Eichstätt
Licht und Schatten

Eichstätter Einzelhändler malen ein differenziertes Bild ihrer Lage

11.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Wenn die Qualität stimmt, ist die Kundschaft auch bereit, den entsprechenden Preis dafür zu zahlen. Darin sind sich viele Eichstätter Einzelhändler einig. - Foto: Bartenschlager

Eichstätt (EK) Die Lohnzuwächse waren anständig, die Zinsen sind niedrig, die Leute haben Geld in der Tasche. Und das sitzt locker, wie das Statistische Bundesamt herausgefunden hat. Deutschlandweit wird kräftig konsumiert. Nicht zuletzt der Einzelhandel profitiert davon - auch in Eichstätt.

Die Stimmung unter den Einzelhändlern in der Stadt unter dem Strich eher freundlich, aber offensichtlich liegen Licht und Schatten dicht beieinander. Zunächst einmal die Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden. Laut einer Pressemitteilung im Januar setzten die Einzelhandelsunternehmen in Deutschland voriges Jahr schätzungsweise real wie nominal zwischen 2,8 und 3,1 Prozent mehr als 2014 um. Das lässt nur einen Schluss zu: Es handelt sich um die höchste reale Umsatzsteigerung seit 1994.

Die Eichstätter Einzelhändler beurteilen ihre Situation differenziert. Die in der Spitalstadt beheimateten Geschäftsleute zeigen sich durch die Bank zufrieden. "Das war definitiv eine Verbesserung", bekräftigt Carola Langscheid von Zwirn & Zwille. Gründe gebe es viele: Parkplätze direkt vor der Tür, die Sichtbarkeit des Ladens, die gute Erreichbarkeit und die Lage am Stadtbahnhof, was für Laufkundschaft sorge. Was den Umsatz angehe: "Die Leute überlegen gut, ob ihnen die Qualität das Geld wert ist." Wer sich auskenne, der zahle den geforderten Preis für die hohe Qualität. "Weihnachten war sehr gut, jetzt ist es ruhiger", sagt Heidi Stachel vom "Franz Xaver". Auch Heidi Stachel verzeichnet viel mehr Laufkundschaft. Hier mache sich das Umfeld bemerkbar. Kunden kämen aus Neuburg, Ingolstadt oder Weißenburg.

"Die Ecke hat einen guten Mix", finden Florian und Andreas Jenuwein. Sie bewerten ihren Umzug von der Innen- in die Spitalstadt positiv. Mit der größeren Verkaufsfläche könnten sie neue Kunden ansprechen. Und die Entwicklung beim Bahnhof sei ja noch nicht abgeschlossen. "Jedes neue Geschäft macht sich auch bei uns bemerkbar", erklärt Andreas Jenuwein.

Als "voll gut" bezeichnet Rebecca Böhm, die die "chocolatique" betreibt, das Geschäftsklima. "Es wird mehr konsumiert." Sie ist auch bei Pro Eichstätt aktiv und verweist auf bestimmte Initiativen: "Wir von Pro Eichstätt haben die Verpflichtung, die Qualitätsmerkmale des regionalen Einzelhandels herauszustellen." Dazu zählt sie Service, gute Beratung und den persönlichen Kontakt zur Kundschaft.

Auf Kunden, die auf Qualität und nachhaltigen Konsum Wert legen und darauf achten, unter welchen Umständen die Ware gefertigt wurde, haben sich Katarzyna Fidos und Julia Schwarzer spezialisiert. Dass sich der Umsatz beim "Fairwandel" im Januar und Februar gesteigert hätte, kann Fidos aber nicht bestätigen.

"Die Voraussetzungen in Eichstätt wären gigantisch", finden Maria Emslander-Haugg und Marion Hilgart von Mema-Keramik. "Es gibt so viele schöne, innovative Läden." Doch die Innenstadt leide an einem Hauptproblem: Die Grundfrequenz sei zu gering. Laufkundschaft in der Innenstadt? Marianne Schöler (Lisette) schüttelt den Kopf. "Schauen Sie raus auf die Straße. Mehr muss ich nicht sagen." Eine ähnliche Beobachtung hat Alfons Gary gemacht, der vor Kurzem "Antik & Kult" eröffnet hat. Er müsse sich den Markt erst aufbauen. Seine Kundschaft sei bunt gemischt: Alteingesessene, Touristen, Studenten, das passe schon. Doch am Faschingsdienstag hatte Gary hoffnungsfroh seinen Laden aufgeschlossen. Ergebnis: "Tote Hose." Dann ist er zum Westpark gefahren: "Dort gab es keinen freien Parkplatz mehr."

Woran liegt es also, wenn viele eingesessene Einzelhändler über mangelnde Umsätze klagen, und das, obwohl in der Bischofs-, Verwaltungs- und Schulstadt eigentlich genügend Kaufkraft vorhanden sein müsste? "Der Einzelhandel leidet unter den Anbietern auf der Grünen Wiese, dem FOC und den Internet-Verkäufen", sagt Willi Eisenhart, der mit der Zinngießerei freilich bundesweit aufgestellt ist. Für Eva Bauer (Eva's Kinderladen) halten die Verkehrsführung sowie die Parkraumüberwachung, die sie als überzogen bezeichnet, die Kundenströme aus der Stadt. Margit Ahles (Spielwaren) klagt über mangelnde Vielfalt in der Innenstadt: "Es müsste vom Sortiment her mehr geboten sein." Gerade für junge Leute gebe es kein ansprechendes Angebot. Sogar eine besondere Mentalität der Eichstätter wird ins Feld geführt: Es gebe viele Bürger, die es nach Ingolstadt ziehe, sagt Martin Escherle (Radltreff Escherle). Andererseits kämen viele Kunden aus den Umlandgemeinden.

Manchmal hängt alles vom Wetter ab. Dass kein Schnee liege, die Lifte nicht laufen und keine Loipen vorhanden seien, merke er deutlich, so Horst Bacherle von "Sport & Action".