Eichstätt
Nachhaltigkeit konkret wie geht das?

"Laudato si'"-Veranstaltung stellte die Philippinen und die "Wunderpflanze" Bambus in den Mittelpunkt

20.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Foto: Dagmar Kusche

Eichstätt (EK) Klimawandel, Hunger und Armut, ausgelaugte Böden und Artensterben: Täglich werden wir mit der Situation unseres Planeten und der Frage nachhaltiger Zukunftsgestaltung konfrontiert. Welche Schritte aber sind konkret möglich, um an einem umfassenden Wandel mitzuwirken?

Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung mit dem Titel "Die Welt retten? Transformation konkret!" der akademischen Vortragsreihe "Laudato si'". Die päpstliche Enzyklika im Diskurs für eine Große Transformation".

"Ein großer Gedanke - verwirklicht in kleinen Schritten konkreten Handelns" - nur so ist es vorstellbar, dass die Nachhaltigkeitsimpulse der päpstlichen Umwelt- und Sozialenzyklika "Laudato si'" ihre Umsetzung finden können. Mit Spannung erwarteten die rund 70 Besucher der "Laudato si'"-Veranstaltung wieder Anregungen, wie nachhaltiges Handeln sich konkret bei uns und in anderen Teilen der Welt darstellen und was jeder Einzelne dazu beitragen kann. Denn auf Einladung von Projektleiter Ulrich Bartosch von der Fakultät für Soziale Arbeit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW), des Institute for Advanced Sustainability Studies Potsdam (IASS), des Referats Weltkirche und des kirchlichen Hilfswerks Missio stellte der Eichstätter Theologe Engelbert Groß ein Nachhaltigkeitsprojekt auf den Philippinen vor. Das auch von Eichstätter Seite umfassend unterstützte Bambus-Aufforstungsprojekt in der Metropolregion Manila, so erfuhren die Zuhörer am Montagabend, stelle nicht nur ökologisch ein herausragendes Beispiel für konkretes nachhaltiges Handeln dar, sondern sei auch politisch, wirtschaftlich, sozial und integrativ enorm gewinnbringend für die dort unter widrigsten Bedingungen lebenden Menschen im Großraum Manila.

Mit großer Leidenschaft berichtete der emeritierte Professor für Religionspädagogik mit Schwerpunkt Eine-Welt-Pädagogik von der Initiative des Steyler Paters Benigno Beltrán zusammen mit einer jungen Künstlergruppe und der indigenen Bevölkerung, den Dumagats, die Wiederaufforstung des bereits dramatisch von den verarmten Indigenen abgeholzten Waldgebiets mit Bambus einzuleiten und dadurch die permanente Bedrohung vieler Millionen Menschen durch Taifune, Sturzfluten und Dürren im Flussgebiet Marikina einzudämmen. "Bambus ist nicht nur eine Gras-Wunderpflanze, sondern bewirkt zugleich ein Gesellschafts-, ein Wirtschafts- und ein Solidaritätswunder", schwärmte Groß. Denn in der Tat zeichne sich Bambus durch sein erstaunlich schnelles Wachstum und seine hohe Druck- und Zugfestigkeit bei geringem Gewicht aus, was es zu einem der vielfältigsten Rohstoffe mache und wirtschaftlich sogar mit Stahl und Beton konkurrieren lasse. Sozial biete das Bambusaufforstungsprojekt in dem von Armut, Kinderarbeit, Prostitution und Kriminalität geprägten Raum wieder Perspektiven für junge Menschen und indigene Gruppen, die sich nun solidarisch um ihren über Jahrzehnte zerstörten Lebensraum sorgten und einen Neuanfang wagen könnten.

Zuvor hatten Klaus König, Akademischer Rat an der Fakultät für Religionspädagogik der KU, und der philippinische Missio-Gast Bischof Valentin Cabbigat-Dimoc über die "Ruinierte Schöpfung" und die vielfältigen sozialen und ökologischen Probleme der Menschen auf den Philippinen informiert. König berichtete von der Hauptinsel Luzon, in deren Zentrum die Stadt Marikina am gleichnamigen Fluss liege. Immer wieder, zuletzt im August 2016, seien die Menschen des dicht besiedelten Gebiets nördlich von Manila hilflose Opfer von Hochwasserkatastrophen oder Trinkwassernot, Überschwemmungen oder Dürren. Der Grund: die Zerstörung des Wassereinzugsgebiets.

Die verarmte Bevölkerung setze auf zerstörerische Feldarbeit, ausbeuterische Farmmethoden, illegale Abholzung und darauf basierender Holzkohleproduktion - mit fatalen Konsequenzen für die Menschen.

Nur eine konzertierte Aktion zur Neugestaltung des Marikina-Wassergebietes, eben durch die Aufforstung von Bambuspflanzen, biete eine nachhaltige Lebensgrundlage und langfristige effektive Katastrophenhilfe für den dramatisch beschädigten Lebensraum.

Auch der philippinische Missio-Gast, Bischof Valentin Dimoc, zeichnete ein düsteres Bild von seiner Heimat, in der Armut und Korruption zu fataler Umweltzerstörung und zu einem Teufelskreis von Elend führten. Als Verfechter der Rechte der indigenen Bevölkerung kämpfe er indes unermüdlich gegen die Zerstörung der Umwelt, korrupte Konzerne und Politiker und die Missachtung von Umweltgesetzen und habe dabei schon einige Erfolge erzielt.