Eichstätt
Nächste Schlappe für die DJK

Patt im Stadtrat zu geplantem Neubau der Gaststätte Hitzige Debatte Vereinsmitglieder fassungslos

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Flankiert von Mitgliedern der DJK, setzte sich der Stadtrat erneut mit dem Gaststättenneubau auseinander. Nach eineinhalb Stunden gab es bei der Abstimmung ein Unentschieden. - Foto: M. Schneider

Eichstätt (EK) "Wo ist denn hier die versteckte Kamera", fragte ein Zuschauer, als er am Donnerstagabend den stickigen Sitzungssaal des Eichstätter Rathauses verließ. Vorausgegangen war eine denkwürdige Debatte des Stadtrats über den Neubau der DJK-Gaststätte mit einem nicht minder denkwürdigen Ergebnis: Elf Mitglieder stimmten für den Vorschlag des Bauamts zur Kostenreduzierung, elf dagegen. Das Patt bedeutet: Alles auf Anfang. Denn in einer weiteren Abstimmung, die 18:4 endete, beschloss das Gremium eine Deckelung der Kosten auf die ursprünglich prognostizierten 330 000 Euro (wir berichteten bereits in unserer Freitagsausgabe). Fast schon tragisch für die DJK: Das erste Votum wäre zu ihren Gunsten ausgefallen, wäre FW-Stadtrat Adalbert Lina da gewesen. Er hatte noch eine Stellungnahme pro Verwaltungsvorschlag verlesen lassen. Lina befindet sich allerdings im Urlaub.

Im Vorfeld hatte Stadtbaumeister Manfred Janner eine "kompromissfähige Lösung" für das Streitthema angedeutet. Demnach könnten rund 40 000 Euro eingespart werden. Bekanntlich hatte der Stadtrat die Kostenüberschreitung von 90 000 Euro für das Gesamtvorhaben mehrheitlich nicht mitgetragen und in seiner Sitzung vor drei Wochen eine deutliche Reduzierung verlangt. In einer früheren Kostenschätzung war noch von 330 000 Euro für den Gaststättenneubau die Rede gewesen, die Kostenberechnung fiel dann mit 410 000 Euro deutlich höher aus. Weniger dramatisch war die Steigerung bei den Nebenkosten für Abbruch, Gründung, Entsorgung und so weiter: Hier stehen nun 225 000 Euro statt 213 500 Euro zu Buche.

Am Donnerstagabend legte Janner dann die neuen Zahlen auf den Tisch: Demnach würde die Gaststätte durch Reduzierung von Ausbaustandards und Eigenleistungen der DJK wie Malerarbeiten etwa 40 000 Euro günstiger. Größter Posten: der Verzicht auf eine Kühlzelle für 15 000 Euro. Oberbürgermeister Andreas Steppberger bemerkte dazu: "Nun ist alles ausgereizt."

Von wegen - das wurde in der folgenden, rund eineinhalbstündigen hitzigen Diskussion, die von etwa zehn DJK-Mitgliedern mit zunehmendem Kopfschütteln mitverfolgt wurde, deutlich. Von einer "Scheinverbilligung" sprach Willi Reinbold (ÖDP) in Bezug auf die Reduzierung der Kühlzellen und forderte Nachbesserungen beim Pachtvertrag, um die Mehrkosten auffangen zu können. CSU-Fraktionschefin Elisabeth Gabler-Hofrichter bezeichnete das Ergebnis als "enttäuschend". Sie vermisse "andere Wege wie schlüsselfertiges Bauen". Carmen Albrecht (CSU) setzte nach: "Eine günstigere Lösung muss doch zu machen sein." Das Kontra folgte prompt. Wolfgang Wollny (Grüne) meinte, die 90 000 Euro komplett einsparen zu wollen, "ist von Beginn an illusorisch gewesen", und vermutete andere Motive hinter dem ablehnenden Verhalten mancher Stadtratskollegen: "Wir können nicht einen Verein dafür abstrafen, dass man hier mit einigen Berechnungen der Verwaltung in der Vergangenheit unzufrieden war." Gleichzeitig verwies Wollny auf den städtischen Zuschuss in Höhe von rund 780 000 Euro für den Kunstrasenplatz: "Dabei geht es nur um eine Sparte, während es bei der DJK 15 Sparten sind." Auch angesichts der Jugendarbeit des Vereins sei der Neubau "eine Pflichtaufgabe".

"Jeder hier" wolle, dass die DJK zu ihrer Gaststätte komme, formulierten auch die Gegner des Verwaltungsvorschlags hartnäckig. Aber ebenso hartnäckig vermissten sie "Plan B": "Für 330 000 Euro muss das doch hinzukriegen sein", beharrte Elisabeth Gabler-Hofrichter. Ins Gespräch kam Holzständer-, Modul- oder Sandwichbauweise, was von den Kosten her "eine ganz andere Hausnummer" wäre, so Rudi Engelhard (CSU). Auch Container seien wieder denkbar, ergänzte SPD-Fraktionsvorsitzender Stefan Schieren: "Die sind doch derzeit günstig zu haben."

Solche Alternativen seien allesamt geprüft worden, hielt Manfred Janner entgegen: Es gehe hier um Qualitätsstandards. Container beispielsweise seien zwar etwas günstiger, würden aber einen höheren Unterhalt bedeuten. Generell sei er "etwas befremdet", bekannte Janner: "Wenn Sie einen Schuldigen suchen, dann benennen Sie mich." Stefan Schieren wies das zurück: Hier solle niemand abgestraft werden, "wir müssen aber die Finanzen der Stadt im Auge behalten".

Auch das Thema Eigenleistungen kam aufs Tapet: In den Dörfern bauten die Vereine ihre Häuser selber, hieß es, warum sei das nicht in Eichstätt möglich? "Finden Sie eine Firma, die Eigenleistung in ihre Gewährleistung aufnimmt. Ich habe noch keine gefunden", so Janner. Schließlich sei in diesem Fall die Stadt der Auftraggeber. Klaus Bittlmayer (Grüne) pflichtete bei: "Wir wollen keine halbscharige Lösung."

Im Laufe der Debatte macht sich dann etwas Ratlosigkeit breit: "Wo der Hase im Pfeffer liegt, wird man nicht feststellen können", meinte Horst Bacherle (CSU), "wir haben uns verrannt" Christian Alberter (SPD).

Da half es auch nicht mehr, dass OB Andreas Steppberger von der "letzten Alternative" sprach und Dritter Bürgermeister Gerhard Nieberle (SPD) für den Verwaltungsvorschlag warb: Das Bauamt soll nun eine Planung für 330 000 Euro vorlegen - und zwar "all inclusive" und innerhalb weniger Wochen, was Manfred Janner mit einem halblaut gemurmelten "sicher nicht" quittierte.

Die anwesenden DJK-Mitglieder zeigten sich anschließend fassungslos: "Unglaublich", war zu hören. Unter diesen Vorgaben sei der Neubau nicht zu verwirklichen, hieß es. Angedacht sei eine Delegiertenversammlung im Januar, um über das weitere Vorgehen zu beraten.