Eichstätt
Mit allen Registern

Elisabeth Sperer und Winfried Englhardt tauchen Schutzengelkirche in sphärische Klänge

27.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Elisabeth Sperer und Winfried Englhardt präsentierten Werke aus verschiedenen Epochen der Musik an der Orgel der Schutzengelkirche. - Foto: Greck

Eichstätt (EK) Von der Renaissance bis hin zur Gegenwart - einen solch großen Bogen spannten die beiden Organisten Elisabeth Sperer und Winfried Englhardt beim Orgelkonzert zum Patrozinium in der Schutzengelkirche am vergangenen Sonntagnachmittag. Im Rahmen der Seminarkonzerte gastierten die beiden Münchner Musiker in Eichstätt und zeigten dabei eine große Leistung.

Mit "Carillon" von Andreas Wilscher, einem zeitgenössischen Komponisten, begannen die beiden Organisten ihr einstündiges Programm. Das Stück stand auch ganz im Zeichen seines Namens: dem Orgelregister Carillon - einem Glockenspiel. Es beendete das Stück alleine mit schlichtem Läuten. Seinen Anfang hingegen machten rasche sturzbachähnliche Linien, bevor sich das Stück in einem schlichten Liedteil mit kleiner Registrierung beruhigte.

Schlicht mutete zunächst auch die "Orgelfantasie op. 12" des Österreichers Josef Labor an: Nur mit den Orgelpedalen begannen Sperer und Englhardt das Stück, bei dem sie nach einzelnen jubilierenden Melodiesträngen das volle Volumen ihres mächtigen Instruments zur Geltung brachten. Majestätisch im Klang, aber gleichzeitig atemlos mit schnellen Phrasen wirkte dieses moderne Stück in der barocken Schutzengelkirche.

Auch Gaston Litaizes Finale der "Sonate à deux" verliehen die beiden Organisten einen unruhigen Charakter gerade durch ihr rhythmisch akkurates Spiel, das mit Dissonanzen in den Harmonien versetzt war. Harald Genzmers "Introduktion und Variationen für Orgelduo", das den beiden Organisten gewidmet ist, löste die Spannung mit zum Teil sphärischen Klängen auf: Sperer und Englhardt füllten die Schutzengelkirche mit schwebenden Akkorden aus fahlen Registern der Orgel, die sich mit rasch fließenden Themen abwechselten, wobei die beiden Musiker flinke Finger an den Manualen bewiesen.

Durchbrochen wurde diese spannungsgeladene moderne Orgelmusik durch "klassischere" Werke, die dem spärlich gekommenen Publikum immer wieder akustische Ruhepunkte boten. Aus der Renaissance brachten Sperer und Englhardt Giovanni Gabrielis "Sonata pian e forte" mit, die sie mit unterschiedlicher Registrierung der Orgel dynamisch gut in Szene setzten. Auch bei Johann Sebastian Bachs Variationen über "Sey gegrüsset Jesu gütig" holten die Musiker viele oft verborgene Orgelklänge hervor. So schallten zum Beispiel Hörner bei den mächtig instrumentierten Teilen von der Empore, während bei den schlanken Variationen leisere Pfeifen und schnellere Motive dominierten.

Auch bei der "Sonate in F-Dur" des böhmischen Komponisten Jan Krtitel Vanhal aus dem 18. Jahrhundert lieferte das Orgelduo beeindruckende Musik ab. Im "Allegro moderato" überzeugten sie mit einem flotten Tempo, während sie im "Adagio o Andante" den Tasten liebliche verschnörkelte Melodien entlockten, um im finalen "Allegro" wieder tänzerisch die Finger über die Manuale gleiten zu lassen.

Gerade die Mischung zwischen Musikstilen aus vergangenen Jahrhunderten und der heutigen Zeit gab dieser musikalischen Stunde in der Schutzengelkirche einen besonderen Zauber. Diesen genoss die kleine Schar an Zuhörern sichtlich und hörte mit den 567 Engeln der Kirche durch alle Register der Orgel und Epochen der Musik staunend zu.