Eichstätt
"Sie haben dem Tod ins Auge geschaut"

In der DJK-Herzsportgruppe geht es um neue Lebensfreude und Zuversicht – Gründer sagt Ade

11.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:30 Uhr

Herzpatienten neues Zutrauen bringen und Lebensqualität verbessern: Das ist die Intention von Josef und Rosemarie Ablaßmeier (vorne), die seit knapp 25 Jahren die Coronarsportgruppe in der DJK leiten. Passieren kann dabei nichts: Ein Arzt (im Hintergrund von rechts Dr. Hildegard Overkamp und Dr. Fritz Scheithe) ist immer dabei - Foto: chl

Eichstätt (EK) Eigentlich kaum zu glauben, dass die muntere Truppe, die sich montags in der DJK-Halle trifft, so gut gelaunt ist. Denn sie verbindet ein Schicksal: „Sie haben dem Tod ins Auge geschaut.“ Die 40 Männer und Frauen sind schwer herzkrank, sie sind die Coronarsportgruppe der DJK.

Auf den Montagabend in der DJK-Halle will keiner der meist langjährigen Teilnehmer mehr verzichten. „Das Hauptziel ist es, die Lebensqualität wieder zu steigern“, sagt Josef Ablaßmeier. Der jetzt 67-Jährige ist landkreisweit ein Pionier in Sachen Herzsport: Er hat die Gruppe vor knapp 25 Jahren in Eichstätt gegründet, „damals war Coronarsport hier noch kein Thema“. Der inzwischen pensionierte Volksschulleiter war damals wie auch seine Frau Rosemarie (62) schon als DJK-Übungsleiter aktiv.

Über einen Bekannten erfuhr er von den Nöten eines Herzpatienten: Nach lebensgefährlichem Infarkt, Bypass-OP und Reha ist die Rückkehr in den Alltag meist schwer. Damals gab es höchstens noch den ärztlichen guten Rat auf den Weg, „gesund zu leben und mäßig Sport zu treiben, ohne sich zu überfordern“. Aber was sich so ein Herzpatient wirklich zutrauen kann, soll und darf? „Die Lebensangst ist nach so einer lebensverändernden Diagnose enorm“, weiß Ablaßmeier.

Und deshalb haben er und später auch seine Frau nach der entsprechenden Ausbildung die Coronarsportgruppe der Eichstätter DJK gegründet. „Bei uns können die Leute ausprobieren, wie weit sie sich belasten können. Was geht? Und was nicht“ Die Übungen sind eigens so gehalten, dass zwar ausreichend Bewegung, aber keine große Kraftanstrengung nötig ist. „Und jeder macht so mit, wie er kann, keiner muss.“

Hier geht es nicht nur um die gesunde Bewegung an sich. Hier geht es vor allem darum, neues Zutrauen zum eigenen Körper und Befinden zu fassen. „Wenn man den Tod ins Auge geschaut hat, dann ändert das einen Menschen“, sagt Ablaßmeier.

Sich alleine wieder an seine neuen Leistungsgrenzen heranzutrauen, sei sehr, sehr schwierig. „In dieser Gruppe geht das leichter.“ Denn seit dem ersten Treffen im Mai 1988 ist immer ein Arzt dabei. Vor der Übungsstunde wird der Blutdruck gemessen – und bei Bedarf auch immer wieder zwischendrin. Wer sich nicht wohlfühlt, bekommt sofort ärztliche Hilfe, „da muss keiner Angst haben, dass ihm was passiert“.

In den nun knapp 25 Jahren gab es zwei ernstere Vorfälle während der Übungsstunde – da ging es von der DJK-Halle gleich in die Klinik: „Da war es aber so, dass den Patienten das auch zu Hause passiert wäre, und hier waren sie wenigstens sofort in ärztlicher Betreuung und schnell in der Klinik.“

Dr. Hildegard Overkamp, die sich mit einer ganzen Reihe von Eichstätter Haus- und Fachärzten gerne für diesen besonderen „Dienst“ einteilen lässt, bestätigt den Übungsleiter voll und ganz: „Wir haben den Notfallkoffer einsatzbereit. Aber wir brauchen ihn nicht. Höchstens, wenn der Blutdruck mal zu hoch wird, das Nitrospray, und das ist schnell zur Hand.“ Die Teilnehmer könnten sich also wirklich sicher fühlen.

Und das, so bestätigt auch die Ärztin, sei gerade für Herzpatienten wichtig: „Sie müssen wieder neue Sicherheit gewinnen – und natürlich neue Lebensfreude.“ Overkamp findet es ganz wunderbar, mit welcher Freundlichkeit und welch feinem Humor Ablaßmeier die Gruppe führt. „Da wird gelacht und gescherzt – das tut gut.“

Die Treue der Teilnehmer gibt ihr Recht. Fritz Späth zum Beispiel ist seit Gründung der Gruppe, 1988, aktiv. „Die Kasse zahlte ja nur die ersten drei Jahre, aber mir war das egal, ich bin immer noch dabei“, sagt der pensionierte Polizist.

Natürlich liegt es auch an der angenehmen Gesellschaft: Man trifft sich zum Wandern, zum Radeln und auch zum geselligen Beisammensein. Die Saison wird Ende Juni immer mit einem Gottesdienst am Frauenberg und anschließender Einkehr beendet. Diesmal wird das eine Abschiedsfeier. Denn Josef und Rosemarie Ablaßmeier sagen Ade, sie hören mit dieser Saison auf. „Die Gruppe geht aber weiter“, verspricht Ablaßmeier. Die DJK hat zwei neue Übungsleiterinnen mit Coronarsport-Ausbildung.