Eichstätt
Summende Gäste auf der Dachterrasse

Die richtigen Balkonpflanzen helfen Bienen bei der Nahrungssuche mit farbenfrohem und nützlichem Ergebnis

29.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Foto: Katrin Poese

Eichstätt (EK) In den Gärten blüht es längst - auch auf Terrassen und Balkonen ist jetzt die richtige Zeit zum Ansäen und Einpflanzen. Neben der Ästhetik kann man auch die Bedürfnisse der Bienen in die Pflanzenauswahl einbeziehen. Gerade in der Stadt brauchen sie dringend Hilfe.

Für Helga Rolletschek (kleines Foto) sind bienenfreundliche Balkone Beiträge zur Nahrungssicherung der Bienen: Kleine blühende Flecken inmitten der Stadt machen schon einen Unterschied. "Honigbienen und Wildbienen geht es nicht gut", sagt die Leiterin der Didaktik der Biologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Sie hat die Initiative "Eichstätt summt" ins Leben gerufen. Etwa ein Viertel der Bienenvölker habe den Winter nicht überlebt. Laut Rolletschek macht den Insekten vor allem zu schaffen, dass wegen zunehmender Monokulturen einfach nicht mehr genug Nahrung da ist. "Ein Bienenstock kann im Winter bis Minus 60 Grad überleben", erklärt die Naturwissenschaftlerin, "aber nur, wenn genügend Honig da ist." Das Bienensterben ist auch für Menschen bedrohlich: ohne Bestäubung kein Obst und Gemüse.

Wer jetzt seine Balkon- oder Terrassenbepflanzung plant, kann die Bedürfnisse von Hummel, Biene und Co. einbeziehen. Eine "Win-Win-Situation", wie Rolletschek sagt, sind viele Küchenkräuter. Mediterrane Arten wie Salbei, Rosmarin oder Thymian fühlen sich auch im warmen Klima auf Dachterrassen oder Südbalkonen wohl.

Ansonsten helfen einfache Faustregeln bei der Auswahl. Die Gewächse sollten möglichst einheimisch sein. Die Ringelblume ist schon deswegen der aus Südafrika stammenden Geranie vorzuziehen. Außerdem sind die Blüten der gezüchteten Geranien mit Blütenblättern gefüllt. Bienen finden aber grundsätzlich mehr Nahrung in ungefüllten Blüten.

Wer seinen Balkon oder seine Terrasse den ganzen Sommer über farbenfroh hält, tut nicht nur dem Auge, sondern auch Bienen einen Gefallen. Nach dem kurzzeitigen Überangebot im Frühsommer finden sie ab August oft kaum noch Nahrung. Wer also auf Vielfalt achtet und auch ein paar Spätblüher pflanzt (siehe Kasten), hilft den emsigen Nektarsammlern über den nächsten Winter.

Wenn es dann ordentlich summt auf der Dachterrasse, braucht man als Mensch nichts zu befürchten, sagt Rolletschek. "Bienen sind sehr friedliebend." Die manchmal aggressiven Wespen werden von mehr Blütenvielfalt nicht angelockt. Von der Arbeit der brummenden Gäste kann man sich selbst überzeugen: Wer Obst und Gemüse anbaut, darf sich dank der Bestäubungshelfer über reiche Ernte freuen.