Eichstätt
Schlagloch, Schotter und Asphalt

Auch in den Sommermonaten haben die Arbeiter der Straßenmeisterei Eichstätt alle Hände voll zu tun

03.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Im Sommer wird geflickt, was der Winter hinterlassen hat: Straßenwart Richard Zecherle versorgt ein Schlagloch mit Kaltbitumen – eine Zwischenlösung, bis der löchrige Fahrbahnrand neu asphaltiert wird. Die Trupps der Eichstätter Straßenmeisterei haben die Verkehrsschilder zur Absicherung ihrer Einsatzstellen stets dabei. Bernd Riedlsheimer (unten, von links), Willi Schneider, Sepp Meier und Vorarbeiter Jürgen Gobleder kümmern sich im Moment um Bankettarbeiten - Fotos: ksm

Eichstätt (EK) Das Hauptgeschäft ist der Winterdienst – so die landläufige Meinung. Die Straßenmeisterei Eichstätt hat aber auch den Rest des Jahres über einiges zu tun. Im Sommer werden Löcher geflickt, Wege instand gesetzt und regelmäßig die Seitenstreifen von Gras befreit.

Staatsstraße 2225. Abschnitt 240. Station 0,000. Bankettarbeiten. Vorarbeiter Jürgen Gobleder und seine drei Kollegen von der Straßenmeisterei Eichstätt warten auf den Lkw. „Uwe bringt den Schotter“, sagt Gobleder und meint damit Franz Wittmann, den fünften Mann im Trupp. Die Männer in den knallorangefarbenen Anzügen stehen nahe der Leitplanke auf der Straße zwischen Wachenzell und Erkertshofen. Vor und hinter ihrem Arbeitsplatz an diesem Morgen haben sie zuvor Verkehrsschilder aufgestellt. Arbeiter, 70, ein Kilometer. Engstelle, Überholverbot, 50. Ende. „Hat’s in der Nacht eigentlich geregnet“, fragt Willi Schneider. „15 Liter“, antwortet Gobleder. „Lumpenwetter“, befindet Sepp Meier. „20 Grad und trocken, das wär was!“ Gestern hat der Trupp den Abschnitt asphaltiert – zumindest den Fahrbahnrand. Schulter heben nennt man das. „Durch den regelmäßigen Schwerverkehr bricht der Rand einfach irgendwann runter“, erklärt Gobleder. Besonders bei schmalen Straßen wie dieser hier. Dann muss man flicken.

Fünf Mann. Ein großer Trupp. Insgesamt arbeiten bei der Eichstätter Straßenmeisterei 33 Personen, davon 27 Straßenarbeiter, davon zehn in Beilngries. Im Sommer ist jeden Tag nur etwa ein Drittel da. Im Winter braucht man mehr. „Jetzt kümmern wir uns um die Schäden, die durch Schnee und Eis entstanden sind“, sagt Gobleder. Die erwartete Schotterladung ist mittlerweile da. Wittmann fährt den Lkw, Gobleder räumt mit einem Rechen den Schotter von der Ladefläche. Schneider kümmert sich um das Einbauschild; damit werden die Steine mit der Asphalthöhe abgeglichen. Meier kehrt den Schotter von der Fahrbahn. Und Bernd Riedlsheimer walzt als Abschlusskommando alles fest. 500 Meter. Station 1,560.

Staatsstraße 2228. Höhe Kaldorf. Bankettarbeiten. Die zweite Station von Gobleder und den vier Kollegen. Und wohl auch die letzte für heute, hier werden sie bis Feierabend beschäftigt sein. „Manchmal hat man zwei oder drei Wochen die gleiche Arbeit“, erklärt der Vorarbeiter. Der gelernte Maurer aus Pollenfeld ist seit 22 Jahren beim Straßenbau. Eintönig sei sein Job nicht. Ganz im Gegenteil. „Man muss auf alle Fälle flexibel sein. Oft weiß man vor der Einteilung überhaupt nicht, was man den Tag über macht“, sagt Gobleder. „Und manchmal stellt man sich auf etwas ein, und es kommt ganz anders.“ Er grinst. Die Abwechslung. Das ist auch, was Kollege Meier gefällt. Er ist ebenfalls ein Quereinsteiger, erzählt er. „Ich hab als Fliesenleger gearbeitet, war viel auf Montage. Dann habe ich mich dazu entschieden, doch mehr bei meiner Familie zu sein, und hab hier angefangen.“ Vor 30 Jahren war das. „Langweilig ist mir immer noch nicht.“ Auch der 59-Jährige grinst. Neun Uhr. Brotzeit.

Staatsstraße 2225, Ortsdurchfahrt Mantlach. Abschnitt 340. Station 0,120. Auch Hermann Zahanek und sein Trupp haben heute ordentlich zu tun. Sie setzen eine Entwässerungsrinne instand. Gräben, Rohre, Sickerschächte. Deren Pflege gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Straßenmeisterei. „Wir haben jetzt ausgebaggert, dann setzten wir Granitsteine und obendrauf kommt Schotter“, erklärt er. Er steht – die Hände in die Hüften gestemmt – vor der etwa 60 Zentimeter tiefen Grube und betrachtet interessiert die zwei Fahrbahnlagen, die hier zum Vorschein gekommen sind. Oben Asphalt, unten Teer. „Da ist der alte Schrott noch drin“, sagt er. Der muss entsorgt werden. „Das machen wir, wenn wir die Schlaglöcher und die Spurrinne ausbessern.“ Zahanek deutet mit dem Fuß auf eine Vertiefung in der grauschwarzen Decke. „Wennst einmal durch bist, kannst gleich wieder anfangen“, sagt er. Das sei eben das Geschäft: Flicken, Erneuern, Instandhalten.

Arbeiter, Mäharbeiten, zwei Kilometer. Josef Schneider aus Walting kümmert sich um den zweiten Schnitt. „Für den ersten haben wir heuer fünf Wochen gebraucht“, sagt der 52-Jährige. Am Ende sei das Gras schon ziemlich hoch gewesen, stellenweise habe man die Leitpfosten gar nicht mehr gesehen. 303 Kilometer Bundes- und Staatsstraßen betreut die Straßenmeisterei. Über 600 Kilometer in zwei Schichten haben die Herren der Straße also von den grünen Halmen befreit. Nun geht das Spiel wieder von vorne los. „Jetzt ist man im Rhythmus. Der zweite Durchgang läuft“, erklärt Schneider. Sein Blick liegt konzentriert auf Randstreifen- und Duomäher, die per Hydraulik am Traktor angebracht sind. Im Winter ersetzt sie ein Räumschild.

Es ist das erste Jahr, das Schneider sich ausschließlich mit dem Grün am Straßenrand beschäftigt. Vorher war er auch mal in einem Trupp unterwegs, jetzt ist er den ganzen Tag allein. Seine linke Hand liegt auf dem Lenkrad, die rechte bedient den Hebel für die beiden Mähwerke. Nebenher dudelt das Radio. „Das läuft den ganzen Tag, aber eigentlich hör’ ich es gar nicht“, sagt Schneider. Die Strecke zwischen Ried und Konstein ist ihm heute ganz recht. Ziemlich gerade, keine Leitplanke. Den Leitpfosten weicht der kleinere Mäher mittels Fühler von selbst aus. Heute wird er einiges schaffen. „Meistens sind es zwischen 15 und 20 Kilometer am Tag. Manchmal schafft man nur zwei, zum Beispiel wenn die Strecke schlecht einsehbar ist.“ Dann nämlich müsse er langsam fahren und oft anhalten. Gegenverkehr. „Das ist schlimm. Da kannst soviele Taferl aufstellen, wies’d willst, die überholen dich trotzdem.“ Er sitzt im Bulldog, da geht’s. Für die Kollegen auf der Straße sei das schon gefährlich. Schneider ist am Ortsschild angekommen und dreht um. Staatsstraße 2047. Abschnitt 240. Station 5,920.

Einhundert Kilometer. Ein Drittel für jeden. Richard Zecherle ist einer der Streckenwarte. Der Tacho des Straßenbau-orangefarbenen Sprinters zeigt 50. Außerorts. „Ich fahre immer langsam, sonst sieht man ja nix“, sagt Zecherle. Seit 1981 arbeitet er bei der Straßenmeisterei, seit 1997 ist er Stramot. „Der Feuerwehrmann vom Straßenbau.“ Zecherle lacht. Montag und Dienstag kontrolliert er seine Strecke. Mittwoch, Donnerstag und Freitag bessert er aus, was ihm bei der Sichtung aufgefallen ist. Mäht Verkehrsinseln und Kreisel. Rückt Schilder zurecht oder tauscht sie aus. Prüft, ob alles da ist, wo es sein sollte. Oder ob etwas da ist, das nicht da sein sollte. Tiefhängende Äste und tote Tiere zum Beispiel. Die muss man dann entfernen. „Da vorne ist ein Schlagloch, das kann man nicht so lassen.“

Anhalten, aussteigen, ausbessern. Einpacken, weiterfahren. Manchmal alle paar Meter. Zecherle öffnet den Kofferraum. Darin sind Besen, Schaufel, Astschere. Und rund 20 Leitpfosten. „Kaum hat man die aufgestellt, fährt sie wieder einer um“, sagt er und zwinkert. Es komme schon auch vor, dass ein Kollege den Pfosten ummäht – im wahrsten Sinne. Zecherle zieht die Schaufel aus dem Laderaum. Holt aus dem Anhänger einen Eimer mit Kaltbitumen. Nachdem er die körnige schwarze Masse in das Loch gefüllt hat, klopft er sie fest. „Erst wenn die Autos drüberfahren, hält das richtig“, erklärt der Stramot. Utensilien verstauen, Motor anlassen. Vielleicht hält Zecherle in 500 Metern wieder an. Vielleicht fährt er direkt in die Straßenmeisterei. Dort muss er Nachschub holen. Auf dem Gelände an der Pfünzerstraße 2.