Eichstätt
"Sehe mich in der Kommunikationsrolle"

Standortbeauftragte Beate Michel ist seit 100 Tagen im Amt

28.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:15 Uhr

Beate Michel ist seit Anfang Februar Eichstätts Standortbeauftragte. An der Wand hinter ihr: eine Fotografie von Hubert Klotzeck, die Beate Michels Aufgabengebiet zeigt - die Innenstadt - Foto: kno

Eichstätt (EK) Mittlerweile konnte sie schon etwas reinschmecken – da hinein, wie in Eichstätt die Uhren ticken. Seit gut 100 Tagen ist Beate Michel Standortbeauftragte der Stadt. Ein Job mit vielen Aufgaben. Im Vordergrund steht allerdings zunächst einmal das Leerstandsmanagement.

Ihr kleines Büro in der Luitpoldstraße teilt sich Beate Michel mit Innenstadtmoderatorin Lisa Lorenz – gut 200 Meter entfernt vom Rathaus. Der frühere Laden soll dem „normalen Bürger“ offenstehen, seine Anliegen vorzubringen. Einige machen offensichtlich davon Gebrauch: „Manchmal geben sie sich hier die Klinke in die Hand.“ Dabei gehe es um kleinere Probleme wie Müllentsorgung, aber auch Anbieter von Gewerbeflächen tauchen hier auf – ebenso Interessenten dafür.

Das ist auch die Hauptaufgabe der 54-jährigen Wirtschaftsgeographin aus Harburg (Kreis Donau-Ries), die täglich eine Dreiviertelstunde mit dem Auto zu ihrem Arbeitsplatz braucht. In den ersten Wochen hatte sie sich an eine Bestandsaufnahme der Leerstände in Eichstätt gemacht. Das Ergebnis hält sie allerdings unter Verschluss – eine konkrete Zahl rückt sie nicht heraus. Man müsse hier nämlich unterscheiden: „Wenn mal vor 30 Jahren ein Milchladen am Randgebiet war, ist das wirklich als Leerstand zu sehen“ Relevanter für sie seien die Zentrums-, die 1a-Lagen. Wenn es hier zu längeren Leerständen komme, werde es problematisch.

Momentan sei vieles im Umbruch in der Altstadt, hat auch Beate Michel festgestellt. Es gehe nun darum, drohenden Leerständen rechtzeitig entgegenzusteuern. „In der Marktgasse schaut es ja wieder ganz gut aus“, so Michel. Im Herbst zieht bekanntlich ein größerer Textiler dorthin. In weiteren Fällen sei sie schon mit Hauseigentümern und potenziellen Interessenten in Kontakt: „Ich sehe mich in der Kommunikationsrolle“, fügt die Standortbeauftragte hinzu.

Grundsätzlich solle Existenzgründern der Start erleichtert werden. Etwa durch Zuschüsse für Umbaumaßnahmen, die Einrichtung oder die Miete. „Das gibt es bereits“, so Michel. Nur sei dies offenbar den wenigsten bekannt.

Nächstes Ziel ist Erstellung einer Website gemeinsam mit dem Gewerbeverband Pro Eichstätt und dem Verein Haus und Grund. Auf dieser Plattform sollen Anbieter von Gewerbeflächen oder Wohnungen und Interessenten in Kontakt treten können. Davon verspricht Michel sich viel: Auch eine „Bewusstseinsänderung“ bei Eigentümern, was die Mietpreise angeht – „ich hoffe, in den Köpfen tut sich was.“ Schließlich könnten dann auch die Mieten miteinander verglichen werden. Die Website, mit der dieser Immobiliensektor systematisiert und professionalisiert werden soll, soll in etwa einem Monat an den Start gehen. „Zauberei“, schränkt Michel ein, solle man aber nicht davon erwarten.

Die wachsende Konkurrenz durch neue Ladenflächen in der Spitalstadt solle man „nicht dramatisch sehen“, fährt die Standortbeauftragte fort: „Das bedeutet nicht, dass der Marktplatz dann leergefegt ist.“ Vieles regle sich auch von selbst.

„Mir gefällt Eichstätt“, betont Michel. „Es gibt hier viele interessante Einzelhändler, Dinge, die es anderswo schon längst nicht mehr gibt“: die Kaffeerösterei beispielsweise, der Fossilienladen oder viele handwerklich geprägte Geschäfte. „Ich glaube, manchen ist gar nicht bewusst, was für eine tolle Stadt dies ist“, sinniert die 54-Jährige. Leider, so ihr Eindruck, werde nicht unbedingt an einem Strang gezogen: Es herrschten „viele Einzelmeinungen“ vor, es werde „auch viel negativ geredet“. Auch hier sieht sich Beate Michel in der Vermittlerrolle: „Wir müssen alle in ein Boot holen.“