Eichstätt
Sprache als Schlüssel

Arbeitskreis Schule Wirtschaft informierte sich über Arbeitsmöglichkeiten von Flüchtlingen

14.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:05 Uhr

Die annähernd 100 Gäste wurden von Mitgliedern des Berufsschulprojekts "Culture Kitchen" und Andrea Scheiblhuber, Jugendsozialarbeiterin an der Berufsschule, bewirtet. - Fotos: F. Bauer

Eichstätt (EK) Der Weg eines Asylbewerbers von der Ankunft in Deutschland bis zur Erwerbstätigkeit ist lang und schwierig. Als größtes Problem stellt sich dabei die fehlende Sprachkenntnis heraus.

Diese realistische Beurteilung teilten Referenten, Vertreter der Wirtschaft und auch die Lehrer bei einer Veranstaltung des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft an der Berufsschule. Dabei gab es Tipps aus der Praxis für Arbeitgeber und Schulen.

Einen aktuellen Überblick über die Situation der Flüchtlinge im Landkreis Eichstätt stellte Christian Tontarra, der stellvertretende Fachbereichsleiter für Soziales im Landratsamt, vor. Für die unbegleiteten Minderjährigen ist das Jugendamt zuständig. Stefan Burzler, der Teamleiter Asyl im Jugendamt, informierte, dass in den Landkreis nur männliche unbegleitete Minderjährige gekommen seien. Erfreulich, so Burzler: "Alle 148 haben an der Berufsschule Eichstätt einen Platz bekommen."

Fragen zu Aufenthalts- und Bleiberecht sowie Erfordernisse für eine Arbeitserlaubnis beantwortete Rudolf Graf vom Ausländeramt. Die Information über die schulische Situation gab der Betreuer für den Fachbereich BAF "Berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge", Uli Hauptstock. Die Beschulung von Flüchtlingen hat im März 2013 mit 13 Schülerinnen und Schülern als Pilotprojekt begonnen. Der rasante Anstieg der jungen Flüchtlinge erforderte eine ständige Erweiterung der Klassenzahlen. Derzeit werden in 13 Klassen 234 Schülerinnen und Schüler in den BAF-Klassen beschult. Hauptstock: "Wir sind bis über die Decke voll." Das Konzept geht über zwei Jahre. Im ersten Jahr überwiegt die Sprachförderung, die von externen Partnern übernommen wird. Von Seiten der Berufsschule werden Fächer wie Mathematik, Geschichte sowie Kunst, Sport oder Musik unterrichtet. Wichtig sind auch erlebnispädagogische Elemente im Unterricht wie Klettern, Museumsbesuche oder Betriebsbesichtigungen. Die Jugendsozialarbeit an der Schule ist zudem ein unerlässliches Bindeglied zu den Regelschulklassen.

Im zweiten Jahr der Beschulung steht die berufliche Orientierung im Vordergrund. Hier ist die Hälfte der Woche Praktikum in Betrieben, die andere Hälfte ist Unterricht in der Schule. Ziel ist es im zweiten Jahr, die Ausbildungsreife zu prüfen und anzustreben sowie die Interessen für bestimmte Berufe zu fördern. Manche Schüler nehmen im zweiten Jahr an der externen Quali-Prüfung an der Mittelschule Schottenau teil.

Weiterhin ist die Berufsschule in einem sehr wichtigen Netzwerk an Kooperationspartnern wie den einzelnen Abteilungen des Landratsamtes Eichstätt, der Uni Eichstätt, der Bundesagentur für Arbeit oder des Kreisjugendrings, von Kolping oder dem Berufsbildungszentrum (bfz) vertreten.

Holger Bauer ist Projektleiter des Kreisjugendrings Eichstätt für die sozialpädagogische Betreuung junger Asylbewerber und Flüchtlinge an der Berufsschule. Er erläuterte die Ziele dieser Betreuung. Dazu gehörten die Ausbildungs- beziehungsweise Berufsreife, die Stärkung der Persönlichkeits- und der Sozialkompetenz und die Vermittlung von Praktika. Sein Fazit: "Die meisten Schüler sind hochmotiviert und wollen schnellstmöglich in die Arbeitswelt einsteigen. Leider schaffen es nur die wenigsten, innerhalb der zwei Jahre eine Ausbildungsreife zu erreichen. Deshalb sollten individuelle Ausbildungsverläufe in Kauf genommen werden."

Johann Allramseder stellte die Aufgaben der Agentur für Arbeit und des Jobcenters vor. Das Ziel sei, Flüchtlinge in Ausbildung und Arbeit zu bringen. Wo Ausbildung möglich sei, werde dies bevorzugt unterstützt. Das Jobcenter ist für Flüchtlinge zuständig, deren Asylbegehren anerkannt worden ist und die dementsprechend ein Bleiberecht haben. Die Agentur für Arbeit kümmert sich um alle anderen Flüchtlinge, insbesondere um solche, die eine hohe Bleibeperspektive haben. In der Agentur für Arbeit werden aktuell rund 280 Flüchtlinge betreut, im Jobcenter etwa 120.

In der Wirtschaft gibt es laut Allramseder eine hohe Bereitschaft, Flüchtlinge in Praktikum, Ausbildung und Arbeit zu beschäftigen. Häufig fehlten aber noch die notwendigen Sprachkenntnisse sowie die entsprechende Qualifikation. Allramseder: "Da die weitaus größte Zahl der Flüchtlinge ungelernt ist, muss die Heranführung an Ausbildung mit Geduld und guter Vorbereitung vollzogen werden."