Eichstätt
"Tarn-Fassade" für Werkstattbauten

Stuttgarter Büro gewinnt Architektenwettbewerb für dritten Bauabschnitt der Berufsschule am Burgberg

22.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

Foto: Eva Chloupek

Eichstätt (EK) Das Büro Bodamer/Faber aus Stuttgart wird wohl den Neubau der Berufsschulwerkstätten am Burgberg planen. Die Architekten haben den vom Landkreis ausgelobten Wettbewerb gewonnen. Gestern stellten sie den Entwurf vor, ab heute können ihn die Bürger im Landratsamt besichtigen.

Landrat Anton Knapp und Berufsschulleiter Wendelin Ferstl strahlten gestern übers ganze Gesicht: Nach mehrjähriger Hängepartie, in der es auch massive Anwohnerwiderstände gegen die anvisierte Erweiterung der Berufsschule unterhalb der Willibaldsburg gab, geht es nun definitiv voran: Seit Mittwoch steht der Sieger des Architektenwettbewerbs fest, den der Landkreis ausgelobt hatte. Das Stuttgarter Büro Bodamer/Faber konnte das hochkarätig besetzte Preisgericht um Professor Michael Gaenßler überzeugen - einstimmig, wie der betonte. Nun soll möglichst bald der Auftrag offiziell erteilt werden, damit nach dem Urlaub die Feinplanungen beginnen können, sagte Knapp gestern bei einem Pressegespräch im Landratsamt.

Gaenßler, der auch Mitglied des Landesdenkmalrates ist, zeigte sich überzeugt, dass man den richtigen Entwurf ausgewählt habe. Auf die Frage, ob er mit dem Ergebnis auch aus denkmalpflegerischer Sicht zufrieden sei, sagte er: "Ich kann das durchaus im Landesdenkmalrat vertreten." Das Gremium war mehrmals in voller Mannschaftsstärke nach Eichstätt gefahren, um sich die Situation anzuschauen und hatte auch ziemlich Magengrimmen ob der Nähe zur Burg. Unter anderem hatte man die Höhenentwicklung mit Luftballons dargestellt. Im Mai vergangenen Jahres hatte es dann einen Bürgerentscheid gegeben mit dem Ziel, die Bebauung am Burgberg westlich der bestehenden Berufsschule zu stoppen. Das Ansinnen, das von einer Bürgerinitiative auf den Tisch gebracht worden ist, fiel durch. Allerdings rang man sich daraufhin in den Vorgaben des Bebauungsplans zu recht strikten Vorgaben durch.

Auf diese Vorgeschichte nahm auch Gewinner-Architekt Hansjörg Bodamer gestern Bezug. "Wir sind uns bewusst, dass diese Gebäude dort eigentlich gar nicht stehen sollten." Man habe aber versucht, hier durch die Fassadengestaltung möglichst viel abzufedern. Die zweigeschossigen Werkstattbauten, die als Ersatz für die bislang an der Gemmingenstraße stehenden Gebäude gedacht sind, werden durch eine Fenster- und Polycarbonplatten-Fassade strukturiert. "Aus der Entfernung verschwimmt das eher", sagte Bodamer und bezeichnete das Ganze als "Camouflage-Fassade" (eine "Tarn-Fassade" also, die sich in Landschaft und Umgebung einfügt). Professor Gaenßler lobte indes auch die Einhaltung der Vorgaben des Bebauungsplans, was die Höhenentwicklung anbelangt (siehe auch Grafik). "Wir haben bei der Bewertung der eingereichten Arbeiten auch auf die Ansicht von der Stadt aus geachtet", sagte er: "Das durfte nicht zu dominierend sein." Außerdem ging es unter anderem um den Umgang mit der Topografie.

Die bindet das Büro Bodamer/Faber - das gestern neben Bodamer auch durch Architektin Sandra Golinski vertreten war - beispielsweise bei den Parkplätzen ein. Die werden im westlichsten Eck des Grundstücks platziert und passen sich praktisch an die Geländeform an. "Ein bisschen wie in San Francisco", meinte Gaenßler.

Die eingereichten drei erstplatzieren Entwürfe (Platz zwei: W&V-Architekten Leipzig, Platz drei: Schätzler-Architekten München) seien allesamt "sehr gute Lösungen gewesen", am Ende hätten Nuancen entschieden, sagte Gaenßler. "Wir empfehlen einstimmig, den ersten Preisträger mit der weiteren Planung zu beauftragen."

 

Die Wettbewerbsarbeiten - auch die ausgeschiedenen - können ab heute bis einschließlich 30. Juni im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes zu den üblichen Öffnungszeiten besichtigt werden.