Eichstätt
Ringvorlesung: Warner vor den Gefahren des NS

Ringvorlesung des ZIMOS beschäftigt sich mit Warnern vor den Gefahren des Nationalsozialismus und Kommunismus

21.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:57 Uhr

Eichstätt (upd) Das Zentralinstitut für Mittel- und Osteuropastudien (ZIMOS) an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt lädt am Dienstag, 25. November, zum Auftakt der Ringvorlesung „Die nicht gehörten Propheten des 20. Jahrhunderts“ ein.

Professor Rudolf Morsey aus Speyer spricht um 19.15 Uhr im Hörsaal 002 (Ingbert-Naab-Saal, Kapuzinergasse, Eichstätt) zum Thema „Vergeblicher Warner – Fritz Gerlich über die nationalsozialistische Gefahr“.

Morsey ist Ehrendoktor der Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der KU und gilt als einer der führenden Historiker zur Geschichte des politischen Katholizismus, der Zentrumspartei und ihrer christdemokratischen Nachfolger. In seinem Vortrag befasst er sich mit dem Journalisten Fritz Gerlich, der sich in seiner Zeitung „Der Gerade Weg“ ab 1932 mit dem aufsteigenden Nationalsozialismus beschäftigte. Unterstützung erhielt er dabei unter anderem vom Eichstätter Kapuzinerpater Ingbert Naab. Anlässlich des sogenannten „Röhmputsches“ wurde Gerlich im Juni 1934 ins KZ Dachau verschleppt und dort erschossen.

Das „kurze“ 20. Jahrhundert gehört zu den am besten dokumentierten Epochen der Geschichte. Trotzdem gibt es viel mehr Rätsel auf als manche Perioden der Antike und des Mittelalters, deren spärliche dokumentarische Überreste nur mühsam zu rekonstruieren sind. Zu den größten Rätseln in diesem Zusammenhang gehört die Frage nach den Ursachen für den Zivilisationsbruch, der sich in der ersten Hälfte des soeben zu Ende gegangenen Jahrhunderts ereignete. Damals gelangten sowohl in Russland als auch in Deutschland Utopien an die Macht, die im „langen“ 19. Jahrhundert entstanden waren und die zunächst als unrealisierbar galten.

Diese Entwicklung, die mit einer außerordentlich tiefen Identitätskrise der europäischen Demokratie verbunden war, kam nicht über Nacht. Sie hatte sich lange angebahnt. Es gab auch eine Reihe von Mahnern, welche die Vorboten dieser Krise rechtzeitig wahrgenommen hatten. Ihre Warnungen verhallten indes ohne Resonanz. Mit einigen dieser ungehörten Propheten wird sich die Ringvorlesung des ZIMOS befassen.

Weitere Themen sind „Gegen Stalin und Hitler: Russische Exildenker über die europäische Krise der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ (Dienstag, 2. Dezember), „,Kleine’ Menschen als Basis für eine kollektive ,Größe’: Zum prognostischen Wert von Antiutopien von E. Zamjatin, A. Huxley und G. Orwell“ (Dienstag, 16. Dezember) und „Woodrow Wilson: Demokratie, Frieden und politische Freiheit“ (Dienstag, 13. Januar).