Eichstätt
Tränen und Triumphe

Letzte Mitgliederversammlung der SPD bei der Frey Resi Bahnhofsgaststätte schließt Ende des Jahres

02.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Letzter Akt einer jahrzehntelangen Liaison: Der Eichstätter SPD-Vorsitzende Stefan Schieren überreichte Resi Freys Schwiegertochter Rosa Frey, dem guten Geist der Küche, zum Abschied einen Blumenstrauß. Wirtin Resi Frey selbst konnte nicht anwesend sein. 89-jährig geht sie Ende Dezember gemeinsam mit Sohn und Schwiegertochter in den Ruhestand. - Foto: Knopp

Eichstätt (EK) Es schwang eine gehörige Portion Wehmut mit bei der letzten offiziellen Mitgliederversammlung der SPD bei der Frey Resi. Die Bahnhofsgaststätte macht Ende des Jahres zu - "die Roten" verlieren damit ihre Heimstatt, in der sie so manchen Triumph gefeiert und auch einige Tränen getrocknet haben.

Eichstätt (EK) Es schwang eine gehörige Portion Wehmut mit bei der letzten offiziellen Mitgliederversammlung der SPD bei der Frey Resi. Die Bahnhofsgaststätte macht Ende des Jahres zu - "die Roten" verlieren damit ihre Heimstatt, in der sie so manchen Triumph gefeiert und auch einige Tränen getrocknet haben.

Die Hauptperson selbst war gar nicht anwesend, aber doch überall präsent. Wirtin Resi Frey liegt derzeit im Krankenhaus, also gab es den obligatorischen Blumenstrauß für Schwiegertochter Rosa, den guten Geist der Küche. Ob Leberkäs mit Ei und Kartoffelsalat, Schnitzel oder Cordon bleu - "hier hast du alles essen können", so der Lob aus den Reihen der SPDler. "Auch die Salate waren hervorragend", ergänzte Altoberbürgermeister Arnulf Neumeyer. Mit der Schließung der Traditionsgaststätte gehe "ein gutes Stück Eichstätt" verloren, bedauerte er: "Hier saßen Alt und Jung, Gebildete und weniger Gebildete an einem Tisch."

Resi Frey hatte das Lokal 1961 übernommen, nachdem sie zuvor einige Jahre das VfB-Heim geführt hatte. Mittlerweile 89-jährig geht die resolute Wirtin gemeinsam mit Sohn Walter und Schwiegertochter Rosa zum Ende des Jahres in den Ruhestand. "Sie war mit Herzblut dabei, das weibliche Pendant zum legendären Fux'n Kare", schwärmten die Genossen, die den Nebenraum der Gaststätte Anfang der 1970er-Jahre für ihre Treffen in Beschlag genommen hatten. Selbstverständlich ist die Frey Resi Mitglied - "und zwar aus Überzeugung", wie Neumeyer extra betonte.

In diesem Hinterzimmer haben die Eichstätter Sozialdemokreten im Verlauf der fast fünf Jahrzehnte einiges erlebt. Unvergessen natürlich die Wahl Arnulf Neumeyers 1994 zum Oberbürgermeister. SPD-Urgestein Annemarie Gärtner (80) bekommt jetzt noch glänzende Augen, wenn sie daran denkt. Die gesamte Bahnhofsgaststätte war im Ausnahmezustand: "Das war eine Riesenstimmung", erinnerte sich Gärtner. Ein ungewohntes Gefühl für die Genossen: "Früher hat schon was dazugehört, sich zur SPD zu bekennen." Er selbst sei "der überraschteste Eichstätter überhaupt" gewesen, so Neumeyer, der das Amt dann 18 Jahre ausüben sollte. Strategin Annemarie Gärtner war dagegen schon nachmittags im Wahlbüro überzeugt davon, dass es was wird mit der Wahl vom "Nulf" zum OB: "Ich habe es aber noch nicht laut gesagt."

Neben diesem größten Ereignis in der Geschichte der Eichstätter Genossen galt es aber auch oft genug, Wunden zu lecken. "Nach so mancher Stadtratswahl saßen wir hier schon einige Male sehr enttäuscht herum", blickte Neumeyer auf die weniger schönen Momente zurück, darunter auch die Abwahl von Gerhard Schröder als Bundeskanzler im Jahr 2005. Mit "am Schlimmsten" sei aber das Abschneiden des unvergessenen Max Pfuhler bei der OB-Wahl 2012 gewesen. "Ich war fest davon überzeugt, dass er es in die Stichwahl schafft", so Neumeyer. Pfuhler, der im Mai 2015 bei einem Angelausflug in Norwegen ums Leben kam und zuletzt Dritter Bürgermeister war, erreichte damals nur knapp 15 Prozent.

Wie es nun mit der Bahnhofsgaststätte weitergehen soll, ist derzeit noch ungewiss. Dem Vernehmen nach will die Stadt von ihrem kommunalen Vorkaufsrecht Gebrauch machen und das Gebäude erwerben. Allerdings klagt ein weiterer potenzieller Käufer dagegen. Die Eichstätter SPD wird ihre Treffen künftig im Wirtshaus "Zum Gutmann" abhalten.