Eichstätt
Medien- und Meinungsfreiheit für Syrien

AK Shalom für Gerechtigkeit und Frieden der KU stellt Preisträgerprojekt vor - Gottesdienst am Sonntag

22.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr
Der AK Shalom für Gerechtigkeit und Frieden an der KU Eichstätt-Ingolstadt veröffentlicht das diesjährige Preisträgerprojekt. −Foto: Schurr-Schöpfel

Eichstätt (EK) Der AK Shalom für Gerechtigkeit und Frieden an der KU Eichstätt-Ingolstadt hat den diesjährigen Preisträger benannt. Es ist SCM, das Syrische Zentrum für Medien- und Meinungsfreiheit.

Den Preis entgegennehmen werden Yara Bader und Mazen Darwish. Beide setzten sich unter Einsatz ihres Lebens für die Menschenrechte und die Meinungsfreiheit in Syrien ein, wie es in der Mitteilung heißt. Sie führen ihre Arbeit im Exil in Berlin weiter. "Während in Syrien, derzeit in Ost-Ghuta, das Regime von Bashar al-Assad gemeinsam mit russischem Militär sowie Milizen des Irans gnadenlos die Zivilbevölkerung bombardiert, die UN um eine Feuerpause flehen, verhallt alles ungehört, und das Morden geht weiter", so der AK Shalom. Der SCM pocht auf eine Offenlegung der Menschenrechtsverletzungen und klagt vor internationalen Gerichten.

Mazen Darwish (43) ist Menschenrechtsanwalt und Journalist. Er gründete 2004 das SCM nach seiner Rückkehr aus dem Exil in Frankreich und wurde bereits damals mehrmals verhaftet. Zu Beginn der Syrienkrise und des friedlichen Aufstandes gegen die Diktatur im Jahr 2011 "inhaftierte, folterte und tötete die Assad-Regierung wahllos Menschen". Über diese Menschenrechtsverletzungen berichtete der SCM. Im Februar 2012 wurde das Büro der Pressefreiheitsorganisation in Damaskus gestürmt. Darwish und mehrere Mitarbeiter, darunter seine Frau Yara Bader, verschwanden in Gefängnissen. Einige wurden nach ein paar Tagen freigelassen, Yara Bader nach drei Monaten. Mazen Darwish wurde ohne Anklage dreieinhalb Jahre in verschiedenen Militärgefängnissen und unterirdischen Verliesen des Geheimdienstes festgehalten und gefoltert.

Die studierte Theaterwissenschaftlerin und Journalistin Yara Bader (32) setzte sich aus dem Exil im Libanon, dann von Europa aus für die Freilassung ihres Mannes sowie zahlreicher weiterer politischer Gefangener ein. Prominente wie der Schriftsteller Salman Rushdie sprachen sich ebenfalls vehement für eine sofortige Freilassung aus. Mitte 2015 kam Darwish nach einer Amnestie frei, die Anklage "Terrorismus" wurde aber nicht fallengelassen. Da Mazen Darwish weiter über die Menschenrechtsverletzungen berichtete, über die Kriegsverbrechen des Regimes genauso wie über die von radikalen Kämpfern, war die Arbeit in Syrien nicht mehr möglich. Yara Bader überzeugte ihren Mann, ins Exil zu gehen. Seit 2015 leben Yara Bader und Mazen Darwish im Exil in Berlin und führen die Arbeit des SCM von dort aus weiter. Das Syrische Zentrum für Medien- und Meinungsfreiheit setzt sich für ein demokratisches Syrien, in dem die Menschenrechte Geltung haben, ein. Um dies zu erreichen, müssten Täter zur Rechenschaft gezogen werden, wie Yara Bader, Mazen Darwish und die anderen Mitarbeiter des SCM betonen.

SCM arbeitet mit der im Dezember 2016 gegründeten UN-Behörde IIIM (International Impartial and Independent Mechanism) zusammen, der eine prominente französische Richterin vorsitzt, außerdem mit der Unabhängigen Internationalen Untersuchungskommission für Syrien. Die Organisation bereitet zukünftige Anklagen vor. SCM dokumentiert und hört Opfer und Zeugen an. Nach dem Weltrechtsprinzip sei das nationale Strafrecht auch auf Sachverhalte anwendbar, die keinen spezifischen Bezug zum Inland haben, und auch wenn weder Täter noch Opfer die Staatsangehörigkeit des betroffenen Staates besitzen. Die Straftat muss sich gegen international geschützte Rechtsgüter richten. Im März 2017 hat der SCM (durch den Anwalt Anwar al-Bunni) eine erste Klage beim Generalbundesanwalt gegen sechs hochrangige Mitarbeiter des syrischen Geheimdienstes eingereicht. Die deutsche Justiz hat die Arbeit aufgenommen.

Das Syrian Center for Media and Freedom of Expression, das in enger Verbindung mit dem RSM (Reporter sans Frontiers - Reporter ohne Grenzen) steht, setzt sich für die Meinungs- und Medienfreiheit und einen zivilgesellschaftlichen Wandel zu einer Demokratie in Syrien ein. SCM macht Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen in Syrien öffentlich und bringt sie vor Gerichte. Das SCM setzt sich weiter für inhaftierte Medienschaffende und Schriftsteller ein.

Die Shalompreisverleihung findet am 23. Juni 2018 in der Sommerresidenz der KU Eichstätt-Ingolstadt statt. Am kommenden Sonntag, 25. Februar, um 10.45 Uhr ist im Salesianum in Eichstätt der Auftaktgottesdienst mit Pater Stefan Weig. Dabei stellt der AK Shalom das Projekt vor.

Der Shalompreis ist einer der höchstdotierten Menschenrechtspreise in Deutschland. Im vergangenen Jahr konnten 30500 Euro an das Projekt PREDA auf den Philippinen überwiesen werden. Die gesamte Arbeit des AK ist ehrenamtlich. Mitglieder sind Studierende und Bürgerinnen aus Eichstätt.