Eichstätt
Qualifizierter Wissenschaftler und geselliger Priester

Friedrich Diedrich mit 80 Jahren gestorben – 1986 bis 2001 Alttestamentler an der KU Eichstätt-Ingolstadt

15.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:41 Uhr

Eichstätt/Gelsenkirchen (upd) Am 7. Oktober ist der Alttestamentler Friedrich Diedrich (Archivfoto: Klein) im Alter von 80 Jahren gestorben. Der am 5. Oktober 1935 in Hannover geborene Priester übernahm am 1986 den Lehrstuhl für Alttestamentliche Wissenschaft an der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), den er bis zum Wintersemester 2000/2001 innehatte.

In den 14 Jahren seiner Tätigkeit prägte er nicht nur eine ganze Generation von Theologiestudierenden, sondern war auch zweimal Dekan der Fakultät (1993/95 und 1997/99). Darüber hinaus engagierte er sich in den verschiedenen Gremien, unter anderem als Mitglied des Senates. Dabei verdankt die KU seinem universitätspolitischen Wissen und seinem strukturellen Denken vieles. Nicht zuletzt geht auf seine Initiative der bereits im März 1998 gefertigte erste Entwurf einer Studienordnung für die neue Studienrichtung „Ostkirchliche Theologie“ zurück.

Auch über den engeren universitären Bereich hinaus setzte sich der Verstorbene in vielfältiger Weise ein. So war er seit 1993 Vertreter der Theologischen Fakultät auf dem Katholisch-Theologischen Fakultätentag sowie seit 1995 Geistlicher Beirat des Studenten- und Akademiker-Verbandes CV, wo er als Mitglied verschiedener Verbindungen hoch geschätzt war.

Bedeutsam ist auch sein wissenschaftliches Arbeiten und Forschen. Die Schwerpunkte seiner Forschungen lagen im Bereich der Psalmen und der alttestamentlichen Ethik. Exegese verstand er dabei in erster Linie als eine wissenschaftlich verantwortete Erschließung der Heiligen Schrift als Gotteswort in Menschenwort. So war es ihm ein wichtiges Anliegen, die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeit auch für die kirchliche Verkündigung in Predigt, Religionsunterricht und Erwachsenenbildung fruchtbar zu machen. Er beklagte immer wieder die Distanz, die manche Prediger zu den in den Gottesdiensten verlesenen Texten der Bibel haben, wiewohl die Predigt eigentlich der Auslegung und Anwendung auf die Situation der Menschen zu dienen hat. Letzteres gelang ihm selbst in vorbildlicher Weise in Predigten im Rahmen von Universitätsgottesdiensten. In guter Erinnerung sind auch verschiedene Vorträge im Rahmen der Katholischen Erwachsenenbildung beim „Forum Bibel“ auf Schloss Hirschberg oder im Eichstätter Projekt „Wider das Vergessen“ 1996.

Diedrich war jedoch nicht nur ein viel belesener und wissenschaftlich qualifizierter Alttestamentler. Gerühmt wird von allen, die ihn kannten, auch seine gesellige Art, bei der er als exzellenter Weinkenner einem guten Tropfen niemals abgeneigt war.

Die Theologische Fakultät mit ihm einen profilierten Vertreter seines Faches und engagierten Kollegen. So möge für ihn gelten, was der weise Jesus Sirach einmal über den Schriftgelehrten schreibt: „Sein Andenken wird nicht schwinden, sein Name lebt fort bis in ferne Geschlechter“ und ihm gleichzeitig das zu Teil werden, was sich der Beter in Psalm 73 erfleht: „Auch wenn mein Leib und mein Herz verschmachten. Gott ist der Fels meines Herzens und mein Anteil auf ewig.“ Beigesetzt wird Professor Diedrich im Familienkreis in der Familiengruft auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover.

Burkhard Zapff

und Jürgen Bärsch