Eichstätt
Meilenweit durch Berg und Tal

Über den Schulweg indischer Kinder berichtete Schwester Kesary Ruzar Fernandes am Gabrieli-Gymnasium

21.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr

Für gute Bildung setzt sich Schwester Kesary Ruzar Fernandes in Indien ein. - Foto: Buckl

Eichstätt (buk) Eine ungewöhnliche Religionsstunde erlebten die rund 80 katholischen Schülerinnen und Schüler der vier achten Klassen des Gabrieli-Gymnasiums (GG) vergangene Woche. Die indische Schwester Kesary Ruzar Fernandes, die für Misereor in der Diözese Eichstätt zu Gast war, hielt einen Vortrag.

Als Sozialarbeiterin ist sie für das Projekt "Jeevan People-Led Empowerment" (PLE) für die Caritas Indien tätig, wobei sie in ihrer Arbeit fünf Dorfgemeinschaften betreut und diese fast täglich besucht.

Vorgestellt wurde sie einerseits von Fachbetreuer Winfried Mederlein, andererseits vom diözesanen Weltkirche-Referenten Gerhard Rott, der in seiner Einführung zunächst dem GG großes Lob dafür spendete, dass "Missio"- und "Misereor"-Gäste an dieser Schule stets mit offenen Armen aufgenommen würden. In ihren auf Englisch vorgetragenen Ausführungen berichtete Schwester Kesary, die in Mumbai den Bachelor in Sozialarbeit erlangt hatte, von ihrem Wirken für die Caritas in Indien, einem Partner von Misereor: Ihr gehe es darum, die Jugend zu unterstützen und deren Recht auf Bildung einzufordern. So hätten etwa in ihren Dorfgemeinschaften die Kinder ein Recht auf einen Schulbus - konnten den aber zunächst nicht nutzen. Es gebe drei Aspekte, die man für die Kinder zu verwirklichen versuchen müsse: Erstens sollte man sich um eine gute Regierungsführung bemühen, die auf die Rechte der Kinder eingeht. Zweitens sei wichtig, die Bevölkerung in den Dörfern zu einer nachhaltig betriebenen Landwirtschaft zu erziehen, was den Kindern ebenfalls zugutekomme, da gute Ernährung für ihre Gesundheit wichtig sei. Und drittens bemühe sie sich darum, die kulturelle Identität der Menschen in den von ihr betreuten Dörfern zu stärken.

Beeindruckt zeigten sich die Achtklässler vom Schulweg der indischen Kinder, wovon Schwester Kesary Bilder zeigte - die Kinder von Katkary etwa müssen über Berg und Tal meilenweit laufen. Die Straßen seien so schlecht, dass keine öffentlichen Transportmittel genutzt werden können. Bisweilen tauchten auch gar keine Lehrer auf, wenn die Schulen sehr weit abgelegen sind. Zu sehen gab es außerdem Bilder von Treffen von Eltern, die diese missliche Situation besprachen und in Zusammenarbeit mit Caritas und Misereor Anträge an Behörden und Dorfvorstände stellten, um ein besseres Transportwesen zu erhalten. Mit Erfolg: Kürzlich konnte ein regelmäßiger Busverkehr zwischen der Schule und dem elf Kilometer von der Hauptstraße abgelegenen Dorf Gosaviwadi, in dem 196 Familien leben, etabliert werden.

Sehr aufgeweckt zeigten sich die jungen Zuhörer in der abschließenden Fragerunde, in der sie sich dafür interessierten, welche Fächer in den Schulen unterrichtet würden - neben Mathematik und Englisch etwa die Landessprache Maharati. Und ob es vorkomme, dass Kinder nicht in eine Schule könnten, obwohl sie wollten? Das musste Schwester Kesary bejahen: "Wenn die Eltern selbst nicht gebildet sind, erkennen sie den Wert einer guten Bildung nicht." Das will sie ändern.