Eichstätt
Powerfrau im Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit

Jocelyn Hinojales Aquiatan und ihr Kampf für indigene Bevölkerung

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Eichstätt (ddk) Die Zerstörung der Umwelt durch Minenprojekte, das brutale Vorgehen gegen Demonstrationen hungernder Reisbauern, die Rechtlosigkeit der indigenen Bevölkerung - es sind vielfältige Herausforderungen, denen sich die Menschen auf der südphilippinischen Insel Mindanao gegenübersehen.

Seit vielen Jahren kämpft Jocelyn Hinojales Aquiatan an der Seite von Lory Obal, Trägerin des Eichstätter Shalompreises 2014, für Frieden und Solidarität in ihrer Heimatregion.

Anlässlich des Weltmissionssonntags dieses Wochenende berichtete die vom Hilfswerk Missio unterstützte Menschenrechtlerin über ihren Kampf für Ureinwohner. Es war im April diesen Jahres nicht das erste Mal, dass es in Kidapawan auf Mindanao zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und demonstrierenden Bauern kam: "Fast immer geht es bei diesen Zusammenstößen um den Kampf um Land und damit um das Überleben vieler Familien, denen ihre Lebensgrundlage von Großkonzernen, ob Minen- oder Plantagenbetreibern, entzogen wird", sagte Jocelyn Hinojales. Sie arbeitet seit vielen Jahren als freiwillige Mitarbeiterin zusammen mit der aktuell erkrankten Lory Obal, Begründerin der Menschenrechtsorganisation ICON-SP.

Das 2014 mit dem Eichstätter Shalompreis ausgezeichnete "Netzwerk Interkultureller Organisationen für Solidarität und Frieden auf den Philippinen" (ICON-SP) unterstützt die rechtlose indigene Bevölkerung Mindanaos, bietet umfassende Bildungs- und Friedensarbeit und setzt sich für die Einhaltung von Menschenrechten in der gesamten Region ein. Vor allem die indigene Bevölkerung liegt Jocelyn Hinojales, selbst sechsfache Mutter, sehr am Herzen. "Die Indigenen haben einst in Einklang mit Natur und Umwelt gelebt. Jetzt ist alles aus den Fugen geraten", kritisierte sie.

Längst ist Mindanao nicht mehr das "Land der Verheißung", wie es einst wegen seiner Bodenschätze, vor allem Gold und Kupfer, sowie seiner taifungeschützten Lage bezeichnet wurde. Stattdessen, so berichtete Jocelyn, sei Mindanao heute Schauplatz dauerhafter Konflikte, Menschenrechtsverletzungen und unvorstellbarer Umweltzerstörung geworden. Multinationale Konzerne planten die Eröffnung der größten Kupfer-Gold-Mine. Auf einem Gebiet von rund 25 000 Hektar seien Waldrodungen, Eingriffe in die Flusssysteme und damit die Wasserversorgung der Region und die Vertreibung von Hunderten indigener Familien aus ihrer Heimat zu erwarten. Reisanbauflächen und Wälder würden dem Projekt zum Opfer fallen oder sind schon zerstört worden, so Hinojales Aquiatan.

Hier liegt ein wichtiger Arbeitsbereich der Mitarbeiter von Lory Obal, so auch von Missio-Gast Jocelyn Hinojales Aquiatan: Entschlossen setzen die Frauen des Netzwerkes ICON-SP sich gegen den Minenbau und für den Erhalt der Lebensgrundlage der rechtlosen indigenen Bevölkerung ein - ein schwieriger und oft gefährlicher Kampf gegen Großkonzerne und oft auch gegen die eigene Regierung, die den Raubbau an Bodenschätzen unterstütze.

Doch die Powerfrauen lassen sich nicht einschüchtern: "Ich habe oft große Angst. Aber wenn ich in die Augen der Kinder sehe, dann muss ich einfach für ihr Land kämpfen: Ihr Land ist ihre Zukunft", so Jocelyn überzeugt. Wichtig ist ihr auch die Bildung; zahlreiche Schulen für indigene Kinder sind bereits von ICON-SP begründet worden - mit Lehrern aus den jeweils eigenen Stämmen, erklärte Hinojales: "Nur sie können den Kinder ihre eigene Geschichte und Kultur vermitteln."