Eichstätt
"Trend bei Hotelinvestoren"

Professor Pechlaner über Hotels im ländlichen Raum, regionale Architektur und den Standort Eichstätt

05.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:04 Uhr

Tourismus-Professor Harald Pechlaner. - Foto: aur

Eichstätt (EK) Tourismus-Professor Harald Pechlaner von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt veranstaltet am heutigen Donnerstag die 24. Eichstätter Tourismusgespräche.

Experten aus dem ganzen deutschsprachigen Raum diskutieren dabei im großen Sitzungssaal des Landratsamtes über „Hotel- und Resortentwicklung im ländlichen Raum“. Das Thema ist – wie es schon in den vergangenen Jahren der Fall war – auch für den Naturpark Altmühltal von großer Bedeutung. Das Fehlen von Hotelkapazitäten ist sowohl in manchen Bereichen des Naturparks als auch in der Stadt Eichstätt ein Dauerthema. Richard Auer sprach im Vorfeld der Tagung mit Professor Harald Pechlaner.

Herr Pechlaner, dieses Mal geht es bei den Tourismusgesprächen um Hotellerie im ländlichen Raum. Was tut sich in diesem Bereich?

Harald Pechlaner: Wir orten einen Trend bei Investoren, stärker im ländlichen Raum zu investieren. Einfach auch, weil es Zielgruppen gibt, die für kurze Zeit den urbanen Ballungsgebieten entfliehen möchten und in die ländlichen Räume kommen.

 

Was sind das für Investoren?

Pechlaner: National, international. Jedenfalls Leute, die versuchen, ihr Geld langfristig anzulegen. Eine Hotelimmobilie ist kein kurzfristiges Objekt. Das ist etwas, wo man auch langfristig in die Region als Ganzes investieren muss, ansonsten macht das wenig Sinn. Das sind nicht unbedingt die bereits etablierten Hotelketten, sondern es sind vielfach auch Unternehmer oder Menschen, die Interesse am Gesamtgefüge einer Region haben.

 

Also Menschen, die von der Region als solcher überzeugt sind und ihre Besonderheiten schätzen?

Pechlaner: Da sind wir am springenden Punkt. Natürlich geht es darum, dass man ein geeignetes Grundstück, eine geeignete Immobilie bereits vorfindet oder die Möglichkeit hat, sie im Bau maßgeblich zu beeinflussen. Aber der regionale Kontext muss gerade im ländlichen Raum passen. In der Stadt ist Vieles schon vorgegeben. Am Land aber ist es entscheidend, dass es eine einheitliche Strategie gibt, insbesondere in der Vermarktung.

 

Da wären die Rahmenbedingungen im Naturpark doch eigentlich ideal. Die Touristen sind ja schon da, nur fehlen teilweise die Häuser.

Pechlaner: Es sind Touristen da, wie zum Beispiel die Radwanderer oder Menschen, die für einen kurzen Aufenthalt übers Wochenende kommen. Es fehlen uns aber im Naturpark Altmühltal Angebote in bestimmten Bereichen, zum Beispiel in der Kombination von Business und Tourismus. Ich denke, da könnte man auch über den Hotelneubau neue Zielgruppen in die Region bringen. Die Hotel- und Ressortentwicklung müsste im ländlichen Raum einhergehen mit einer thematischen Fokussierung. Welche Zielgruppen will ich ansprechen? Geht es in Richtung Tagungen, Seminare, in Kombination mit Gastronomie? Da können wir Beilngries als gutes Beispiel nennen.

 

Was ist an Beilngries so vorbildlich?

Pechlaner: Beilngries ist geradezu ein Musterbeispiel dafür, wie es gelingt, durch unternehmerische Initiative und durch Kooperation unter den Unternehmern eine Produktentwicklung für einen ganzen Ort zu bewerkstelligen. In Beilngries ist immer eins zum anderen gekommen. Auch in Eichstätt würde es Sinn machen, die Hotelentwicklung auf diese Weise voranzutreiben.

 

Sie haben in der Vergangenheit immer wieder angemahnt, die regionale Baukultur der Jurahäuser stärker für den Altmühltal-Tourismus zu nutzen und zum Beispiel eine moderne Form dieses Haustyps auch für Hotels zu etablieren. Wird das diesmal wieder Thema sein?

Pechlaner: Da sind wir unter anderem bei der Frage der Resortentwicklung, also bei einem integrierten Angebot, wie es zum Beispiel ein Hoteldorf wäre. Auch das hat derzeit eine hohe Attraktivität im ländlichen Raum, wie wir an Beispielen in Österreich und der Schweiz sehen können. Genau dafür haben wir die richtigen Experten zum Tourismusgespräch eingeladen, die für eine Kombination von Architektur, Integration und Hotelbau stehen. Ein Resort, das würde bedeuten, dass man fast clubartig mit mehreren kleinen Wohneinheiten die Möglichkeit anbietet, gewissermaßen integriert zu wohnen. Das geht fast in Richtung Cluburlaub.

 

Glauben Sie, es ist gut angelegtes Geld, wenn man hier im Altmühltal in ein Hotel investiert? Würden Sie, Herr Pechlaner, wenn Sie gerade zehn Millionen Euro übrig hätten, in der Eichstätter Spitalstadt zuschlagen und dort das von der Stadt gewünschte Hotel bauen?

Pechlaner: Ich würde sagen, ja. Weil die Region ein hohes Potenzial hat. Diese zentrumsnahen, ländlichen Räume, die nahe an Ballungsgebieten wie München liegen, gewinnen zunehmend an Attraktivität. Ich bin persönlich überzeugt, dass diese Region im Altmühltal ein hohes Zukunftspotenzial besitzt.

 

Und das bisher aber noch mitnichten voll ausschöpft?

Pechlaner: Ich würde es nicht so negativ sehen. Ein positives Beispiel: Es gibt jetzt einen Wettbewerb mit dem Titel „Zu Gast im Denkmal“. Das geht schon in Richtung Kooperation von bestehenden Häusern, wo die Betreiber sagen: Ich mache mein Denkmal attraktiv für die Gäste. Das ist eine Qualitäts- und Kooperationsoffensive. Wir brauchen aber auch zunehmend eine neue Hotellerie, egal ob in Ingolstadt mit dem Tagungshotel oder in Eichstätt, Häuser, die sich den jeweiligen regionalen Gegebenheiten anpassen.

 

Und die auch als Leuchttürme taugen?

Pechlaner: Diese Neubauten von Hotels sollten im Idealfall Leuchttürme sein und Beispiele für die anderen. Es wäre eine große Chance für ein Hotel in Eichstätt, wenn es mit Architektur punktet. Überall, wo derzeit neue Hotels gebaut werden, geht es immer auch um eine besondere Architektur. Die Menschen lieben das jetzt und sie sind dafür auch viel sensibler als früher. Wir sollten nicht vergessen, woher wir in dieser Region kommen und sollten diese regionalen Wurzeln auch in die Gestaltung eines solchen Hotels mit einbeziehen.

 

Glauben Sie, dass Eichstätt tatsächlich in absehbarer Zeit dieses neue, große Hotel bekommt? Nach Ihrer Kenntnis der Marktlage?

Pechlaner: Schwer zu sagen. Aber ich hoffe sehr stark, dass wir bald eines haben, und versuche, meinen bescheidenen Teil dazu beizutragen, indem ich ein paar gute Leute hierher nach Eichstätt bringe, die sagen können, in welche Richtung man eventuell gehen könnte. Und wir haben Leute da, die mit Investoren zu tun haben. Wir haben bei unserer Tagung wirklich Leute, die wir ganz bewusst hierher gebracht haben. Damit sie zum einen über ihre Erfahrungen erzählen, zum anderen aber auch sagen, was man in so einer Region tun muss. Diese Region ist hochattraktiv, es ist jeder begeistert davon. Die Frage ist: Wie sind wir imstande, diese Begeisterung umzumünzen in ein professionelles Hotelangebot?

 

Aber wenn jetzt in einer Ecke des Naturparks der Wurm drin ist, was kann man dann von außen kommend tun?

Pechlaner: Wenig vermutlich. Es müsste von innen kommen. Es müsste die öffentliche Hand so gut es geht in die Ästhetik, in die Gestaltung und Entwicklung des Ortes investieren. Für einen Investor ist es immer auch wichtig zu wissen, dass es einen Innovationsgeist in einer Region oder in einem Ort gibt. Das ist mitentscheidend für ihn, neben der rein finanziellen Fragestellung. Wenn die Einheimischen nur warten, dass die Gäste kommen, aber selber nichts tun, dann wird auch ein Investor nichts unternehmen. Der spürt das.

 

Also müssen solche Orte erst einmal ihre Hausaufgaben machen, was die Optik angeht, was das Dorfbewusstsein angeht?

Pechlaner: Der Hotelinvestor ist nicht dazu da, die Orte wieder auf Vordermann zu bringen. Der Hotelinvestor kann eine positive, eine dynamische Ortsentwicklung massiv verstärken. So würde ich das sehen. Nur zu warten, dass jemand kommt, und dann wird’s schon aufwärtsgehen mit unseren Orten ist die falsche Einstellung – egal wo es letztlich ist.