Eichstätt
"Zoom" auf relevante Themen

Die Eichstätter Studentin Eva Neidlinger (25) ist auf dem Weg zur Dokumentarfilmerin

21.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Die junge Filmemacherin Eva Neidlinger jobbt im Eichstätter Kino und schneidet dort am Macbook ihre Produktionen. - Foto: Chloupek

Eichstätt (EK) Eva Neidlinger ist wirklich eine bemerkenswerte junge Frau. Nicht nur, weil sie den Eichstätter Kinobesuchern mit großer Freundlichkeit Tickets und Popcorn über die Theke reicht. Die 25-jährige Studentin will sich auch als engagierte Dokumentarfilmerin etablieren.

Die Aushilfsarbeit im Eichstätter Filmstudio ist für Eva Neidlinger mehr als ein Job - sie liebt das Kino jenseits der Mainstreamblockbuster und hat ein Faible für kreative Kunstfilme und für Dokumentarfilme abseits ausgetretener Erzählstrukturen. Und das ist die Welt, in der sie sich auch selbst bewegt.

Die 25-Jährige stammt aus Waldkirch, einem 300-Seelen-Ort bei Günzburg, und kam 2013 wegen des Europastudiengangs nach Eichstätt. Mitgebracht hat sie ihre unbändige Neugierde auf Menschen in und aus aller Herren Länder, ihr sozialpolitisches Bewusstsein und Engagement und das Streben danach, mit Dokumentarfilmen gesellschaftlich relevante Themen aufzuzeigen und dabei auch moderne Verbreitungswege zu nutzen.

Mit drei Mitstreitern - Politikstudent Rainer Hochgräf, Kameramann und Cutter David Lehmeyer und der Journalistin Ann Esswein - betreibt Eva Neidlinger seit vorigem Herbst einen hochambitionierten Internetblog: narrativecommons.eu. Am 3. November starteten sie dort ihr erstes Projekt: ein "Zoom" auf die Ägäis. Sie reisten als Couchsurfer mit wenig Geld, gesponsert vom Studentischen Konvent der Katholischen Universität, auf die griechische Insel Samos, um dort eine umfassende Geschichte über die Zusammenhänge der Flüchtlingsproblematik zu erzählen. Was passiert mit den Menschen, die dort ankommen? Wie gehen die Menschen, die dort leben, damit um? Die Menschen, um die es geht, kommen zunächst selbst zu Wort, dann gibt es eine journalistische Reportage dazu und schließlich den politikwissenschaftlichen Hintergrund-Check. Inspiriert wurde Neidlinger zu diesem Projekt durch einen Film: "Seefeuer" von Gianfranco Rosi, der ein Jahr lang Menschen auf Lampedusa begleitet hat, eine Doku, die auch im Eichstätter Filmstudio gelaufen ist. Eichstätt scheint durchaus ein gutes Sprungbrett für weitere Vernetzungen in der Filmszene zu bieten. Eva Neidlinger engagiert sich unter anderem bei der studentischen Tun.Starthilfe. Und an deren Infostand am Marktplatz hat sie den bereits etablierten Filmemacher Martin Weinhart - bekanntlich ein gebürtiger Eichstätter - getroffen. Aus dem Kontakt ist inzwischen eine Zusammenarbeit geworden. Die Eichstätter Studentin ist in Weinharts Team für die BR-Dokumentation "24-Stunden-Bayern".

Auch in der Münchner Kunstfilmszene hat Eva Neidlinger schon einen Fuß in der Tür: Beim dortigen Festival "Kino der Kunst", das heuer im April wieder über die Bühne geht, ist sie die Onlineredakteurin und organisiert als Mitglied eines tatkräftigen Frauenteams das Festival mit, dessen Leitung Heinz Peter Schwerfel - ein international renommierter Autor und Filmemacher - inne hat. In der Filmwelt geht es natürlich immer um Kontakte, Vernetzung ist das A und O, um Projekte verwirklichen zu können.

Für die 25-Jährige ist das aber kein Selbstzweck. Ihr Anspruch ist - bei aller persönlicher Bescheidenheit - höher: Ihre Arbeit soll relevant sein - wie ihr Kurzfilm "Sweep n' Monologues", in dem sie einen geflohenen Iraner auf den idyllischen Hängen des Altmühltals menschenverachtende Gesetze vortragen lässt, die jedoch von kreischender Werbung überlagert werden; ein kritischer Hinweis auf die geringe Aufmerksamkeitsspanne, die viele Menschen hierzulande den Schicksalen der Geflüchteten zur Verfügung stellen. Daran schneidet sie in diesen Tagen mit aufgeklapptem Macbook-Pro am Tresen des Eichstätter Filmstudios zwischen Kaffeemaschine und Popcornautomaten: Das ist ihr Wettbewerbsbeitrag für "20minmax", das internationale Kurzfilmfestival in Ingolstadt, und ein Teil ihrer Bewerbungen für die Filmhochschule. Denn nach ihrem Bachelor in Europastudien will sie weiterstudieren und hauptberuflich Filmemacherin werden.