Eichstätt
"Samma zufrieden"

Wiesn-Schausteller treffen sich Sorge wegen neuer EU-Verordnung

03.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Ein Prosit beim Schaustellerstammtisch (von links): Schaustellersprecher Eduard Wentzl, OB Andreas Steppberger, Thomas Hiemer und Platzwart Heinz Buchner (beide Volksfestausschuss), Bräu Stephan Emslander, Schausteller-Pfarrer Martin Fuchs (hinten) und Festwirt Hans-Jürgen Fuchs. - Foto: kno

Eichstätt (EK) So recht lassen sie sich ja nicht in die Karten schauen: „Samma zufrieden“, lautete die Zwischenbilanz beim Schaustellerstammtisch gestern auf dem Eichstätter Volksfest. Und: „Ein Schausteller jammert nicht.“ Auch Festwirt Hans-Jürgen Fuchs ist – was sonst? – zufrieden: „Wir sind im Soll.“

Es ist nett angerichtet im Bierzelt für diese traditionelle Zusammenkunft: Käseigel, rot-weiß-karierte Tischdecken, dazu natürlich Festbier, allerdings in Halbe-Krügen. Ein gutes Dutzend Schausteller plaudert unter anderem mit Vertretern des Volksfestausschusses, Oberbürgermeister Andreas Steppberger, Schausteller-Pfarrer Martin Fuchs, dem früheren Festwirt Conny Rudingsdorfer und Bräu Stephan Emslander. Man kennt sich eben gut, wie hier immer wieder gerne betont wird.

Daher spricht ein echtes Volksfest-Urgestein auch von einer „Wohlfühlwiesn“: Edmund Diebold aus Augsburg. Seit 1960 kommt er mit seinem Autoscooter nach Eichstätt – „ununterbrochen“. Eduard Wentzl ist im 35. Jahr mit seinen beiden Kinderfahrgeschäften in der Domstadt vertreten: „Wir sind eine große Familie hier.“

In solch anheimelnder Atmosphäre scheinen die Sorgen, die Schausteller derzeit umtreiben, nur allzu weit entfernt. Es geht um eine neue EU-Norm für sogenannte fliegende Bauten, also auch Fahrgeschäfte. Demnach sollen Karussells dem offenbar steigenden Gewicht der Menschen angepasst und entsprechend massiver gebaut werden. In Medienberichten ist auch von „Dickenzuschlag“ die Rede. Bei Neubauten wird diese Norm schon angewandt. Nun ist aber noch offen, ob die alten Fahrgeschäfte Bestandsschutz genießen oder für teures Geld nachgerüstet werden müssen.

Das könnte dann möglicherweise das Aus für seine „XXL Krake“ bedeuten, die heuer am Eichstätter Volksfest steht, so Philipp-Lorenz Staudenrausch. Die Krake hat ebenso wie der „Disco-Flyer“ schon rund 40 Jahre auf dem Buckel. Flyer-Besitzer Sven Böhm ist aber relativ unbesorgt: Es sei zwar noch alles in der Schwebe, doch früher seien die Fahrgeschäfte noch robuster gebaut worden. Eduard Wentzl, auch Funktionär beim Landesverband der Marktkaufleute und Schausteller, sieht seine Gilde in dieser Frage „auf einem guten Weg“: Er sei zuversichtlich, dass der Bestandsschutz für ältere Fahrgeschäfte komme – es gehe schließlich um Existenzen. Außerdem seien die Sicherheitsstandards in Deutschland grundsätzlich schon „sehr hoch“.

Wie hoch der Wetterstandard für die verbleibenden Wiesn-Tage sein wird, dazu herrscht überwiegend Gelassenheit. „Beim Eichstätter Volksfest ist schon Herbst, das sind wir gewohnt“, zuckt Eduard Wentzl die Schultern. Festwirt Hans-Jürgen Fuchs ist sich sicher: „Es regnet nicht. Man muss sich nur den richtigen Wetterbericht anschauen.“