Eichstätt
Thalmässinger Pfarrer will heiraten

Michael Rasche bittet um Entpflichtung und Dispens vom Zölibat Lehrstuhlvertreter an der KU

22.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr

Nach 15 Jahren kein katholischer Priester mehr: Bei einem Abschiedsempfang erklärte Michael Rasche seine Zukunftsabsichten. Im Juli 2012 war er nach Thalmässing gekommen und hatte zudem vier Jahre lang an der Katholischen Universität gearbeitet. - Foto: Steigerwald

Eichstätt/Thalmässing (EK) Michael Rasche, seit 2012 mitarbeitender Pfarrer in Thalmässing, hat um Entpflichtung vom priesterlichen Dienst gebeten: Er will heiraten. Der 42-Jährige war seit vier Jahren an der Katholischen Uni in Eichstätt, habilitierte dort und hatte eine Lehrstuhlvertretung inne.

Anfang Juli hat der 2001 im Ruhrbistum Essen geweihte Rasche bei Bischof Franz-Josef Overbeck darum gebeten, ihn von seinen Pflichten als Priester zu entbinden, erklärte Michael Rasche jetzt bei einem Abschiedsabend. Rasche nannte den Grund: Er habe eine Frau kennengelernt und wolle diese heiraten. Das Bistum Essen sagte auf Anfrage, dass Overbeck von der Bitte Kenntnis genommen habe.

Rasche war 2012 aus Bottrop, wo er Stadtjugendseelsorger war, an die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt gekommen. Dort habilitierte er zum Thema "Rhetorik und Philosophie - Eine antike Auseinandersetzung als Wurzel der modernen Hermeneutik und ihrer Metaphysikkritik". Im Oktober 2015 übernahm er vertretungsweise die Professur am Lehrstuhl für Philosophische Grundfragen der Theologie. Dieser Vertrag wurde, wie Uni-Sprecher Constantin Schulte Strathaus erklärte, über das Sommersemester 2016 hinaus nicht mehr verlängert.

Rasche machte bei seinem Abschiedsempfang in Thalmässing deutlich, dass ihm seine Entscheidung nicht leicht gefallen sei. Es sei ihm aber auch wichtig gewesen, klare Verhältnisse zu schaffen und die Gerüchteküche gar nicht entstehen zu lassen. Michael Rasche bedankte sich bei der Pfarrgemeinde für die Gastfreundschaft, die er - "ein preußischer Ausländer" - in Thalmässing habe erfahren dürfen.

"So eine Entscheidung trifft man nicht von heute auf morgen", machte der 42-Jährige, der nach Dortmund ziehen wird, deutlich. Denn schließlich verliere er als Pfarrer auch sehr viel. Er unterstrich, dass er es nicht bereue, vor 15 Jahren Priester geworden zu sein. Aber nun habe sich eine Entwicklung eingestellt, die eine Entscheidung forderte. Sie sei ihm nicht leicht gefallen und habe Zeit zum Reifen gebraucht. Aber er sei sich schließlich sicher gewesen, dass er es wahrscheinlich irgendwann bereuen würde, wenn er auch die nächsten 15 Jahre Priester geblieben wäre. Daher sei er nun froh, dass Klarheit herrsche.

Er versicherte der Gemeinde, dass sie an dieser Entscheidung keine Schuld treffe. Er sei stolz darauf, in Thalmässing eine liberale Gemeinde kennengelernt zu haben, die immer wieder neue Wege sucht, den Glauben zu vermitteln. Er ermutigte die Verantwortlichen der Pfarrei, nicht die Kraft zu verlieren und für diese neuen Wege weiterhin zu kämpfen. Die berufliche Zukunft des zweifachen Doktors ist zwar mit einigen Fragzeichen versehen. Aber Rasche hat eigenen Aussagen zufolge die Hoffnung, dass sich am Ende ein gangbarer Weg finden wird.

Rasche ist nicht der erste Pfarrer, der in Thalmässing wirkte und nun sein Messgewand an den Haken hängt: Josef Bader war 2004 von Bischof Walter Mixa entpflichtet worden. Er lebt heute als Familienvater und freier Redner in Roth. Auch Baders unmittelbarer Nachfolger ist inzwischen kein Priester mehr (siehe eigenen Bericht).