Eichstätt
Rosa Nieberle sagt dem "Glückshafen" Ade

55 Jahre als Losverkäuferin des Bayerischen Roten Kreuzes am Eichstätter Volksfest

03.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Rosa Nieberle trägt die Rot-Kreuz-Uniform mit Stolz, hier 2010 in Eichstätt, als ihr BRK-Präsidentin Christa von Thurn und Taxis die Ehrennadel der BRK-Bereitschaften in Gold anheftete. - Foto: EK-Archiv

Eichstätt (EK) Sie ist die älteste und erfahrenste Losverkäuferin des „Glückshafens“ auf dem Eichstätter Volksfest: Rosa Nieberle steht seit 55 Jahren am Stand des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) auf der Wiesn. Am heutigen Freitag verabschiedet sie sich.

Rosa Nieberle ist dem Roten Kreuz und der Stadt besonders verbunden. Die 94-Jährige ist eine gebürtige Eichstätterin.

Noch immer wohnt sie in ihrem Elternhaus im Eichstätter Buchtal, das ältere Eichstätter noch als Bäckerei in Erinnerung haben. Dort wurde sie am 19. März 1921 geboren und nach ihrer Mutter Rosina benannt. Als zweiten Namen gab man ihr Josefia dazu, da sie an Josefi geboren wurde. Sie hört jedoch, wie sie sagt, schon ihr ganzes Leben lang einfach auf Rosa. Vom Buchtal aus geht sie nach wie vor täglich um acht Uhr in das Eichstätter Freibad zum Schwimmen.

Am „Glückshafen“ Lose zu verkaufen, hat ihr immer gut gefallen, sagt Rosa Nieberle. „Da trifft man viele Bekannte“, erzählt sie mit großer Freude. Doch sie hat beim Roten Kreuz nicht nur Lose verkauft. Mit 18 Jahren, also 1939, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, ist sie dem Roten Kreuz beigetreten, erinnert sich Nieberle. „Es war ausgeschrieben, dass sie Leute suchen, und da hab ich mich halt gemeldet.“ Während des Krieges war sie als Helferin bei den Lazarettzügen am Bahnhof in Eichstätt und in den Lazaretten der Englischen Fräulein. Auch in den Luftschutzkellern im Priesterseminar war sie eingesetzt und half in dieser Zeit bei Fliegeralarm oder Schulspeisungen mit.

Seit 1949 hat sie auch höhere Ämter beim Roten Kreuz übernommen, Rosa Nieberle war Orts- und Kreisbereitschaftsführerin für die Frauen. Diese Funktionen hat sie 1985, im Alter von 64 Jahren abgelegt, dem Roten Kreuz ist sie aber treu geblieben. Jetzt betreut die 94-Jährige Seniorengruppen und Gruppen für Behinderte, und hilft aus, wo immer sie gebraucht wird. „Beim Blutspenden bin ich auch immer dabei, da koche ich Kaffee“, sagt sie und zeigt eine Ankündigung für den nächsten Termin. Für ihre Arbeit hat Rosa Nieberle viel Anerkennung bekommen. Ihr wurde 1996 die Bürgermedaille der Stadt Eichstätt verliehen, seit 2000 ist sie Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. Auch das BRK zeichnete sie hoch aus, so bekam sie die Ehrennadel in Gold für 70 Jahre Unterstützung, und sie wurde zum Ehrenmitglied ernannt.

Bis zum 90. Geburtstag ist Nieberle auch jedes Jahr in Rot-Kreuz-Uniform beim Volksfestumzug mitmarschiert. „Das mache ich dieses Jahr nicht mehr“, sagt sie, „aber den Kinderfestzug sehe ich mir natürlich an“. Ansonsten geht sie auch am Samstag zum Seniorennachmittag auf die Wiesn.

Und am heutigen Freitag steht sie nun zum letzten Mal nach 55 Jahren als Losverkäuferin am „Glückshafen“. Deshalb wird sie von Funktionären des Roten Kreuzes und vom Volksfestausschuss heute besonders geehrt. Dem BRK bleibt sie auch nach diesem Abschied erhalten – und auch der Eichstätter Wiesn: „Freilich, da gehe ich weiter hin“, nickt sie.