Eichstätt
"Jetzt ist die Politik am Zug"

Bei den Gesprächen zur geplanten Sparkassenfusion geht es um die Verteilung der Gewerbesteuer

15.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:19 Uhr

Die Hauptstelle der Sparkasse in der Eichstätter Gabrielistraße wird mit der geplanten Fusion nicht mehr die Schaltzentrale sein, die sie bisher war. - Foto: M. Schneider

Eichstätt (EK) Der Wille zur Fusion zwischen den Sparkassen Eichstätt-Ingolstadt-Pfaffenhofen ist in der Vorstandsetage aller drei Banken nach wie vor vorhanden, doch die Kommunalpolitik hat sich noch nicht festgelegt. Es geht um die Verteilung der Gewerbesteuer.

Sinn einer Fusion ist es, Kräfte zu bündeln, Abteilungen zusammenzulegen, Ausgaben zu reduzieren und Personal einzusparen. Wird der Zusammenschluss nach allgemeingültigen Vorgaben durchgeführt, dann haben die Städte und Gemeinden, die sich über einen Zuwachs an Arbeitsplätzen freuen können, die Nase vorn. Da Ingolstadt als Zentrale einer Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt-Pfaffenhofen auserkoren ist, findet diese Bündelung an der Donau statt, nicht an der Altmühl oder an der Ilm. Arbeitsplätze abgeben werden die Sparkassen in Eichstätt und Pfaffenhofen. Da sich die Gewerbesteuer der Städte und Gemeinden am Lohnsummenaufkommen bemisst, hat dies Auswirkungen vor allem auf die Städte mit Sitz der Zentrale der bislang (noch) eigenständigen Sparkassen. Und darum geht es in den derzeitigen Gesprächen zur geplanten Fusion.

"Jetzt geht das Geschacher los", beschreibt ein Insider die Lage. So krass will das Eichstätts Oberbürgermeister Andreas Steppberger nicht formulieren. Aber dass er als Chef des Rathauses die Interessen seiner Stadt auch in finanzieller Hinsicht zu vertreten hat, ist ihm klar. "Eichstätt darf aus einer Fusion keinen finanziellen Schaden ziehen", gibt er die Marschroute vor und weiß sich dabei mit seinem Pfaffenhofener Kollegen Thomas Herker im Einvernehmen.

Natürlich ist auch dem Eichstätter Rathauschef bewusst, dass eine eigenständige Sparkasse auf Dauer nicht den Gewinn erwirtschaften können wird wie in den vergangenen Jahren. Immerhin rechnen die Sparkassen selbst durch die zunehmenden gesetzlichen Vorgaben, das nach wie vor niedrige Zinsniveau und die Auflagen der Bankaufsicht mit einem drastischen Gewinneinbruch in den kommenden Jahren. Dennoch darf es Steppberger zufolge "nicht nur einen kommunalen Gewinner" geben. Die beteiligten kommunalen Partner, so der Rathauschef, "dürfen keinen Nachteil aus einer Fusion erfahren".

Derzeit würden, so Steppberger, verschiedenste Berechnungen durchgeführt und Modelle erstellt, wie die zu erwartende Gewerbesteuer künftig verteilt werden soll, wobei die auf der "Verliererseite" stehenden Städte und Gemeinden "Kompensationen" erhalten sollen. Und Steppberger ist überzeugt, dass eine Fusion der "einzig richtige Weg ist". Wobei er hinterherschiebt: "Wenn alle davon profitieren." Als Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse steht Steppberger hinter einer Fusion, als Oberbürgermeister will er "jeden Nachteil", der daraus für die Stadt entstehen könnte, vermeiden.

Auch Eichstätts Landrat Anton Knapp, der stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender ist und auch im Zweckverband Sparkasse Ingolstadt vertreten ist, sieht in einem Zusammenschluss der Sparkassen angesichts der Rahmenbedingungen (Regulatorik, Zinsniveau) eine Möglichkeit, die Geldinstitute und gleichzeitig die Region und die Wirtschaft zu stärken. "Ein fusioniertes Haus bringt mehr Gewicht in die Waagschale" als jede der drei eigenständigen Sparkassen, sagt er. Allerdings müsse "für alle Beteiligten alles passen". Angesichts der momentan noch wirtschaftlichen Stärke jedes Hauses und der daraus resultierenden Verhandlungsbasis auf Augenhöhe zeigt sich der Kreischef sicher, "Wege zu finden, die Verluste für einzelne Städte und Kommunen zu kompensieren".

"Jetzt ist die Politik am Zug", bringt der Vorsitzende des Personalrats der Eichstätter Sparkasse, Alfred Schimmer, den momentanen Stand der Gespräche auf den Punkt. Nach der Zusicherung des Vorstands, es werde keine betriebsbedingten Kündigungen geben, ein absehbarer Personalabbau werde im Rahmen der demografischen Entwicklung durchgeführt und die Arbeitsplätze blieben erhalten, führe der Personalrat mit dem Vorstand offene und fruchtbare Verhandlungen, so Schimmer. Er vertritt die Interessen der derzeit etwa 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Unter anderem gehe es darum, welche Abteilungen eventuell nach Ingolstadt verlegt würden und wie Härten, die damit für den einen oder anderen Mitarbeiter verbunden seien, ausgeglichen werden könnten.