Eichstätt
Tanzen für die perfekte "Krone"

Die Schäffler proben für ersten Auftritt am Dreikönigstag – Wolfgang Buchner "sehr zufrieden"

20.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr

 

Eichstätt (EK) Es sind nur noch knapp zwei Monate, bis es am Dreikönigstag wieder heißt „Oba heit is koit“ und die Schäffler tanzen und die Reifen schwingen. 2015 ist Schäffler-Jahr. Derzeit wird eifrig geprobt für die über 100 Auftritte bis Aschermittwoch.

Knisternde Spannung liegt in der Luft. Hochkonzentriert formieren sich die 21 Tänzer der „Schäffler“, unter ihnen elf Neue, zum Aufmarsch. In den nächsten Wochen wird die Turnhalle Am Graben ihre Tanzübungsfläche sein; hier haben sie ausreichend Platz, um die verschiedenen Tänze und den Auf- und Abmarsch einzustudieren.

Seine vormalige Aufgabe als Fähnrich hat Wolfgang Buchner für die kommende Schäfflersaison an Jürgen Lederer weitergegeben, um selbst zusammen mit Anton Straßer die Vorbereitung und Leitung der Auftritte zu übernehmen. Eine nicht leichte Aufgabe, heißt es doch, viele neue Schäffler in der Mannschaft einzuführen: elf neue Tänzer und zwei neue Buttengretln (Magdalena Eberlein und Katharina Rixner), ferner vier neue Kasperl (Andreas Fackler, Thomas Hardt, Johannes Glas und Tobias Hocke) sowie auch zwei neue Schnapsverkäufer, die natürlich nicht bei der ersten Probe anwesend sein müssen.

Diszipliniert stehen die Tänzer mit ihrem Fähnrich, den Reifenschwingern und Buttengretln bereit; Peter Gottstein lässt die bekannten Schäfflermelodien auf seinem Akkordeon erklingen, und Trainer Buchner gibt klare Kommandos zum Trainingsstart: „Hier mehr zusammenrücken!“, „Es muss eine ganz gerade Linie zu erkennen sein!“ oder „Hier muss der Griff schneller sitzen!“ ertönt es laut durch die tanzende Menge und die Turnhalle. Die Gesichter der Tänzer sind konzentriert und angespannt; viele schauen auf ihre Füße, um sicherzugehen, dass ihre Schrittfolge auch korrekt ist. Ohne Zweifel: Die Schäfflertänze sind kein Kinderspiel; viele Schrittfolgen sind kompliziert und verlangen den Männern viel Takt- und Rhythmusgefühl ab.

Der Aufmarsch, die Begrüßung und der Kreistanz sitzen am ersten Übungsabend schnell; dann aber folgen zwei schwierigere Figuren, an denen alle Tänzer länger arbeiten müssen: die „Schlange“ und die „Gartenlaube“, zwei Formationen, deren Aufbau und Auflösung kompliziert ist. Der dann folgende „Kreuztanz“, bei dem sich die Schäffler in vier Gruppen aufteilen und ein für die Zuschauer erkennbares Kreuz bilden, sowie die „Große Krone“ werden sogar von einigen neuen Tänzern als eher leichte Figuren bezeichnet: „Ich habe viele Jahre Garde-Erfahrung, da fallen mir die Tanzformationen bei den Schäfflern nicht schwer. Es macht sehr viel Spaß, hier mitzutanzen“, betont Markus Heigl, einer der neuen jungen Schäffler-Tänzer. Auch Benedikt Strobl verfügt als langjähriger Tanztrainer im Trachtenverein und „Vorplattler“ über weitreichende Erfahrung im Figurentanz und hat keinerlei Probleme mit Rhythmus, Schrittfolgen, Wende- oder Wiegeschritten: „Es macht Riesenspaß, seine Tanzkenntnisse hier einmal bei den Schäfflern umzusetzen“, meint Strobl.

Wolfgang Buchner ist in der Pause, die sich die Tänzer nach einer Stunde hoch konzentrierten Übens gönnen, aber mehr als zufrieden: „Das klappt schon ganz wunderbar“, meint er anerkennend, „wir haben hervorragende Tänzer dabei und für’s erste Mal schaut das schon sehr gut aus.“ Bei einigen der neuen Tänzer gelte es natürlich noch, sich bei den „alten Tutoren“, erfahrenen Schäfflern wie beispielsweise Karl Daum, gute Tipps und ein wenig „Nachhilfe“ bei so mancherlei Schrittfolgen zu holen. In Paaren proben sie abseits der Gruppe in der großen Turnhalle und gesellen sich nach erfolgtem Spezialunterricht wieder zur großen Schäfflergruppe dazu.

Auf dem Übungsprogramm nach der Pause steht noch das „Changieren“. Dies wiederum gilt als schwierige Figur, weil die Reifen harmonisch im Wechsel gegeneinander geschwungen werden müssen. Dies ist der Moment, bei dem bei der Aufführung im Kreis ein Fass aufgestellt wird und schließlich drei Schäffler, die Fasslschläger, auf diesem den Takt vorgeben. Sie ahmen damit die Schäfflerarbeit – die Arbeit der Fassmacher – nach und führen dem Publikum den Dreischlag vor. Danach wird die letzte Figur, das Reifenschwingen mit den weiß-blau lackierten Holzreifen, gleichzeitig der Höhepunkt und Abschluss des Schäfflertanzes, vorgeführt. Für diesen schwierigeren Part aber haben die Eichstätter Schäffler noch mehrere Proben vor sich, um diese Figur gut zu üben.

Mehr als 50 Buchungen der Schäfflertänze im gesamten Landkreis hat Organisator Buchner bereits jetzt entgegennehmen können; mit rund 50 weiteren Buchungen, die derzeit noch möglich sind, rechnet er in den nächsten Wochen. Privat- und Geschäftsleute, Vereine, Parteien, das Domkapitel sind dabei, die Landkreis- sowie Sparkassentour stehen wie alle sieben Jahre auf dem Programm.

Stolz präsentiert Buchner „seiner Mannschaft“ zum Schluss das neue Outfit für die anstehenden Auftritte: grüne Hüte, Hosen, cremefarbene Strümpfe, Handschuhe und Mascherl wurden für rund 10 000 Euro neu angeschafft. Buchner ist Feuer und Flamme: „Ich freu’ mich schon sehr auf die Auftritte zwischen Anfang Januar und Ende Februar. Wir haben wieder eine tolle Schäffler-Truppe beisammen“, prognostiziert Buchner, der schon seit 1966, seinem 15. Lebensjahr, bei den Schäfflern mitwirkt. Als anstrengend empfindet er diese Zeit trotz Terminfülle und durchweg mit mehreren Vorführungen am Tag gefüllten Wochenenden nicht. Am Herzen liegt ihm vor allem das während der knapp siebenwöchigen Auftrittszeit stetig wachsende Gemeinschaftsgefühl der Schäffler: „Das ist eine ganz wunderbare Sache“, betont er begeistert, „da spielt alles andere keine Rolle.“