Eichstätt
Frauenpower unter Männern

Gudrun Witty ist stolzes Mitglied des Technischen Hilfswerks in Eichstätt: "Ich möchte meine Freizeit sinnvoll verbringen"

26.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:14 Uhr

Gudrun Witty absolvierte als erste Frau die Grundausbildung beim THW in Eichstätt. Seit zehn Jahren leitet sie jetzt dessen Jugendgruppe und investiert viel Zeit dafür. - Foto: Sailer

Eichstätt (EK) Als jüngst die Kirche im Altmannsteiner Ortsteil Steinsdorf brannte oder Deggendorf im Jahr 2013 vom Hochwasser überflutet wurde - Gudrun Witty aus Eichstätt war dabei, um zu helfen. Das sind nur zwei Beispiele von vielen Einsätzen. Im Jahr 2004 absolvierte die Eichstätterin als erste Frau beim Technischen Hilfswerk (THW) ihre Grundausbildung. Seitdem hat die 32-Jährige viel Zeit und Geduld in den Verein investiert.

"Das hier ist meine zweite Heimat", sagt Gudrun Witty mit einem Lächeln auf den Lippen und lässt den Blick durch den Gemeinschaftsraum des THW schweifen. Die Steuerfachangestellte ist seit rund zehn Jahren Leiterin der THW-Jugendgruppe. 60 bis 80 Stunden nimmt sie sich im Monat für den Verein Zeit. Übungen, Schulungen, die Organisation der Jugendgruppe, Finanzen und die Verwaltung des THW meistert Gudrun Witty neben ihrem Hauptberuf mit großer Freude. "Die Organisation, die Verwaltung und die Vorbereitungen für Veranstaltungen sind sehr aufwendig, das hält schon auf. Aber ich mache es gerne, das sind auch meine Stärken. Ich möchte meine Freizeit sinnvoll verbringen", sagt Witty.

Sie ist selbst über die Jugendgruppe zum THW gekommen. Mit 18 Jahren entschied sie sich dazu, die Grundausbildung zu machen. "Ich kannte mich mit Technik eigentlich gar nicht aus, das war alles komplett neu für mich", erzählt Gudrun Witty. Daran, dass beim THW ein Männerüberschuss herrscht, hat sich die 32-Jährige eigentlich nie wirklich gestört. "Ich wollte mich nicht abstempeln lassen. Frauen können genauso mit anpacken", meint sie.

Vor allem in der Jugendgruppe wird ihr Durchsetzungsvermögen auf die Probe gestellt. "Anfangs lief es etwas holprig. Man muss den Jungs klar machen, dass man für sie seine Freizeit opfert. Dann sind sie sehr aufgeschlossen", berichtet Gudrun Witty von ihren Erfahrungen. In der Gruppenstunde lernen die Jugendlichen, über welche Einsatzgeräte das THW verfügt und wie diese funktionieren. "Wir versuchen den Jugendlichen eine Basis zu geben, ihnen fachliche Grundlagen beizubringen und sie für die Einsätze vorzubereiten", erklärt die 32-Jährige. Dabei wird körperliches Arbeiten von den Jungs verlangt. Gudrun Witty findet es wichtig, dass die Jugendlichen raus kommen, an neuen Herausforderungen wachsen und etwas lernen. Zusammenhalt und Gemeinschaftsgefühl spielen dabei eine wichtige Rolle. "Beim THW entstehen Freundschaften. Es ist egal, wo die Jungs herkommen, welche Schulausbildung sie haben oder ob sie aus zerrütteten Familien stammen. Mich freut es, wenn die Jugendlichen ihr Handy beispielsweise im Zeltlager einfach mal liegen lassen, weil sie so beschäftigt sind", sagt Gudrun Witty. Die Mühe, die sich die Steuerfachangestellte für die Heranwachsenden macht, zahlt sich auch wieder aus. Wenn sie Hilfe braucht bei anstrengenden Arbeiten wie Kisten schleppen, wären die Jungs jederzeit zur Stelle, um zu helfen und mit anzupacken. "Die Jugendlichen entwickeln sich und ich kann mich auf sie verlassen, das ist schön zu sehen", berichtet sie.

Helfen möchte auch Gudrun Witty, wenn sie für Einsätze rekrutiert wird. Sie berichtet von der Aktion in Steinsdorf, als dort die Kirche abbrannte. "Ich erfahre oft, dass die Leute sich wirklich über die Hilfe freuen. In Steinsdorf waren die Menschen so dankbar, dass wir da waren", erzählt sie. So war es auch bei der Flutkatastrophe in Deggendorf. Tagelang schleppte Gudrun Witty mit ihren Kollegen Sandsäcke durch die Gegend. "Ich finde es einfach schön, mit meinem Wissen helfen zu können und es ist ein unbeschreibliches Gefühl, die Dankbarkeit der Menschen zu erfahren", sagt die 32-Jährige.