Eichstätt
Segen für Mensch und Maschine

Der 19. Motorradgottesdienst der KLJB Eichstätt in der Ruinenkirche im Spindeltal war trotz Hitze gut besucht

07.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:06 Uhr

Wolfgang und Wolfgang: Der Biker Wolfgang war zum ersten Mal beim Motorradgottesdienst dabei. Er erhielt mit seinem Fahrzeug den Segen von Pfarrer Wolfgang Butzer, der auch selbst Motorrad fährt. Biker Wolfgangs Maschine war beim Gottesdienst zuvor mitten im Kirchenraum aufgestellt worden (unten rechts). Draußen vor der Kirche waren die Motorräder in Reih und Glied aufgestellt (unten links bei der Segnung durch Pfarrer Michael Rasche) - Foto: Nastasia Radtke/KLJB

Eichstätt/Konstein (EK) Die Katholische Landjugendbewegung in der Diözese Eichstätt hat am Samstag zum 19. Mal ihren beliebten Motorradgottesdienst in der Spindeltal-Ruinenkirche bei Konstein gefeiert.

Die vorhergehende Ausfahrt führte die Biker unter anderem zum Audi-Museum in Ingolstadt. Bei gnadenlos hohen Temperaturen waren zunächst 40 Motorräder auf der traditionellen gemeinsamen Ausfahrt unterwegs. Die Fahrer waren auf ihrer Tour in zwei Gruppen aufgeteilt – eine gemächlichere für Mopeds und Fahranfänger und eine flotte für PS-starke Routiniers. Von Eichstätt über Kipfenberg und Wettstetten ging es ins Ingolstädter Audi-Museum, wo eine Führung durch das „schattige“ Museum den verschwitzten Bikerinnen und Bikern Erholung bot. Nach dieser Rast bei historischen PS ging es wieder in die Praxis, besser gesagt nach Bergheim bei Neuburg auf den Verkehrssicherheitsplatz und von dort aus weiter zur Ruinenkirche im Spindeltal zwischen Konstein und Tagmersheim.

Beim anschließenden Motorradgottesdienst (Mogodi) der KLJB standen dann 60 PS-starke Zweiräder, sorgfältig aufgereiht vor der mit 100 Besuchern gut gefüllten Kirche.

„Wir hatten schon Befürchtungen, dass wegen der Wärme keiner kommt“, gab Albert Bachl von der siebenköpfigen Mogodi-Vorbereitungsgruppe zu, „aber die Alteingesessenen sind gekommen und neue Gesichter habe ich auch gesehen. Wir sind sehr zufrieden.“

Den Gottesdienst zelebrierte der Thalmässinger Pfarrer Michael Rasche zusammen mit dem ehemaligen KLJB-Diözesanpräses und Mogodi-„Urgestein“ Pfarrer Wolfgang Butzer.

Pfarrer Rasche hatte sich von einem Dialog Karl Valentins mit Liesl Karlstadt, geschrieben 1940, zu seiner Predigt inspirieren lassen: Fremd ist der Fremde nur in der Fremde. „Die Krisen in Europa, aber auch an den Rändern Europas und darüber hinaus, bekommen auch wir in unseren Orten zu spüren, wo Flüchtlinge untergebracht sind“, begann er einen eindringlichen Überblick über das Elend der Menschen, die zur Flucht aus ihrer Heimat gezwungen sind. Er forderte mehr Menschlichkeit im Umgang mit Flüchtlingen: „Es ist absurd, dass Handwerksbetriebe hierzulande dringend Lehrlinge und Mitarbeiter suchen und gleichzeitig Flüchtlinge nicht arbeiten dürfen. Es ist ebenso absurd, wenn für Großprojekte wie den Berliner Flughafen Milliarden um Milliarden aufgestockt werden und dann auf finanzielle Schwierigkeiten verwiesen wird, wenn es um eine menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen geht.“ Insbesondere lobte der Pfarrer die Haltung von Papst Franziskus, der beispielsweise vor zwei Jahren die mit gestrandeten Flüchtlingen überfüllte italienische Insel Lampedusa besucht hatte – „da, wo Europa nicht am strahlendsten ist“.

Dass die Grenzen zwischen Fremden und Einheimischen nicht immer klar gezogen werden können, verdeutlichte Rasche mit einem Beispiel aus seiner Gemeinde Thalmässing. Nach dem Dreißigjährigen Krieg völlig verlassen, wurden in dem Ort Protestanten als Flüchtlinge aus Österreich angesiedelt. Und auch nach dem Zweiten Weltkrieg fanden zahlreiche sudetendeutsche Flüchtlinge in Thalmässing eine neue Heimat. Die Nachfahren der Österreicher und Sudetendeutschen seien nun Einheimische, die sich nicht mehr fremd fühlen.

Fahrlehrer Bene Bittlmayer, neben Viola Götz, Albert Bachl, Michael Heiß, Anton Mayer, Pfarrer Rasche und Heinz Hauke Mitglied der Vorbereitungsgruppe, erzählte von einem seiner Ex-Fahrschüler, an den die Kollekte gehen wird. Der junge Mann sitzt nach einem Motorradunfall bei Buxheim im vergangenen Jahr im Rollstuhl und muss nun sein Haus umbauen. Von so einem Schicksal sichtlich bewegt, griffen alle Biker noch etwas tiefer in die Tasche.

Nach dem Gottesdienst wurden als Erinnerung Anstecker mit dem Motto der Predigt verteilt und unter Glockenklang und Motorengedröhn segneten die Pfarrer Rasche und Butzer alle Fahrzeuge vor der Kirche, „auf dass sie nicht geblitzt werden“, so Michael Rasche augenzwinkernd.

Anschließend ließen die Gottesdienstbesucher den Abend bei kühlen Getränken und Gegrilltem neben der Ruinenkirche ausklingen.