Eichstätt
Mehr Realitätsbezug im Unterricht

Mitglieder der Kinderkommission im Bayerischen Landtag diskutieren in Eichstätt mit Schülersprechern

13.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:41 Uhr

Sie hörten aufmerksam zu: Tanja Schorer-Dremel (rechts), die Vorsitzende der Kinderkommission, und ihre Kollegin Gabi Schmidt (links) im Gespräch mit Schülervertretern. - Foto: gfs

Eichstätt (gfs) „Der Lehrplan im G 8 ist optimierungsfähig.“ Diese Formulierung gebrauchte die Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel (CSU) bei einer Diskussion mit Schülervertretern in Eichstätt.

Schorer-Dremel ist Vorsitzende der Kinderkommission im Bayerischen Landtag, besuchte in diesem Zusammenhang mit ihrer Kollegin Gabi Schmidt (FW) ihren Wahlkreis und befragte dabei Jugendliche nach ihren Sorgen. Mit dabei war Andreas Zinsmeister vom Sozialministerium. Claus Schredl, Schulleiter am Willibald-Gymnasium in Eichstätt und Gastgeber für dieses Politikgespräch, betonte die Wichtigkeit, über die Belange und Lebensbedingungen von Kindern in Bayern zu sprechen.

Wie Tanja Schorer-Dremel mitteilte, ist die Kinderkommission ein Gremium, das paritätisch besetzt ist: Jede der vier Parteien im Landtag entsendet einen Vertreter. Sie rühmte diese Kommission als einzigartig in Deutschland: „Die anderen Bundesländer verfügen nicht über so etwas.“

Ort der Diskussion war die Bibliothek des Willibald-Gymnasiums, wo sich knapp 40 Schülervertreter und begleitende Lehrkräfte aller Schularten im Landkreis Eichstätt eingefunden hatten. So waren etwa Schülersprecher der Mittelschulen Kösching und Lenting, der Realschulen aus Kösching, Rebdorf und Eichstätt sowie Vertreter der Gymnasien aus Beilngries, Gaimersheim und Eichstätt erschienen. Die angesprochenen Themen waren dann ein buntes Potpourri aus dem Leben der Jugendlichen, die aber doch sehr mit dem Schulbereich verbunden blieben. So lautete eine der ersten Fragen, ob die Regierung denn nicht gesundes Essen an Schulen fördern könne. Schorer-Dremel verwies auf die Beratungsstellen in Bayern, die über die Ausgewogenheit bei der Ernährung informieren würden und auch die Möglichkeit hätten, „Coaches“ an die Schulen zu schicken. Kontrovers diskutiert wurde dann die Nutzung von Mobiltelefonen und Smartphones – eine Diskussion allerdings auf Grundlage einer klaren juristischen Sachlage: Die Nutzung derartiger Medien ist derzeit an bayerischen Schulen verboten. „Diese Geräte sind alltagsnotwendig“, sagte Schmidt und plädierte damit für einen offenen Umgang. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir die Politik an die Realität anpassen können.“ Während der Diskussion zeigte sich zum einen, dass an vielen Schulen bereits Kompromisslösungen praktiziert würden, aber auch, dass viele Schüler bereits mittels Medienpädagogen oder auch Polizisten über die Gefahren von sozialen Netzwerken aufgeklärt wurden – zumindest in der Theorie. Bemängelt wurden in diesem Zusammenhang auch der je nach Schulen unterschiedliche Umgang mit Speichersticks („Nur schuleigene Medien sind erlaubt“) oder der teils schlechte Breitbandausbau in manchen Regionen Bayerns.

Bei einem weiteren Diskussionspunkt forderten einige Schüler mehr Realitätsbezug („Zwiebelschälen“) an den Schulen und machten den Vorschlag, eine feste Stunde pro Woche einzuführen, in der nur über Themen des Alltags gesprochen werde. Hier zeigte sich, dass gerade das an Mittelschulen beheimatete Klassleiterprinzip gute Arbeit leistet.

Ein letzter, vehement diskutierter Punkt betraf dann nur die Gymnasiasten. Die Verdichtung des Lehrplans im Rahmen einer Einführung des achtstufigen Gymnasiums habe zu sehr viel Nachmittagsunterricht geführt. Schorer-Dremel machte hier keinen Hehl daraus, dass sie das G 8 nach wie vor „für die richtige Variante des Gymnasiums“ halte, gab aber auch zu, dass der Lehrplan „moderat angepasst“ werden und „für Entschleunigung“ gesorgt werden müsse.

Schmidt hingegen favorisierte, ganz parteikonform, das neunstufige Gymnasium. „Die Zeit zum Lernen und auch in einen Verein zu gehen, muss den Kindern vergönnt sein“, sagte die Freie-Wähler-Politikerin. Und sie ermutigte die Schüler: „Macht eine Petition an den Landtag. Das darf jeder Bürger.“