Eichstätt
"Nicht mehr viel zu rütteln"

Kaufland will in diesen Tagen Bauantrag einreichen – Firma Weitner befürchtet Schlimmes

27.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:59 Uhr

Energische Gegner des Kaufland-Projekts: die Unternehmer Heinz Weitner (links) und Werner Weitner. Der zu erwartende Auto- und Lieferverkehr sei nicht beherrschbar und gefährde die innerbetrieblichen Abläufe der 260 Mitarbeiter starken Firma, sagen sie.

Eichstätt (EK) Die Pläne zum Neubau des Kaufland-Marktes im Gewerbegebiet Sollnau werden konkret: In diesen Tagen soll der Bauantrag eingereicht werden. Entschiedenen Widerstand gibt es weiterhin von der Firma Weitner.

Das Unternehmen fühlt sich von der Stadtspitze schlicht im Stich gelassen. Wie Kaufland auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, seien die Planungen so weit abgeschlossen, dass der Bauantrag nun gestellt werden kann: „Der weitere Zeitplan hängt von der Erteilung der Baugenehmigung ab. Wir gehen davon aus, dass diese noch in diesem Jahr erteilt wird“, heißt es von der Kaufland-Pressestelle. Im Frühjahr 2016 soll mit dem Abriss des ehemaligen Obi-Marktes begonnen werden. Kaufland rechnet dann mit einer einjährigen Bauzeit für den neuen, rund 3300 Quadratmeter großen Verbrauchermarkt.

Gegen das Vorhaben regte sich nicht nur Widerstand von Eichstätter Einzelhändlern, auch die benachbarte Maschinenbaufirma Weitner, mit rund 260 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber der Stadt, steigt auf die Barrikaden. Seniorchef und Unternehmensgründer Werner Weitner und sein Sohn, Geschäftsführer Heinz Weitner, befürchten durch die Ansiedlung von Kaufland Schlimmes – nämlich den „totalen Verkehrskollaps“ in der Sollnau: „Dann geht bei uns und den anderen Firmen gar nichts mehr“, bezieht Werner Weitner sich auf den Lieferverkehr und die An- und Abfahrten der Mitarbeiter. Immerhin wird für Kaufland mit einem täglichen Aufkommen von rund 1600 Autos gerechnet. Für Weitner eine Horrorvision: „Heute schon haben wir genügend Staus.“ Das Problem bei der Firma Weitner, die seit 45 Jahren in Eichstätt und seit 1980 in der Sollnau ansässig ist: Die Hallen sind auf mehrere Standorte auf einer Fläche von rund 20 000 Quadratmetern im Gewerbegebiet verteilt. „Wir mussten halt immer das zukaufen, was gerade frei war.“ Der meiste „innerbetriebliche“ Verkehr läuft eben über die Straße, die auch zum neuen Kaufland führt. Nun versuche die Firma, durch Verlagerungen innerhalb der Sollnau zumindest ein wenig gegenzusteuern.

Ein Verkehrsgutachten widerlege Weitners Befürchtungen, so Oberbürgermeister Andreas Steppberger gegenüber unserer Zeitung. Die zusätzliche Belastung sei demnach „unproblematisch“. Er räumt allerdings auch ein: „In der Realität kann es natürlich anders aussehen, als es auf dem Papier steht.“ Daher müsse man die Situation, wenn es so weit ist, beobachten und gegebenenfalls reagieren. Sollte Handlungsbedarf bestehen, „werden wir sicherlich Möglichkeiten finden, den Verkehr entsprechend zu lenken“.

Auf das Verkehrsgutachten wiederum gibt Werner Weitner keinen Pfifferling: Man stütze sich hier auf Parameter, „die weit an der Realität vorbeigehen und damit wertlos sind“. Die Verkehrsströme würden „am grünen Tisch simuliert“, fügt Heinz Weitner hinzu. Er könne problemlos ein Gegengutachten erstellen lassen, meint Werner Weitner, „das dann sicherlich zu unseren Gunsten ausfallen würde“.

„An dem Thema Kaufland wird es nicht mehr viel zu rütteln geben“, so Oberbürgermeister Andreas Steppberger mit Verweis auf die entsprechenden Stadtratsbeschlüsse und den erteilten Bauvorbescheid. Es werde aber versucht, auf die Bedürfnisse der Firma Weitner einzugehen, was deren Expansionsdrang angeht. Auch Weitner sei sich bewusst, dass die Meinungsbildung in Sachen Kaufland abgeschlossen sei, ist der Oberbürgermeister überzeugt. Die Stadt habe ihm jedenfalls „die uneingeschränkte Zusammenarbeit“ angeboten. Hier bringt Steppberger die geplante Erweiterung der Sollnau ins Spiel (wir berichteten): Weitner solle darüber nachdenken, ob nicht doch Flächen entlang des Gürtels an der B 13 für ihn infrage kämen.

Dieser lehnt rundweg ab: Die Erweiterung sei eine „absolute Fehlplanung und keine brauchbare Alternative“. Unter anderem gebe keinen ausreichenden Platz für Hallen, „abgesehen von den immensen Kosten und dem Zeitfaktor“. Und was die Erschließung des Gebiets angeht, ist da noch die Sache mit den Zufahrten. Hier droht weiteres Ungemach. Eine der Zufahrten soll nach Weitners Aussagen über ein Areal direkt neben seiner Firma führen. Dieses Grundstück hat er allerdings vor Kurzem erst gepachtet – für 25 Jahre.

Das Thema Kaufland geht Werner Weitner an die Substanz, gibt er offen zu: „Die Stadt hat gezeigt, dass sie für unsere Firma nichts übrig hat.“ OB Andreas Steppberger und Stadtbaumeister Manfred Janner seien wohl eher „Kaufland zugetan“. Er werde Widerspruch gegen die Baugenehmigung einlegen, sobald diese vorliege, kündigt Weitner an. Grundsätzlich hätte die Stadt eine Ansiedlung von Kaufland schon im Vorfeld verhindern können, glaubt der Unternehmer, der selber für das Obi-Grundstück mitgeboten hatte, aber nicht zum Zuge kam.

Eine zwischendurch mal ins Auge gefasste Verlagerung des Betriebs nach Preith sei im Übrigen vom Tisch, so die Weitners, und damit wollen sie auch gar nicht kokettieren. „Wir sind in Eichstätt verwurzelt und wollen hier bleiben“, stellt Heinz Weitner klar. Allerdings müsse sich der Betrieb auch weiterentwickeln können. Und dabei vermisse er – wie das Beispiel Kaufland gezeigt habe – die Unterstützung der Stadt, ergänzt Werner Weitner.