Eichstätt (EK) Seit 25 Jahren pflegt das Eichstätter Willibald-Gymnasium eine Partnerschaft mit dem Jesuiten-Gymnasium in Kaunas
Partnerschaft auf Augenhöhe

Willibald-Gymnasium präsentiert Austausch mit Litauen bei Renovabis Gastfreundschaft

17.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Bei einem Kongress der katholischen Organisation Renovabis durften die Vertreter des Willibald-Gymnasiums (Sophie Riedl, Konstantin Herfeld und Gisela Albrecht, von rechts) zusammen mit ehemaligen Schülern der Partnerschule den Austausch mit dem Jesuiten-Gymnasium in Kaunas/Litauen vorstellen. - Foto: Kraus

Eichstätt (EK) Seit 25 Jahren pflegt das Eichstätter Willibald-Gymnasium eine Partnerschaft mit dem Jesuiten-Gymnasium in Kaunas/Litauen. Aus diesem Grund durften Vertreter beider Schulen beim Freisinger Kongress von Renovabis über Arbeits- und Armutsimigration in Osteuropa berichten.

Renovabis ist eine Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa, die 1993 von der Deutschen Bischofskonferenz gegründet wurde. Ziel ist es, die gesellschaftlichen Bedingungen in den Ländern zu verbessern, die sich nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Regimes zuerst einmal weiter verschlechtert haben. Dies soll vor allem erreicht werden, indem Partnerschaften zwischen ost- und westeuropäischen Institutionen ins Leben gerufen und gefördert werden.

Gisela Albrecht, die die Eichstätter Delegation leitete, skizzierte die wichtigsten Etappen der Schulpartnerschaft, die auf eine lange und interessante Vorgeschichte zurückblicken darf: Nach dem Zweiten Weltkrieg befanden sich bis zu 1200 Flüchtlinge im ehemaligen Kloster Rebdorf, das als Lager diente. Es wurde dort ein litauisches Gymnasium gegründet, das von 1946 bis 1949 vier Abiturjahrgänge hervorbrachte. Nachforschungen des Eichstätter Professors Alfred Bammesberger hatten ergeben, dass Valdas Adamkus (mit einem Jahr Unterbrechung Litauischer Staatspräsident von 1998 bis 2009) und auch seine Frau Alma beide 1946 in Eichstätt/Rebdorf ihr Abitur abgelegt haben.

Es erfolgte eine Kontaktaufnahme mit nach Litauen zurückgekehrten Flüchtlingen, die 1991 in einem ersten Besuch einer Eichstätter Delegation in Litauen mündete. Der damalige Kultusminister persönlich hatte den Kontakt zwischen den beiden Gymnasien vermittelt, der 1992 mit der Gründung einer Schulpartnerschaft besiegelt wurde. Seither besuchen Delegationen aus Eichstätt und Kaunas im Zweijahresrhythmus die Partnerschule.

Schüler beziehungsweise ehemalige Schüler aus Kaunas, die mit der Musikgruppe "Aleva" litauische Folklore pflegen, durften die Veranstaltung musikalisch umrahmen und von ihren Erfahrungen berichten, die sie während ihres Aufenthalts in Eichstätt gemacht hatten.

Paulius Orda, der inzwischen Arzt ist, verbrachte 2005 drei Monate als Gastschüler am WG. Er betonte, dass ihm der Aufenthalt in Eichstätt klargemacht hatte, dass Europa keine abstrakte Idee mehr sei, auch habe er - wie viele andere litauische Austauschschüler - Freunde gefunden, mit denen bis heute Kontakte bestehen. Orda wurde auf das Problem angesprochen, dass viele junge Litauer nach der Schule oder dem Studium ihr Heimatland verlassen, weil die Situation auf dem Arbeitsmarkt bei ihnen nach wie vor schwierig sei. Er könne sich vorstellen, längere Zeit im Ausland - auch in Deutschland - zu arbeiten, allerdings habe er bis jetzt noch keine konkreten Pläne.

Wichtig war allen Beteiligten, dass das Gespräch auf Augenhöhe stattfand, damit die Schüler aus Osteuropa nicht als Bittsteller oder Empfänger von Zuwendungen angesehen würden. Für das Willibald-Gymnasium durften dann Sophie Riedl und Konstantin Herfeld (beide elfte Klasse) von ihren Erfahrungen berichten. Besonders berührt habe die überwältigende Gastfreundschaft, die ihnen in Litauen entgegengebracht wurde: "Da kommst du nach 42 Stunden Reisezeit gegen Mitternacht total erschöpft in Kaunas an und dann erlebst du eine unglaublich herzliche Begrüßung, als wärst du in der eigenen Familie", berichtete Sophie Riedl. Konstantin Herfeld hob den Wert der Musik als verbindendes Element hervor. Eine große Rolle spiele dabei die Big Band des WG, in der er Trompeter ist. Nach den Konzerten der verschiedenen musikalischen Formationen - die Schüler treten übrigens immer in der Landestracht auf - werde gemeinsam getanzt und man bringe den Schülern des Gastlandes die eigenen Volkstänze bei.

Alle Beteiligten waren sich darin einig, dass auf diese Weise Partnerschaften und Freundschaften entstehen, die sich insofern von traditionellen Austauschbeziehungen unterscheiden, weil sie "persönlicher und intensiver sind und deswegen auch länger anhalten".