Eichstätt
"Unsicherheit muss man ablegen"

Seit 2013 führt Else Greßmann das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

16.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:29 Uhr

Foto: DK

Eichstätt (EK) Dass Else Greßmann Abitur machen konnte, hat sie zwei Frauen zu verdanken: einer engagierten Grundschullehrerin und ihrer Mutter. "Das war damals schon etwas Besonderes", sagt sie. Denn eigentlich wurde sie wie ihre vier Geschwister auch dringend auf dem elterlichen Hof gebraucht.

Seit Mai 2013 führt Elke Greßmann das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Ingolstadt, das auch für den Landkreis Eichstätt zuständig ist. Außerdem leitet sie den Bereich Landwirtschaft und ist Direktorin der Landwirtschaftsschule. 47 AELFs gibt es in Bayern, nur zwei - beziehungsweise bald drei - werden von Frauen geleitet. Das mag zum einen daran liegen, dass die Bereiche Land- und Forstwirtschaft noch immer sehr männlich geprägt sind, "aber manchmal hat es auch mit den Frauen zu tun, die sich klein machen und unsicher sind", sagt die 61-Jährige. Sie habe oft erlebt, dass Frauen eine gewisse Scheu hätten, sich für bestimmte Stellen zu bewerben. Während Männer "die Karrierechancen sehen", fragten sich die Frauen, ob sie dem Posten fachlich gewachsen seien. Dabei müsse man als Abteilungsleiter den Überblick behalten und sehen, dass die Ziele erreicht werden, und "nicht alles bis ins kleinste Detail wissen."

Die Themen Hauswirtschaft und Ernährung haben die Eitensheimerin schon früh interessiert. "Eine große Küche, viel Wäsche" - es sei von ihr erwartet worden, dass sie im Haushalt mit anpacke, erinnert sie sich. Nach dem Abitur wollte Else Greßmann eigentlich Berufsschullehrerin werden, doch dafür fehlten ihr noch einige Praktika. Kurzerhand schrieb sie sich für Ökotrophologie an der TU München-Weihenstephan ein. Damit stand der Weg in den bayerischen Staatsdienst aber noch lange nicht fest. "Ich habe mich während des Studiums gar nicht festlegen wollen", sagt Greßmann. Dann habe aber das Ministerium aktiv geworben.

Im Anschluss an ihre Referendariatszeit in Ingolstadt arbeitete die Ökotrophologin bei der Regierung von Schwaben und ging 1992 nach ihrer Elternzeit an das Landwirtschaftsamt zurück. 1995 wechselte sie an die Regierung von Oberbayern, um fünf Jahre später erneut nach Ingolstadt zu gehen und verschiedene Abteilungen zu leiten. Die Vorbereitung der hauswirtschaftlichen Meisterinnen, der Arbeitskreis Tourismus, der Bauern bei der Umgestaltung ihrer Höfe berät, die Bereichsleitung Landwirtschaft - die Fülle an Aufgaben sei sicher ein Grund gewesen, dass sie 2013 die Leitung übernehmen konnte, "obwohl eine Besetzung aus dem eigenen Amt eher untypisch ist".

Sie habe dann trotzdem noch einmal vor den Mitarbeitern - in den Bereichen Landwirtschaft und Forsten sind es etwa 70 - versucht, knapp darzulegen, wie sie sich die Arbeit vorstelle. "Ich habe gesagt, dass meine Tür immer offen ist", und das sei ganz wörtlich gemeint.

Geschlossen bleibt die Tür, wenn ein unangenehmes Gespräch ansteht. "Ich überlege mir vorher sehr genau, was ich sage", außerdem habe sie sich vorgenommen, niemals ungehalten zu werden und die Stimme zu erheben.

Das gilt auch, wenn sie vor Kollegen spricht. Sie versuche dann, ihre Gründe sachlich vorzutragen. Spreche man, gerade als Frau, "mit kreischender Stimme oder wirkt aggressiv", dann heiße es, "schau her, wie hysterisch sie ist. Dann wird man als Frau nicht mehr gehört."