Eichstätt
Mit Esprit und großer Spielfreude

Theatergruppe des Gabrieli-Gymnasiums bot mit der Odyssee eine Meisterleistung

10.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:50 Uhr

Ausdrucksstark agierte die Theatergruppe bei der Eigenproduktion nach Homers Odyssee - Fotos: bei

Eichstätt (EK) Homer hätte seine Freude gehabt. Die Odyssee als Szenentheater, bei dem Augenblicke zu Lichtblicken werden und die mythische Welt auf der Bühne wie im fahrenden Zug vorbeigleitet, manchmal langsam und dann wieder in einem Tempo, das die Wirklichkeit zu leuchtend bunten Fäden zieht.

Es war eine Meisterleistung, welche die 19-köpfige Theatergruppe des Gabrieli-Gymnasiums unter Leitung von Adalhard Biederer abgeliefert hat. Wie in einer Federzeichnung wird die Welt auf aussagekräftige Elemente reduziert, die dann ihrerseits im Kopf des Zuschauers wieder eine größere Realität erschließen. So wird aus einfachen Ruderbewegungen ein Schiff und aus aufgesetzten Schwimmbrillen ein ganzes U-Boot samt lautstarkem Torpedoangriff.

Nicht der Text steht im Vordergrund, sondern die Bewegung, die einfachen und doch so aussagekräftigen Requisiten, die Pantomime, der Tanz und natürlich immer wieder die Mimik der mit Exaktheit, Esprit und großer Spielfreude agierenden Schüler. Hier werden fast mühelos Gefühle zu bewegten Bildern, die zusammen mit der durchdachten Musikauswahl dramatische Strukturen erhalten.

„Odysseus. Reise. oder irgendwas mit Frauen“ lautete der Titel der Eigenproduktion, die in der Aula an zwei Abenden zur Aufführung kam. Die Geschichte ist so einfach wie alt: Nach dem Fall Trojas versuchen Odysseus und seine Gefährten nach Hause zurückzukehren, doch bis sie dort sind, müssen sie ganz im Sinne eines Abenteuerromans etliche Hindernisse bewältigen.

Odysseus, der Schlaue, war gleich doppelt besetzt, und dies im Rahmen eines theaterinternen Konkurrenzkampfes. Vinzenz Hanke spielte den Sohn des Laërtes eher bodenständig und mit feinen komödiantischen Akzenten, während ihn Nico Lindner in gleichfalls schauspielerischer Bravour greller und heroisch aufgepimpt skizzierte. Eine ebenfalls originelle Idee war als Blick hinter die Kulissen der „Polyphem-Workshop“, der eine Theaterprobe mit vier Entwürfen zeigte. Vier einäugige Riesen in unterschiedlichen Ausprägungen (darunter Lena Bittlmayer, die in ihrer frischen und charmanten Art auch in anderen Szenen Akzente setzte) samt Blendungsszene waren zu bewundern – das Rennen machte als der „kleine Polyphem“ Michael Lindner, der reihenweise die Mütterherzen im Publikum zum Schmelzen brachte.

Großes Theater war auch der Besuch der Gefährten bei den Lotophagen, wo nach dem Genuss der Früchte die Gruppe in Ekstase verfällt und wie die Derwische über die Bühne rast. Schnitt. In der Arachnophobia-Szene tauchen kunstvoll-akrobatisch krabbelnde Spinnen auf. Schnitt. Die im wahrsten Sinn des Wortes bezirzende Theresa Mittl umgarnt gekonnt Odysseus, während seine Männer beim „Jailhouse-Rock“ zu Schweinen werden – wen wundert’s? Schnitt. In der Unterwelt hat Odysseus Mühe, den richtigen Weg gewiesen zu bekommen, und am Schluss werden die Schatten der Toten erbarmungslos auf ihre Zimmer geschickt.

Als Personifikation wurden die Winde dargestellt (Ellen Werner glänzte als souveräner Aiolos) und in einer Massenszene wird der (fast nackte) Odysseus bei den Phäaken begrüßt (erfrischend: Clara Netter als anmutige und unbeschwerte Königstochter). Und so ging es weiter – den kreativen Ideen waren schier keine Grenzen gesetzt bis hin zur Schlussszene, eine Abfolge von emotionalen Standbildern, die dem Leidgeprüften endlich sein schwer verdientes Happy-End zukommen ließ und anschließend einen wahren Applaussturm zur Folge hatte.