Eichstätt
Sieben Minuten Nicht-Wissen

Zum sechsten Mal veranstaltete das Kulturreferat Powerpoint-Karaoke mit unvorbereiteten Referaten

10.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:58 Uhr
Durch das Powerpoint-Karaoke in der Aula der Katholischen Universität Eichstätt führt seit 2015 Moderator Hanz. Zum ersten Mal mit dabei war der 18-jährige Michael Maior (Bild), der mit einer japanischen Präsentation das Publikum unterhielt. Weitere Themen des Abends waren unter anderem Schnee- und Lawinenkunde. −Foto: Hausmann

Eichstätt (EK) Der Albtraum eines jeden Studenten: völlig unvorbereitet ein Referat halten. Beim Powerpoint-Karaoke wird genau das zur Kunst. Zum sechsten Mal in Folge lud das Kulturreferat der Katholischen Universität Eichstätt zum unterhaltsamen Abend.

Lautes Gelächter hallt durch den Saal. Die Aula der Universität ist voll - schließlich hat das Kulturreferat zum Powerpoint-Karaoke geladen. Durch den Abend führt Moderator Hanz. Er erklärt die Regeln: Jeder Teilnehmer hat sieben Minuten Zeit, nach sechs Minuten wird er sich mit einer Glocke bemerkbar machen. Alle Präsentationen seien schon von irgendwem gehalten worden, doch an diesem Abend werde man sie einmal ganz anders hören. Er habe das Internet nach Präsentationen durchforstet, bei denen er sich nur dachte: "Hä? Warum". Nach jedem Vortrag hat das Publikum die Chance, Fragen zu stellen. Die Teilnehmer sind bunt gemischt, vom Latein- bis zum Architekturstudenten ist alles vertreten.

Den Anfang der ersten Gruppe macht der "Weißbiermichl", wie er sich selbst nennt. Sieben Minuten lang muss er sich als Rentier-Profi erweisen. Das Publikum brüllt vor Lachen. Mit dem Laserpointer klickt er weiter. Ratlos steht er vor der nächsten Folie. "Alter", entfährt es ihm. Schnell klickt er weiter. Gerade dieses Nicht-Wissen scheint das Publikum zu lieben. Eine Studentin fragt ihn, woher die Faszination für Rentiere komme. "Das hab ich mich vor sieben Minuten auch gefragt. Aber es hat sich in eine Ekstase für Rentiere gesteigert", scherzt der "Weißbiermichl".

Der nächste Kandidat ist Michael Seidl. Ein Raunen geht durch den Saal - mit 43 Folien hat Seidl die längste der Powerpoint-Präsentationen zugeteilt bekommen. Sein Metier: "Schnee- und Lawinenkunde". Bei den Vorträgen treten besonders die Eigenheiten der Referenten hervor: Seidl wandert auf und ab. "Nicht wundern, ich geh' immer herum. Eigentlich sind meine Referate immer ein großer Spaziergang", kommentiert er.

Der nächste Vortrag: Michael Maiors Präsentation beginnt mit einem "Konichiwa!". Komplett japanische Folien erwarten ihn. Den Bildern nach zu urteilen geht es um Ramen-Nudeln. "Ich mag keine asiatische Küche!", schimpft er. Wacker kämpft er sich unter Gelächter des Publikums durch sein Referat.

Ab hier übernimmt Moderator Hanz wieder das Mikrofon. Schnell wird klar: Die Zuschauer kommen nicht nur wegen lustiger Präsentationen. Studentisch-locker kommentiert Hanz die Vorträge und spielt mit dem Publikum. "Will noch jemand ein Küsschen", ruft er und wirft Ferrero-Küsschen in die Menge. Lakonisch antwortet er auf vereinzelte Zwischenrufe. In seine Moderation lässt Hanz immer wieder Weisheiten aus seinem kleinen Handbuch "Gebrauchsanweisung Leben" und Liebestipps aus der "Mädchen-Zeitschrift" einfließen - das Publikum feiert ihn dafür.

Mit der zweiten Gruppe kommt auch die einzige weibliche Teilnehmerin auf die Bühne, Jessica Burkhardt. "Die Präsentation läuft schon mal besser als ich", sagt sie trocken und deutet auf ihre Krücke. "Bitcoins" ist auf ihren Folien zu lesen. Sie redet von dreckigen Euros mit Minderwertigkeitskomplexen und kämpft sich durch ein Zahlenchaos, das an so manch eine Mathematikstunde erinnert.

Rafael Meier rückt für eine nicht erschienene Teilnehmerin auf. Er spricht über die "Wundertüte Pubertät". Das sei auch ganz passend, schließlich sei er selbst noch in seiner Findungsphase.

Den Abschluss bildet der letztjährige Gewinner Bastian Wagner, er philosophiert über das Sonnensystem. Ein kontextloses Bild kommentiert er mit "Die Römer haben also den Einkaufswagen erfunden, yay!".

Schließlich die Entscheidung: Wer schafft es ins Finale? Ein Zwei-Sekunden-Applaus des Publikums entscheidet. "Einmal völlig ausrasten!", heizt Hanz das Publikum an. Er unterbindet das Klatschen, indem er mit einer Geste die Luft durchschneidet. Ramen-Experte Maior und Bitcoin-Profi Burkhardt sind im Finale.

Jetzt haben sie nur noch fünf Minuten Zeit für ihren Vortrag, anschließende Publikumsfragen sind dieses Mal nicht erlaubt. "Fliegenfischen mit Ralf" heißt die letzte Präsentation. Der Applaus entscheidet wieder: Maior gewinnt und erhält als Preise die "Mädchen-Zeitschrift" und eine Flasche Whiskey. Außerdem gibt es eine Glückwunsch-Karte, auf der sein Applaus aufgenommen ist. Zum ersten Mal seien zwei Erstsemester im Finale gewesen, heißt es vom Kulturreferat am Rande der Veranstaltung. Im Mai soll das zweite Powerpoint-Karaoke in diesem Jahr stattfinden.