Eichstätt
Lodda, Howie und der Heino

Chris Boettcher präsentierte im Alten Stadttheater sein jüngstes Programm "Schluss mit Frustig"

23.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

"E - E - Erdogan, lebenslang regieren ... - und islamisieren ...": Chris Boettcher hat eine Vielzahl von Gag-Lieferanten, die er in sein Programm einbaut. - Foto: Traub

Eichstätt (wbu) Alle waren sie in das Alte Stadttheater (Asthe) gekommen: der Olli, der Jogi, der Lodda und die Lichtgestalt, die inzwischen freilich zur "Zwielichtgestalt" mutierte, Stars wie Maffay, Lindenberg und Grönemeyer, der Howie und der Heino, dazu Politiker wie der Horst, der Edmund und die Angela. Ergänzt wird der illustre Reigen durch Dieter Bohlen und den "Terminator" Arnold Schwarzenegger.

Ihre Stimmen stammen aber alle aus derselben Kehle - nämlich der von Chris Boettcher, der am Samstag in Eichstätt sein jüngstes Programm "Schluss mit Frustig" präsentierte.

Boettcher ist ein gern gesehener Gast, wie die stattliche Zahl von 250 Besuchern im Festsaal des Asthe zeigte. Der 1964 in Ingolstadt geborene Braumeister-Sohn lässt sich regelmäßig in Eichstätt blicken, so 2009 im "Gutmann" (mit "Bavarian Super Hero"), 2011 ("Paparazzo") oder Anfang 2016 ("Best of"). Stets ist dies ein Heimspiel, weil Boettcher einst an der Katholischen Universität Germanistik studierte, um dies "nach sechs Semestern erfolgreich abzubrechen". Manche frühere Mitstudenten der Generation "50 + x" können sich noch gut an ihn erinnern, und er sich an sie. Nun also "Schluss mit Frustig".

Doch wie auch immer Boettchers Programme heißen mögen - stets begegnet man vielen "Klassikern" und bekannten Nummern wieder. Dabei stört es nicht, wenn manche der karikierten Protagonisten im Diskurs längst "out" sind, so Bischof Mixa, Silvio Berlusconi oder Sarkozy, der seit seiner Heirat mit Carla Bruni gern "Je t'aime" als neue französische Nationalhymne hätte. Im Gegenteil: Manches gibt es nun auch nicht einmal mehr als Zugabe, das man gerne wieder einmal live gehört hätte. Den Song "Männer über 40" etwa, oder Maffays "Muh".

Boettcher ist neben Wolfgang Krebs wohl der derzeit begnadetste Stimmen-Imitator auf den Bühnen Bayerns, ein akustisches Chamäleon, das treffsicher in zahllose stimmliche Rollen und Marotten schlüpft - ob nun Angie lispelt, Jogi schnieft oder Olli Kahn knarzt ("Ääääh!"), ob Calli Callmund bräsig brummt oder Loddar "fränggelt" - ganz zu schweigen von Gestalten wie Boris Becker, die ja fast schon zu Parodien ihrer selbst geraten sind. Zudem ist Boettcher ein grandioser Entertainer, der vor Witz und Esprit sprüht, während er sich flott und virtuos am Keyboard begleitet. Parodien und Pointen, Sprüche und Sentenzen, Gags und Kracher fliegen dem schenkelklopfenden Publikum um die Ohren.

Neu im Gruselkabinett der Gag-Lieferanten sind jetzt Trump und Erdogan, die rasch in treffende Travestien eingingen: von "Sex Trump, Sex Trump" bis hin zum Dschingis-Khan-Verschnitt "E - E - Erdogan, lebenslang regieren ... - und islamisieren ...". Auch Ungarns Orban und Kim Jong Un ("Ich schoss noch niemals auf New York, ich schoss noch niemals auf Hawaii") passen gut in die Reihe, ebenso spielt nun die AfD eine Rolle, deren Kandidaten ein "Gruselalbum" von Panini-Sammelbildern füllen könnten. Und top-tagesaktuell geht es darum, dass just am Tag des Auftritts "die Tschechen ihren eigenen Trump gewählt haben". Freilich ist es eine Gratwanderung, wenn inmitten eines von geistreichen Blödeleien und Parodien dominierten Programms politische Ambitionen laut werden. Doch Boettcher stürzt dabei nicht ab. Wo es politisch heikel wird, oder wenn die "Sendung mit der Maus" Trump und Gauland thematisiert, dann lächelt er "political incorrectness" charmant weg.

Einen Running Gag seiner Programme stellt stets das Verhältnis von Mann und Frau dar, was auch diesmal nicht zu kurz kommt, wenn Frauen Hunden verzeihen, was sie am Mann monieren ("Riecht er streng, wird er gerüffelt / doch Rex, der wird geknuddelt, auch dann wenn er müffelt ..."). Lebhaften Applaus erhält eine Nummer über heranwachsende Töchter und Söhne ("In der Pubertät / da wird der Mensch unendlich blähd!"). Klar, dass der "Top-Model"-Song, Wiesn-Hit von 2009 ("Zehn Meter geh', ja mei, ist des schee"), als letzte Zugabe erklingen würde - zu dem alle eifrig mitklatschen konnten. Ein höchst vergnüglicher Abend, der Lust macht auf das nächste Boettcher-Programm ...