eines Unternehmers aus der Sollnau, ein Schreiben, in dem er schon mal vorsorglich auf die künftig zu erwartende Verkehrsbelastung mit 1400 bis 1700 Fahrzeugen hinweist. Auch Rudi Engelhard (CSU) meinte, dass dort mit Kaufland und dem neuen Obi ein „Verkehrskollaps“ drohe. Weitere Berichte über die Sitzung folgen.